An allen Ecken und Enden fehlt es in der Gastronomie derzeit an Personal. Bundesweit und freilich auch im Landkreis Bad Kissingen. Christian Hänsch, Wirt der Kultkneipe "Zoom Eulenspiegel" in der Bad Kissinger Bachstraße, reagiert nun darauf. Wie der 52-Jährige auf der Facebook-Seite seiner Kneipe, besser bekannt als die "Eule", verkündet, gibt es Veränderungen beim Service und bei den Öffnungszeiten.
So ist die "Eule" künftig nur noch von Mittwoch bis Samstag, jeweils ab 17 Uhr, geöffnet. Tageweise gibt es keine Bedienung an den Tischen mehr, Gäste müssen sich ihre Bestellungen an der Theke abholen. Und je nach personeller Lage und Besuchsaufkommen wird die Küche gelegentlich kalt bleiben, präzisiert Hänsch.
Unter der Woche sei es zwar möglich, parallel zur Bewirtung einige Speisen zuzubereiten, erklärt er im Gespräch mit dieser Redaktion, doch am Wochenende funktioniere das einfach nicht mehr. "Mindestens zwei oder drei Leute" brauche der 52-Jährige.
"Eulenwirt" Christian Hänsch wollte eigentlich zum 1. Juli aufhören
Der Personalmangel begleite ihn, seit er nach dem Lockdown wieder geöffnet habe. Dazu komme eine Sondersituation für die "Eule": Denn eigentlich wollte Hänsch die Kneipe nach neun Jahren zum 1. Juli an einen neuen Pächter übergeben.
"Derjenige ist leider abgesprungen. Zwei Servicekräfte hatten da aber schon aufgehört, weil sie dachten, dass ich auch aufhöre", so Hänsch. Mehr oder minder notgedrungen betreibt er seine Kneipe weiter. Der Pachtvertrag mit der Stadt Bad Kissingen läuft noch drei Jahre, sagt er in der Hoffnung, eine Nachfolgelösung zu finden.
Denn sollte das Lokal mehr als sechs Monate leer stehen, müsste ein neuer Pachtvertrag aufgesetzt werden und der Bestandsschutz würde wegfallen, so Hänsch. "Dann würde es wohl größere Umbauten geben", sagt der 52-Jährige, der auch für Die Linke im Bad Kissinger Stadtrat sitzt. Wichtig sei ihm vor allem, dass "die Eule so bleibt, wie sie ist".
Hänsch arbeitet Vollzeit als Pfleger und betreibt zudem seine Kneipe "Zoom Eulenspiegel"
Lukrativ ist der Job als Kneipier in der Bachstraße derzeit nicht. Wegen der Corona-Pandemie hatte Hänsch begonnen, halbtags als Pfleger zu arbeiten. Dies tut er inzwischen in Vollzeit. "Ich gehe momentan arbeiten, um die Eule irgendwie offen zu halten. Aber es ist unter dem Strich schwierig, davon leben zu können, zumindest mit Familie. Nach dem Lockdown war es in der Anfangsphase okay, aber inzwischen lässt der Besuch wieder stark nach. Wir haben jetzt auch die Zeit mit vielen Festen, die Leute sind eben anderweitig unterwegs."
Eine große Einnahmequelle für die Bad Kissinger Gastro-Szene ist lange das Rakoczy-Fest gewesen. Heuer findet es vom 29. bis 31. Juli erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wieder im gewohnten Ausmaß statt. Die "Eule" wird dann aber voraussichtlich geschlossen bleiben. "Weil ich davon ausgegangen bin, dass mein Nachfolger dann schon aktiv ist, haben wir für diesen Zeitraum Urlaub gebucht", erklärt Hänsch. Wohl ab dem 25. Juli wird seine Kneipe deshalb vorerst dicht sein.
Alles Liebe und Gute von J. B