Kann man mit Schokolade Medaillen holen? Arno Wielgoss hat's ausprobiert. Der Geschäftsführer der Perú Puro GmbH (Frankfurt) bewarb sich unlängst mit zwei seiner Schokoladen aus zertifiziertem Fairtrade-Kakao bei den International Chocolate Awards – und räumte gleich im Vorentscheid Silber und Bronze ab. "Am 2. August bekamen wir die Nachricht. Wir sind total begeistert", sagt der Agrar-Ökologe, der aus Nüdlingen stammt und heute mit seiner Familie in Würzburg lebt. Seit 2013 importiert er, zusammen mit seiner Kollegin Frauke Fischer, in einem Start-up-Unternehmen Edelkakao aus Peru und lässt diesen in einer Schweizer Schokoladenmanufaktur hochwertig verarbeiten (wir berichteten).
Wielgoss unterstützt seit etwa 15 Jahren Kakao-Bauern in den peruanischen Anden darin, ökologische Landwirtschaft zu betreiben und mit ihren zertifizierten Fairtrade-Produkten auch angemessene Preise zu erzielen. Eine Crowdfunding-Kampagne im Internet war 2017 so spektakulär gut angelaufen, dass Wielgoss kurz darauf in einer Schweizer Manufaktur aus dem hochwertigen peruanischen Ur-Kakao zum ersten Mal Schokolade herstellen lassen konnte.
2018 wurde der zweite "Jahrgang" der 70-prozentigen dunklen "Chuncho-Gold"-Schokoladen hergestellt. Gleichzeitig wagten sich die Schweizer Hersteller an die Produktion einer neuen Milchschokolade mit 52-prozentigem Kakao-Gehalt und der Milch von "glücklichen Schweizer Kühen" (Wielgoss). Inzwischen ist die Perú Puro GmbH von der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis (Düsseldorf) unter 800 Bewerbern zu einem der 30 nachhaltigsten Unternehmen Deutschlands ausgewählt worden. Im Herbst geht's diesbezüglich in die Endrunde (wir berichteten).
Zeitgleich sind die Schokoladen des jungen Unternehmens auch bei den International Chocolate Awards im Gespräch gewesen. Im Oktober 2019 findet bei diesem weltweiten Wettbewerb die Finalrunde in Florenz statt. Aktuell geht es in mehreren Vorentscheiden um die Besten in den einzelnen Ländern. Bei einem Vorentscheid im Juni wurden beispielsweise die besten Schokoladen aus Europa, dem Mittleren Osten und Afrika gekürt. In Kopenhagen fanden sich dazu renommierte Schokoladen-Sommeliers, Pâtissiers, Restaurantchefs und Journalisten dieser Branche zusammen und verkosteten süße Tafeln, die von 800 Bewerbern unter anderem aus Frankreich, Dänemark, Deutschland, Russland, Israel, Schweden, Trinidad und Tobago eingeschickt worden waren.
Die Schokoladen werden dort "blind verkostet". Die Jury weiß also nicht, von wem die Tafeln stammen, weiß Wielgoss. Bewertet werden dabei unter anderem der Geschmack, die Festigkeit (Wielgoss: "Ob es beim Beißen knackt") und der Geruch. Die meisten Menschen wissen gar nicht mehr, wie Ur-Kakao eigentlich schmeckt, sagt der Unternehmer. "Unser letzter Jahrgang schmeckt nach roten Beeren, ist auch etwas zitrusfruchtig und wenn man ihn, wie Sommeliers das tun, zehn Minuten lang im Mund hat, kommen Karamell- und Vanille-Noten hinzu", beschreibt Wielgoss das Aroma seines "Chuncho-Golds".
Bewertet werden bei diesen Meisterschaften immer nur "Bean-to-Bar"-Produkte, das sind Schokoladen, die direkt, ohne Zwischenverarbeitung, aus den Kakaobohnen hergestellt werden. "Das ist die höchste Kategorie der Schokoladenverarbeitung – und da sind wir gleich mit beiden Schokoladen drin", sagt Wielgoss begeistert. Er und seine Kollegin Frauke Fischer freuen sich über die Maßen: "Denn wenn man so will, gehören wir mit unseren fairen Produkten schon jetzt zum besten Promille der Schokoladenherstellung weltweit."