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Platz
Neun Monate nach dem Großbrand: Was sich in Platz seitdem getan hat und was noch an die Katastrophe erinnert
Im August 2022 wütete ein Feuer im Ortsteil von Geroda, das binnen kürzester Zeit auf mehrere Gebäude übergriff. Bis heute sind die Folgen des Infernos sichtbar.
Die Spuren des Brandes sind in Platz bis heute deutlich sichtbar.
Foto: Torsten Leukert | Die Spuren des Brandes sind in Platz bis heute deutlich sichtbar.
Simon Snaschel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:55 Uhr

Der 10. August 2022 hat Spuren hinterlassen in Platz, dem 300-Seelen-Ortsteil von Geroda im Landkreis Bad Kissingen. Vor rund neun Monaten brach in der kleinen Ortschaft ein Scheunenbrand aus, der binnen kürzester Zeit auf mehrere Gebäude übergriff: 14 Objekte sind betroffen, zwei Wohnhäuser und fünf Scheunen brennen komplett nieder.

Bei Hitze und Trockenheit habe sich Heu entzündet, wird schnell als Ursache ausgemacht. Um die 200 Einsatzkräfte aus 20 Feuerwehren sowie mehr als 50 Landwirte helfen beim Löschen. Dürre und Wind tragen zu einer schnellen Ausbreitung des Brandes bei.

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Die einzig gute Nachricht an diesem Mittwochabend vor gut einem Dreivierteljahr: Ernsthaft verletzt wurde niemand.

Bürgermeister Alexander Schneider: Es hätte noch viel schlimmer kommen können

Gerodas Bürgermeister Alexander Schneider war der erste, der das Feuer meldete. Heute spricht der 35-Jährige von "Glück im Unglück". Er kann sogar lächeln, wenn er die dramatischen Stunden im Gespräch mit dieser Redaktion schildert. Auch, wenn das Inferno schon rein materiell längst keine bloße Vergangenheit ist.

An diesem verregneten Mai-Vormittag deutet Schneider auf eine große Grünfläche. Dort stand einst die Scheune, in der das Unglück seinen Anfang nahm. Von ihr ist nichts geblieben. Der Bürgermeister erklärt, wie das Feuer sich verbreitete - und wohin zum Glück nicht.

Gerodas Bürgermeister Alexander Schneider an der Stelle, an der das Feuer im Sommer 2022 in einer Scheune ausbrach.
Foto: Simon Snaschel | Gerodas Bürgermeister Alexander Schneider an der Stelle, an der das Feuer im Sommer 2022 in einer Scheune ausbrach.

In Platz grenzt entlang der Marktstraße, die durch einen Großteil der Ortschaft führt, nahezu ein Haus ans andere. Viele sind baulich verbunden. Der Scheunenkomplex, in dem die Flammen ausbrachen, ist nur durch eine schmale Seitenstraße von vielen weiteren Wohnhäusern abgegrenzt. "Hätte das Feuer darauf auch noch übergegriffen, hätten wir es so schnell wohl nicht mehr einfangen können", sagt Schneider. So sind eben "nur" Gebäude am Ortsausgang in Richtung Waldfenster betroffen.

Verlassene Wohnhäuser in der Marktstraße geben ein gespenstisches Bild ab

Einige sind bis heute nicht bewohnbar. Ein Haus war von zwei Seiten von dem Scheunenkomplex, in dem der Brand ausbrach, eingerahmt. Im Dach klaffen bis heute Löcher, die Scheiben in Richtung Straße sind teilweise geborsten. Und an der Rückseite, dort, von wo aus das Feuer wohl auf das Gebäude übergriff, deckt bis heute eine große, schwarze Plane weite Teile des Hauses ab. Bewohnt ist es seit dem Brand noch nicht wieder, so Schneider.

Die Brandschäden sind auch an einigen Wohnhäusern in Platz nach wie vor sichtbar.
Foto: Torsten Leukert | Die Brandschäden sind auch an einigen Wohnhäusern in Platz nach wie vor sichtbar.

Viel schwerer noch ist das Haus nebenan gezeichnet. Das einstige Dach kann man kaum mehr so nennen. Neben wenigen verbliebenen Ziegeln ist nur ein verkohlter Dachstuhl geblieben. Ein Nebengebäude ist nurmehr eine Ruine. Schon vor dem Brand stand das Haus leer, sagt Bürgermeister Schneider - zum Glück.

Es scheint schwer vorstellbar, dass man hier überhaupt noch einmal leben könnte. Denn schon der Eindruck, der sich von außen erhaschen lässt, ist gespenstisch: Im Inneren des verlassenen Gebäudes sieht es aus, als hätte es gestern erst gebrannt. Die Reste der früheren Einrichtung lassen sich zwischen Brandschutt, herabgestürzten Balken und nutzlos gewordener Schränke nurmehr erahnen.

Schwer gezeichnet ist auch dieses schon vor dem Brand unbewohnte Haus in der Marktstraße.
Foto: Torsten Leukert | Schwer gezeichnet ist auch dieses schon vor dem Brand unbewohnte Haus in der Marktstraße.

Für das Ortsbild sei diese markante Erinnerung an den Tag der Katastrophe nicht schön, sagt Schneider. Doch ändern könne man daran wenig. Das Haus befinde sich in Privatbesitz und es sei der Gemeinde bisher nicht gelungen, es zu erwerben - zu weit liegen die Preisvorstellungen auseinander, wie Schneider erklärt. So lange keine Einsturzgefahr bestehe, sei niemand verpflichtet, die Brandreste zu beseitigen.

Noch im Mai 2023 wird in Platz Brandschutt zusammengeräumt

Auch im übrigen Ort finden sich im Mai 2023 noch Spuren des Brandes. Angefragte Abrissfirmen haben lange keine Zeit gefunden, alle Reste zu beseitigen, erklärt ein Anwohner, während nun doch ein Bagger die verkohlten Überbleibsel einer Scheune in einen Container verfrachtet und nach Material trennt. Lange sei nichts geschehen, so habe er selbst erst sehr spät ein mit Brandschutt belegtes Feld bestellen können, erzählt der Landwirt.

Noch Anfang Mai, also rund neun Monate nach dem Großbrand, wurde in Platz Brandschutt verräumt.
Foto: Torsten Leukert | Noch Anfang Mai, also rund neun Monate nach dem Großbrand, wurde in Platz Brandschutt verräumt.

Von derartigen Ärgernissen abgesehen sei der Brand aber nicht mehr das ganz große Thema, sagt der Mann. Und auch Alexander Schneider meint, dass die Ereignisse zwar nicht komplett weg wären aus den Köpfen der Menschen, aber auch nicht mehr Tag für Tag Gesprächsthema. "Es braucht alles seine Zeit", sagt der Bürgermeister - ein bisschen davon wird es noch dauern, bis zumindest die materiellen Spuren der Katastrophe komplett beseitigt sind.

 
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