Der Kissinger Sommer steht unter Beobachtung. Grundsätzlich, das weiß der Stadtrat, ist das Defizit zwar unvermeidlich. Doch wie sich das Minus entwickelt, das betrachtet das Rathaus Jahr für Jahr mit Sorge. Den Versuch, mit dem Wechsel von Gründungsintendantin Kari Kahl-Wolfsjäger zu Intendant Tilman Schlömp das Defizit substanziell Richtung 500 000 Euro pro Jahr zu senken, musste die Stadt bald als zu ambitioniert aufgegeben.
Der grundsätzliche Sparwille ging darüber aber nicht verloren. 2020 darf das Defizit noch einmal 800 000 Euro betragen. Doch für 2021 schraubt der Stadtrat die Leitplanken etwas enger. 750 000 Euro soll Intendant Schlömp als Obergrenze für das Defizit 2021 einhalten, beschloss der Stadtrat jetzt.
Auslastung von 61 Prozent
Grundlage dieser Vorgabe ist ein Festival mit 52 Konzerten. Als Basis zu Grunde gelegt wird für die Vorgabe zudem eine Auslastung von 61,12 Prozent. Das kommt offenbar von Erfahrungswerten der jüngeren Vergangenheit. Bis jetzt hatte man in der Stadt bei der Planung dem Vernehmen nach mit einer Auslastung von 65 Prozent kalkuliert, diese Quote dann in der Realität aber nicht erreicht. Der Stadtrat erteilte Schlömp den Planungsauftrag für den Kissinger Sommer 2021, der sich übrigens besonders der Musik des späten 19. Jahrhunderts widmet, auf Basis der beschriebenen Vorgaben am Mittwoch. Er tat das mit großer Mehrheit, aber nicht ohne internen Widerspruch. Stadträtin Birgit Eber stellte in Frage, ob ein Festival mit einem Defizitdeckel von 750 000 Euro wirklich noch hohe Qualität bieten könne. 2012 sei bei 52 Konzerten schon genauso viel für Honorare ausgegeben worden, wie Schlömp für 2020 planen könne. In dieser Zeit seien die Einkommen aber deutlich gestiegen. Unterstützung bekam sie von Martha Müller. Die Deckelung des Defizits auf 750 000 Euro sei "eigentlich eine Zumutung". Schlömp bestätigte gerne, dass er sich schon sorgt, mit dem Festival in eine Abwärtsspirale zu geraten. Wenn der Deckel wenigstens 800 000 Euro betrage, wäre ihm erklärtermaßen wohler. Oberbürgermeister Kay Blankenburg warnte mit Leidenschaft davor, an den offenkundig nichtöffentlich schon vorbesprochenen Leitplanken zu schrauben. Der Stadtrat habe den Deckel aus gutem Grund beschlossen. Hintergrund sei, dass die Stadt zur Verbesserung seiner Finanzsituation vom Freistaat Stabilisierungshilfen erhält. Dazu müssten die freiwilligen Leistungen kritisch überprüft werden. far