Wildflecken

Labor in Wildflecken auf Wachstumskurs

Das Labor Rosler in Wildflecken wächst mit neuem Konzept. Viele wissen gar nicht, was im Weißen Haus im Wald auf dem ehemaligen Kasernengelände passiert.
Eduard Rosler und Heike Kuran leiten die Labor Rosler GmbH in Wildflecken. Wolfgang Dünnebier       -  Eduard Rosler und Heike Kuran leiten die Labor Rosler GmbH in Wildflecken. Wolfgang Dünnebier
| Eduard Rosler und Heike Kuran leiten die Labor Rosler GmbH in Wildflecken. Wolfgang Dünnebier

Für Außenstehende war das Labor Rosler schon immer unscheinbar. Und kaum einer vermutet, woran die Menschen hinter den schweren Türen des ehemaligen Offizierscasinos der US-Armee arbeiten. Dabei liegen die Ursprünge 25 Jahre zurück.

1994 gründete Dr. Peter Rosler in einer Wildfleckener Privatwohnung sein erstes Labor. "Er hat als einer der ersten Ärzte in Deutschland mit der ganzheitlichen Stuhldiagnostik begonnen", erinnert sich Dr. med Eduard Rosler, der Sohn des Firmengründers bei einem Pressegespräch anlässlich des Firmenjubiläums.

Die Idee seines Vaters kam damals an und das Labor wuchs. 1997 nannte es sich Vitatest und zog in das ehemalige Offizierscasino um. Es war aber nicht unumstritten, weil es der Schulmedizin sehr skeptisch gegenüber stand. 2016 stand der Betrieb am Scheideweg. Peter Rosler starb ohne Vorzeichen. Dr. Eduard, der bis dahin an Krankenhäusern als Facharzt für Laboratoriumsmedizin gewirkt hatte, fällte eine für das Obere Sinntal segensreiche Entscheidung. Der Doktor übernahm den Betrieb und wandelte ihn in eine GmbH um. Vorher hatte er mit Diplom-Humanbiologin Dr. Heike Kuran als Geschäftsführerin die Chancen für das Labor im ländlichen Umfeld ausgelotet.

Ursachen bekämpfen statt Symptome

Gemeinsam wollen beide neue Schwerpunkte setzen. "Es ist mir wichtig, naturheilpraktische und schulmedizinische Aspekte zu durchleuchten", sagt Rosler. Gezielte Analysen würden helfen, Ursachen statt Symptome zu bekämpfen.

Das Konzept geht offenbar auf. "Wir wachsen", erklärt Eduard Rosler. Die steigende Nachfrage vor allem nach Spezialuntersuchungen im Bereich der Hormondiagnostik schafft neue Arbeitsplätze. Im Laufe der vergangenen beiden Jahre ist die Zahl der Mitarbeiter um zwölf auf 32 angewachsen. Rund 45 000 Analysen pro Jahr werden erstellt.

Rosler spricht angesichts der Auftragslage von einem Wachstum von 50 Prozent. Das spornt zu weiteren Aktivitäten an. Aktuell wird das Gebäude modernisiert. Es bekommt einen Tagungsraum im Untergeschoss, der Mitte Oktober mit einem Seminar für Darmgesundheit eingeweiht werden soll. Dafür haben sich bereits 15 Ärzte und Heilpraktiker angemeldet. Fortbildungsveranstaltungen richtet das Labor nach eigenen Angaben jährlich mit einem Ärzte-Netzwerk in Frankfurt, Hamburg, Berlin und München aus.

"Wir liefern nicht nur Werte, wir beraten auch die Therapeuten", beschreibt Heike Kuran das Erfolgsrezept des Unternehmens. Aus ganz Europa, den Vereinigten Staaten, Israel und Russland rufen Mediziner an, um sich über Rückschlüsse aus den eingesandten Proben beraten zu lassen.

Im Mittelpunkt aller Untersuchungen steht dabei immer die Frage, was beim Patienten ernährungs- oder hormonmäßig umgestellt werden muss, um eine gesundheitliche Verbesserung zu erreichen. "Da geht es um Fragen, etwa wie die Ernährung umgestellt werden kann, wenn jemand drei Jahre Durchfall hat", erklärt Rosler. Viele zunächst unerklärbare Leiden von Frauen in den Wechseljahren von Rückenschmerzen bis zu Depression seien häufig auf Hormonmangel zurückzuführen, weiß Heike Kuran. Diesem Mangel kommt man mit Blutanalysen auf die Spur.

Teure Ausstattung mit Geräten

Dazu braucht es teure Geräte. Rosler erklärt die technische Herausforderung anschaulich: "Die Hormonkonzentration im Blut darzustellen, ist etwa so, als wolle man einen Tropfen Kaffee in einem Schwimmbad-Becken nachweisen".

Wegen der hohen Spezialisierung bediene man keinen Massenmarkt. Bundesweit führend sei man bei der Beratung von Therapeuten zum Einsatz von bioidentischen Ersatzhormonen nach der Rimkus-Methode. Mit Hilfe der Blutanalysen wird die Therapie abgestimmt.

Wachtsumspotenzial sehen die Verantwortlichen bei neuen Methoden zur Verminderung des Einsatzes von Antibiotika bei leichten Infektionen. Seit eineinhalb Jahren ist das Labor in diesem Bereich tätig. An eingesandten Untersuchungsproben von Stuhl, Urin oder Abstrichen der Patienten kann ausgetestet werden, ob und in welcher Zusammensetzung Aromaöle gegen die darin vorhandenen Krankheitserreger helfen. Mit Teebaum-, Oregano-, Thymian- und anderen Ölen erziele man beeindruckende Ergebnisse. Anhand der herausgefundenen Wirksamkeit können Apotheken eine passende Mischung finden. Bei schweren Erkrankungen und wenn es schnell gehen muss, sei das allerdings kein Ersatz, schränkt Rosler ein.

Vermittlung von Therapeuten

Sogar eine Sprechstunde für die Beratung von Patienten vor Ort hatte das Labor zwischenzeitlich angeboten. "Inzwischen kommen wir aber nicht mehr herum", sagt Heike Kuran. Werte können sich Privatkunden zwar ermitteln lassen. Für eine angemessene Therapie vermittelt das Labor aus seinem Netzwerk Adressen von Ärzten oder Heilpraktikern in der Region.

Beratung für Patienten

Eine Herausforderung ist die abgeschiedene Lage des Weißen Hauses. Die Proben zur Untersuchung werden problemlos von Paketdiensten angeliefert. Kopfzerbrechen bereitet es, bahnreisende Teilnehmer an den geplanten Fortbildungen die letzten Kilometer nach Wildflecken zu holen. Und weil es in den vergangen Monaten mehrfach einen Stromausfall gab, ist die Aufstellung eines Dieselaggregats geplant. Kunden sollen nicht unnötig lange auf ihre Laborwerte aus der Rhön warten müssen. Weil das Interesse daran so groß ist, soll nun ein weiterer Biologe eingestellt werden, der sich ausschließlich um die Beratung von Patienten und Therapeuten kümmern soll. Wolfgang Dünnebier

 
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