
Überrascht. So lässt sich die Reaktion von Julia und Andreas Gucks Familie beschreiben, als das Ehepaar ihr von den Plänen, in Wildflecken ein Hotel für Hundebesitzer zu eröffnen, erzählte. "Wir machten einen Ausflug in die Rhön und kamen für einen Stopp auf das Grundstück. Meine Mutter schaute sich um und meinte 'Oh, schöne Sandsteine'. Und ich erwiderte 'Ja, die gehören bald uns'", sagt Andreas Guck und lacht.
Nach dieser Neuigkeit mussten sich Guck und seine Frau Julia viele Fragen stellen lassen. Doch schnell kam auch Rückenwind. "Wenn ihr das plant, dann wird das auch etwas Gutes", lautete eine Einschätzung.
Erfahrungen der Gucks zeigen, dass Urlaub mit Hund nicht immer einfach ist
Julia Guck stammt aus Würzburg. "Ich habe eine Ausbildung als Rechtsanwaltsfachangestellte und war danach an verschiedenen Gerichten tätig", sagt sie. Für knapp 15 Jahre lebte das Paar in Garching bei München. Dort arbeitete die 41-Jährige zuletzt im Einwohnermeldeamt.
Schon als Kind wollte sie einen Hund haben. "Vor acht Jahren haben wir unseren Ivo bekommen", erzählt Julia Guck. Der Pudel ist der erste Vierbeiner der Familie. "Durch ihn hat sich alles geändert. Vorher haben wir ganz andere Reisen gemacht."
Erste negative Erfahrungen machte das Paar in Hamburg. Zu diesem Zeitpunkt war Ivo ein halbes Jahr alt. Er durfte im Hotel nicht überall hin. "Obwohl es hieß, dass Hunde erlaubt sind, mussten wir in einem Abstellraum frühstücken", erzählt Guck. Da Ivo noch klein war, wollten sie den Vierbeiner nicht alleine lassen.

"Wir haben gemerkt, wir stören nur. Hund erlaubt heißt nicht Hund willkommen", so Julia Guck. Mit dieser Erfahrung habe das Paar realisiert, wie schwierig Urlaub mit Hund sei. Sie erlebten aber auch positive Beispiele. "Im Bayerischen Wald haben wir ein Hundehotel kennengelernt. Dort haben wir gemerkt, wie schön es ist, wenn der Hund willkommen ist", sagt die 41-Jährige.
Schon als Kind träumte Julia Guck von einem eigenen Hotel
Zu dieser Zeit entstand auch die Idee, ein eigenes Hundehotel zu gründen. Der Gedanke, etwas Eigenes zu haben und nicht nur für andere zu arbeiten, gefiel den beiden. Schon als Kind träumte Guck von einem eigenen Hotel.
Bei seinem Neustart wollte das Paar der Familie nahe sein. Aber mitten in Würzburg ein Hundehotel zu gründen, kam für die beiden nicht infrage. Schnell rückte die Rhön als idealer Standort in den Fokus. "Die Rhön ist eine richtig schöne Gegend und auch toll für Hundemenschen. So kam der Gedanke auf", erzählt Guck.
"Ich komme aus Sulzfeld und kannte die Rhön von Familienausflügen", erzählt der 45-jährige Andreas. Er nennt die Sommerrodelbahn oder das Schlittenfahren als Erlebnisse aus der Kindheit. Doch besonders die Rhöner Natur hat es ihm angetan. Für ihn haben die Hügel und Wälder etwas Besonderes. "Gerade, wenn man an unsere Zielgruppe denkt. Das sind Menschen, die mit ihrem Hund raus wollen oder im Wald die Ruhe suchen", so Guck.
Familie Guck besucht Seminare zum Thema Selbstständigkeit
"Dann haben wir beim Tourismusverband, der Rhön GmbH, nachgefragt, und von dort hieß es, dass immer wieder Anfragen kämen für Übernachtungen mit Hund", erzählt der 45-Jährige. Der Bürgermeister von Wildflecken vermittelte das Grundstück, Seminare zum Thema Selbstständigkeit wurden besucht. "Und dann gab es kein Zurück mehr", sagt Andreas Guck und lacht.

Die ersten Gedanken über die Selbstständigkeit machte das Paar sich in einer Phase, als es sich überlegte, wie es beruflich weitergehen soll. Das war 2019. Noch vor Corona kam der erste Kontakt mit der Rhön GmbH zustande. "Wir wollten uns hier mit dem Bürgermeister treffen, doch das hat sich dann um ein Jahr verschoben", sagt Guck.
Doch Corona hat das Paar nicht von seinem Vorhaben abgeschreckt. "Wir haben zum Beispiel eher überlegt, wie wir das Frühstück alternativ anbieten könnten und dachten an Frühstückskörbe", erzählt die 41-Jährige. In dieser Zeit reifte auch die Idee, anstatt eines Hotels zwölf Häuschen zu bauen. Neben diesen steht nun auch das neue Zuhause von Familie Guck. Rund um Ostern ziehen die beiden um, haben aber schon mehrmals vor Ort übernachtet. "Es ist sehr ruhig und dunkel. Ganz anders als in München", sagt Andreas Guck.
Langfristig möchten sich beide aus ihren derzeitigen Jobs zurückziehen
Ganz ins kalte Wasser springt das Paar aber nicht. Eine feste Absicherung ist den Gucks wichtig. So hat Andreas Guck noch seinen Vollzeitjob bei einem Autohersteller in München, seine Partnerin arbeitet Teilzeit in einer Anwaltskanzlei. Langfristig möchten sich beide aus ihren derzeitigen Jobs zurückziehen, sofern das Hundehotel sich trägt.

Wie soll Urlaub im Doggia-Dorf aussehen? "Wir wollen einen familiären Ort schaffen, die Menschen sollen sich mit ihrem Hund wohlfühlen", sagt Guck. Seine Frau Julia kümmert sich um die Gäste. Um ein bisschen Erfahrung zu sammeln und die Abläufe kennenzulernen, hat sie im Frühstücksservice gejobbt.
Andreas Guck kümmert sich um die technischen Aufgaben, aber auch um das Wohlergehen der Vierbeiner. Dafür absolvierte er eine Ausbildung als Hundegesundheitstrainer und eine Fortbildung als Hundemasseur. "Massagen für den Hund anzubieten, das klang spannend für mich", sagt Guck.
Ursprünglich wollte das Paar schon zu Pfingsten 2023 öffnen. Doch es gab Verzögerungen durch das Artenschutzgutachten oder den Wechsel des Herstellers der Häuschen. Auch eine geeignete Bank zu finden, gestaltete sich als Herausforderung. Aktuell befindet sich die Baustelle in den finalen Zügen, im Mai kommen die ersten Gäste. "Es wird noch ein spannender Endspurt, aber die Vorfreude steigt auf jeden Fall", fiebert der 45-Jährige der Eröffnung entgegen.