Im Dezember ist es soweit. Dann nehmen die derzeit 34 Mitarbeiter des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ihre Arbeit an ihrer neuen Dienststelle auf: dem generalsanierten, historischen Kurhausbad. "Der Umzug vom Telekomgebäude in die neuen Diensträume soll ab Mitte Dezember beginnen und bis spätestens Ende des Jahres abgeschlossen sein", teilt ein LGL-Sprecher mit. Das Landesamt ist als Fachbehörde zwar stark in die Bewältigung der Coronapandemie eingebunden, "nichtsdestotrotz freuen sich die Mitarbeiter auf die neuen Räumlichkeiten".
Das Staatliche Kurhausbad wurde nach den Plänen von Max Littmann errichtet und 1927 fertiggestellt. Bis 2014 war es als Badehaus geöffnet. Ziemlich genau 74 Monate nach der Schließung zieht jetzt wieder Leben in das denkmalgeschützte Gebäude ein. "In den Obergeschossen ist der weitaus größte Teil der Bauarbeiten abgeschlossen oder in der Fertigstellungsphase", gibt eine Sprecherin des Finanzministeriums Auskunft. In diesem Bereich befinden sich die Büros der LGL-Mitarbeiter.
Sanierung und Umbau kostet fast 57 Millionen Euro
Im Untergeschoss und im Außenbereich sind die Arbeiten noch nicht soweit vorangeschritten. Auch im ans Kurhausbad anschließenden Neumannflügel herrscht noch Baulärm. Im Neumannflügel sind ab Ende 2021 die Labore untergebracht. "Alle Arbeiten befinden sich im Zeitplan", sagt die Sprecherin. 56,9 Millionen Euro lässt sich der Freistaat den Umbau der beiden ehemaligen Kurbauten zur modernen LGL-Dienststelle kosten. 100 Mitarbeiter sollen hier auf lange Sicht beschäftigt sein.
Die verantwortlichen Architekten Christian Teichmann und Erik Reitter geben einen Einblick ins Kurhausbad. "Das ganze Ensemble ist sehr spannend. Wir haben den Blick von den historischen Dampfbädern bis zu Hightech-Laboren", sagt Teichmann. Die Postadresse für das Kurhausbad bleibt die Prinzregentenstraße 6. "Der alte Haupteingang ist auch der neue", sagt Reitter. In der ersten Zeit werden hier provisorische Rampen den barrierefreien Zugang ermöglichen. Später gibt es einen barrierefreien Eingang im Innenhof. Von dort gelangt Mann oder Frau in das Untergeschoss, ein Aufzug bringt einen ins Erd- und in die zwei Obergeschosse.
Zurück ins Jahr 1927
Wer durch den Haupteingang das Kurhausbad betritt, gelangt ins Vestibül, das wieder in den Farben erstrahlt wie vor 93 Jahren. "Littmann war ein mutiger Farbgeber", sagt Teichmann. Die Wände waren im Lauf der Zeit übermalt, jetzt präsentieren sie sich wieder in grün, passend zu den terrakotta-roten Fliesen. Das Geländer im Treppenhaus zeigt den Originalzustand und auch die Buntglasfenster wurden so ergänzt, wie sie früher waren. "Das Vestibül ist das Schmuckstück in dem Gebäude ", schwärmt Teichmann. Reitter ergänzt: "Es ist der große Verteiler." Vom Foyer aus sind alle Etagen zu Fuß erreichbar.
Die Bautrupps haben das Kurhausbad innen auf den Rohbauzustand zurückgeführt. Die Gebäudestruktur blieb weitestgehend erhalten und die historischen Badekabinen wurden zu Büro- und Sozialräumen umgebaut. Um die Raumgrößen entsprechend anzupassen, mussten einzelne Trennwände weichen, so dass ein Zimmer heute den Platz von zwei bis drei Badekabinen einnimmt. Eine neue Brandmeldeanlage ist installiert genauso wie neue Lüftungstechnik. Letztere haben die Installateure in die vorhandenen Dachtragwerke eingebaut.
Aus Denkmalpflegerischer Sicht besonders spannend ist der Südflügel im ersten Obergeschoss. Eine Badekabine wurde erhalten und restauriert. Im Flur an den Wänden zeigen sich die historischen Fliesen des Badehauses und auch die Türen in die Räume sind zu einem großen Teil noch die originalen. Auch die Fenster in den Büros sind unverfälscht geblieben. "Hier sieht es so aus wie 1927", sagt Teichmann. Die ehemaligen Gymnastikräume im zweiten Obergeschoss über dem Vestibül stehen ab sofort als Vortragsräume zur Verfügung.
Alte Dampfbäder ins Restaurant integriert
Im Untergeschoss dauern die Arbeiten an. In der alten Dampfbadeabteilung im Südflügel kommt später einmal die Gastronomie unter. Die historischen Dampfbäder und Holzkabinen wurden restauriert und können in das Restaurant integriert werden. Wie das Finanzministerium informiert, steht für die Gastronomie gegenwärtig noch kein Betreiber fest. Im mittleren Bereich des Untergeschosses ist eine Bartheke vorgesehen, die zum Restaurant gehört.
Außerdem soll es im Foyer im Untergeschoss einen Infopoint geben sowie eine Entnahmestelle für Heilwasser. Im Keller des Nordflügels hat sich früher einmal der Technikbereich für das Kurhausbad befunden. Hier wird künftig die neue Heilwasseraufbereitungs- und Abfüllanlage anzutreffen sein. Der Umzug der Anlage ist für das erste Quartal 2021 geplant. Derzeit werde ein Konzept für den Schaubetrieb erarbeitet. "Wann die Heilwasseraufbereitungs- und Abfüllanlage für die Öffentlichkeit zugänglich ist, steht aktuell noch nicht fest", teilt die Ministeriumssprecherin mit. Die Anlage war bislang im Krugmagazin in der Kurhausstraße untergebracht.
Im Heizhaus stehen jetzt statt Kohlekessel ein Blockheizkraftwerk, ein Spizenlastkessel, Rückkühlanlagen und Transformatoren sowie eine Netzersatzanlage. Wie die Planer berichten, werden die Arbeiten an der Außenanlage vorerst hintenangestellt, bis die Pläne für das Hotelprojekt auf dem ehemaligen Steigenberger-Areal konkreter werden. Die Gestaltung des Außenbereichs solle darauf abgestimmt sein.
LGL-Standort Bad Kissingen
Langfristig sollen 100 Mitarbeiter des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit im Kurhausbad und Neumannflügel arbeiten. Hier sollen unter anderem das Institut für Kurortmedizin unterkommen, der Bereich Förderwesen und das Bayerische Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung. Darüber hinaus sollen in den Laboren die Untersuchungen aus dem "Non-Food"-Bereich und die Blutalkoholanalysen erfolgen.