
Es ist so ein Familiending, bei dem jeder anpackt. Thorsten (53), Felix (25) und Julius (20) Blaßdörfer heißen die neuen Besitzer vom Café Schweizerhaus. Wenn die drei Männer gerade einmal nicht damit beschäftigt sind, den Familienbetrieb zu führen – das Therapiezentrum Blaßdörfer umfasst immerhin 290 Mitarbeiter an elf Standorten – verbringen sie aktuell jede freie Minute in dem 185 Jahre alten Gemäuer.
Gesundheitsunternehmer erwerben historisches Café
Sie arbeiten die Fenster auf, bessern die Terrasse aus, schleifen Balkongeländer ab, tauschen Lampen, schrubben Schmierereien von Lost-Place-Touristen von den Wänden und entfernen Efeuranken, die durch die Fenster ins Innere gewachsen sind. "Wir sind aus Bad Kissingen und machen das als Familie. Es ist ein Herzblutprojekt", meint Felix Blaßdörfer.

Das Schweizerhaus mit seiner Historie, seinem Charme und der tollen Lage direkt an der Saale und dem Rosengarten hat es ihnen angetan. Die Familie ist beruflich auf das Gesundheitswesen spezialisiert, aber sie sehen sich auch als Unternehmer, die etwas in ihrer Heimat bewegen wollen. Dass sie das Anwesen unbedingt kaufen wollten, erklärt Felix Blaßdörfer so: "Weil wir aus Bad Kissingen sind und das Objekt geil finden!"
Technik im Schweizerhaus instandsetzen
Dort, wo sie allein nicht weiterkommen, sind Handwerksbetriebe beauftragt. Die Dachrinne wurde in den vergangenen Wochen ausgebessert. Heizung, Lüftung, Haustechnik und Sanitäranlagen wurden nach fast 20 Jahren Stillstand wieder zum Laufen gebracht. Um Wasserschäden im Innern zu beseitigen, das Dach und die Fassade zu renovieren, holen sie gerade Angebote ein. "Als wir es gekauft haben, war das Schweizerhaus für uns eine Wundertüte. Wir haben nicht gewusst, was uns erwartet. Es gibt risikoärmere Objekte in Bad Kissingen", sagt Thorsten Blaßdörfer.

Eine Kernsanierung ist nicht notwendig. Das Gebäude ist trotz des langen Leerstandes überwiegend gut in Schuss. 1993 wurde es das letzte Mal generalsaniert, 2005 investierte die AWO noch einmal einen größeren Betrag in einen modernen Glaseingang sowie in den Thekenbereich. "Und das, obwohl das Schweizerhaus nur noch gelegentlich für Events genutzt wurde. Durch den jetzigen Eingang ist kein Café-Gast mehr durchgegangen", sagt Felix Blaßdörfer.
Bis zu 800.000 Euro planen die Eigentümer an Investitionen, um die Immobilie wieder auf Vordermann zu bringen. Mit Luft nach oben. Je nachdem, welche Anforderungen ein späterer Pächter an den Betrieb hat, kann die Summe größer werden. "Die Investition ist jetzt noch ohne Konzeptsanierung", erklärt Thorsten Blaßdörfer. Aktuell gehen sie die Arbeiten an, die ohnehin gemacht werden müssen. Den Rest, etwa welche Küchenausstattung nötig ist, wollen sie mit einem späteren Pächter abstimmen.
Was haben sie mit dem Schweizerhaus vor?
"Es soll aussehen wie früher. Wir wollen seinen Charme erhalten", erklärt Felix Blaßdörfer. Das gilt nicht nur für die Fassade, sondern auch für den historischen Sissi-Saal mit der roten Tapete und den Kronleuchtern, genauso wie den Grünen Saal – beides die zentralen Gasträume. Sie werden aufgearbeitet, nicht verändert.

Wie die spätere Nutzung aussehen kann, da ist die Familie flexibel und sieht viele Optionen. "Wenn wir einen Betreiber finden würden, der das ganze Gebäude machen möchte, wäre das ideal", meint Julius Blaßdörfer. Das Schweizerhaus könnte etwa ein Boutiquehotel werden, mit Restaurant und Café im Erdgeschoss sowie Hotelzimmern darüber.
Es ist aber auch denkbar, die Obergeschosse vom Gastronomiebereich zu trennen. Dann könnten oben Ferienwohnungen entstehen, beziehungsweise Praxisräume. Im Erdgeschoss wünschen sich die Eigentümer in erster Linie ein Café sowie eine Eventlocation, die für Feiern gemietet werden kann. "Es soll wieder so werden, wie es früher einmal war", meint Felix Blaßdörfer. Ein Restaurant- statt einem Cafébetrieb sei allerdings auch möglich. Angestrebt ist eine Genehmigung für bis zu 200 Gäste.

Mit Brauereien ist die Familie zwecks Betreibersuche bereits im Gespräch. Demnächst wollen sie die Verpachtung ausschreiben und auch aktiv suchen. "Wir brauchen einen Pächter mit genug Professionalität, so ein großes Haus langfristig erfolgreich zu führen", sagt Felix Blaßdörfer. Wunschtermin für den Abschluss der Renovierung und der gastronomischen Wiedereröffnung ist zu Beginn des nächsten Jahres.
Selbst als Wirt tätig werden und das Café Schweizerhaus führen, wollen die drei Eigentümer nicht. Falls die Pächtersuche und damit eine gastronomische Wiederbelebung scheitert, sei es aber möglich, das Objekt als Therapiezentrum innerhalb der Blaßdörfer GbR zu verwenden. "Aber das wäre eine vertane Chance, wenn es nicht wieder ein Café wird", findet Thorsten Blaßdörfer.
Das öffentliche Interesse an dem Objekt ist enorm. "Es laufen immer wieder Leute hier herein und erzählen, wie sie früher hier getanzt haben", berichtet Felix Blaßdörfer. Deshalb und wegen der tollen Lage und Aussicht ist er sicher, dass die Wiederbelebung ein Erfolg wird und in einem Jahr Gäste auf der schönen Terrasse ihren Kaffee genießen werden.
Das Café Schweizerhaus im Überblick
