Und wieder hat es der Kissinger Stern geschafft. Er zählt erneut zu den besten Netzen im bayerischen Schienennahverkehr. Nicht nur beim Thema Pünktlichkeit fährt das von der Erfurter Bahn betriebene Netz für Bad Kissingen, Bad Neustadt und das nördliche Unterfranken beständig in die Spitzengruppe. Auch beim Qualitätsranking, mit dem die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) vergleicht, wie weit die 31 Nahverkehrsnetze im Freistaat Ansprüche an die Sauberkeit der Züge, die Fahrgastinformation und die Serviceorientierung der Zugbegleiter erfüllen, steht die Erfurter Bahn Jahr für Jahr mit auf dem Treppchen. Diesmal allerdings mit einem leicht schlechteren Ergebnis als im Vorjahr.
Beim Ranking für 2020, das die BEG, die im Auftrag des Freistaats den Regional- und S-Bahnverkehr in Bayern plant, finanziert und kontrolliert, dieser Tage veröffentlichte, fuhren die grün-weißen Züge diesmal wieder auf Platz drei. Ein Jahr zuvor lag die Erfurter Bahn, die auf den Strecken Schweinfurt-Meiningen und Schweinfurt-Gemünden unterwegs ist, noch einen Rang besser. Dieser Wechsel auf den verschiedenen Podestplätzen war auch schon in den Vorjahren zu verzeichnen. Im Sommer 2017 schaffte es der Kissinger Stern sogar einmal auf den Spitzenplatz.
Tabellenführer ist in diesem Jahr das Netz Kahlgrund mit Sitz in Schöllkrippen, das im nördlichen Kreis Aschaffenburg tätig ist. Die Betreiber der Strecke zwischen Schöllkrippen und Kahl haben gegenüber dem Vorjahr rund 18 Punkte gut machen können und erreichten diesmal 97,38 Punkte. Der vorherige Spitzenreiter, das Netz Agilis-Nord, das in einem Großteil Oberfrankens für den Betrieb des Schienennahverkehrs verantwortlich ist, landete mit 96,71 Punkten auf dem zweiten Platz (2019: 100 Punkte). Das Netz Kissinger Stern komplettiert das Podest auf Platz 3 mit 92,39 Punkten. Das bedeutet ein Minus von fast sechs Punkten. 2019 kam der Kissinger Stern noch auf 98,31 Punkte.
Allzeithoch erreicht
Insgesamt zeigte sich die BEG mit der Entwicklung sehr zufrieden. Wie es bei der Veröffentlichung des Jahresrankings 2020 heißt, habe die Servicequalität im bayerischen Regionalverkehr 2020 ein Allzeithoch erreicht. In diesem für den Schienenpersonennahverkehr besonderen Jahr hätten die 31 bewerteten bayerischen Regionalverkehrsnetze auf einer Skala von minus 100 bis plus 100 Punkten im bayernweiten Durchschnitt 45,65 Punkte erreicht. Im Vergleich zum Vorjahr seien dies rund 15 Punkte mehr. Entsprechend angetan zeigte sich auch die bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer: Während der Corona-Krise seien saubere Züge und Kundenorientierung so wichtig wie nie zuvor gewesen, betonte Schreyer. „Deshalb freue ich mich, dass die Eisenbahnverkehrsunternehmen im bayerischen Regional- und S-Bahn-Verkehr so gute Arbeit geleistet haben und die Fahrgäste diese Anstrengungen auch anerkennen.“
„Die Richtung stimmt. Die Ergebnisse unseres Rankings bestätigen einmal mehr, dass die bayerischen Bahnen mit viel Engagement an der Qualität ihres Angebots arbeiten“, zeigte sich auch Bärbel Fuchs, Geschäftsführerin der BEG zufrieden. "Natürlich geht ein Teil der Qualitätsverbesserungen auf die deutlich gesunkenen Fahrgastzahlen wegen der Corona-Pandemie zurück. Wenn weniger Menschen unterwegs sind, wirkt sich das unter anderem positiv auf die Sauberkeit in den Zügen aus. An der Aussagekraft der Daten hat sich dagegen nichts geändert."
Tester und Befragung
Bewertet werden die Netze durch externe Tester und Fahrgastbefragungen seit 2008 nach einheitlichen Kriterien, die in der Verantwortung der Eisenbahnverkehrsunternehmen liegen. Berücksichtigt werden demnach die Sauberkeit der Fahrzeuge, die Fahrgastinformation, die Funktionsfähigkeit der Ausstattung, die Serviceorientierung der Zugbegleiter und die Kundenorientierung bei Beschwerden.
Mit ihrem Punktesystem vom minus 100 bis plus 100 verbindet die BEG finanzielle Anreize. Netzbetreiber, die den Punktwert null erreichen, erfüllen gerade so die Anforderungen. Wer über die Null hinauskommt, erhält Bonuszahlungen. Unternehmen mit Werten darunter zahlen Strafe. Die meisten Unternehmen erreichen aber Ergebnisse im Bereich der Pluspunkte. Nur drei von insgesamt 31 wiesen 2020 negative Werte auf. Darunter ist aber auch eines, das die Landkreise Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld ebenfalls berührt: Regio Würzburg-Thüringen kam auf minus 8,35 Punkte.
Die Pünktlichkeitswerte fließen übrigens nicht in die Ergebnisse des Rankings zur Servicequalität ein. Sie werden in einem gesonderten Messsystem ermittelt und separat veröffentlicht. Die Gründe für etwaige Verspätungen und Zugausfälle sind vielfältig. Sie liegen unter anderem an Mängeln der Schieneninfrastruktur und fallen damit nicht – wie die Servicequalität – allein in die Verantwortung der Verkehrsunternehmen.