Schon bei der Taufe haben die meisten Kinder einen Taufpaten oder eine Patin . Ein Pate, das ist ein Mensch, der da ist, wenn er gebraucht wird, wenn das Kind Stütze oder Orientierung braucht. Dieses Wort Patenschaft, das so vieles beinhalten kann, stand wortwörtlich auch Pate bei dem, was der Kinderschutzbund Schweinfurt als Teil des Netzwerks Familienpatenschaften Bayern anbietet. Patenschaften für Familien , die für einen gewissen Zeitraum vom guten Rat über die Kinderbetreuung bis zur aktiven Hilfe so einiges und vielleicht noch mehr gebrauchen können.
Mit ihren "Familien" nicht allein
Das Betätigungsfeld für Familienpaten ist weit, jede Patenschaft ist anders, weil jede Familie ihre eigene Geschichte und auch ihre eigenen Probleme und Bedürfnisse hat. Projektkoordinatorin Yvonne Bauer vom Kinderschutzbund Schweinfurt weiß, dass eine Familienpatenschaft nicht mit der Schablone angelegt werden kann, sondern eine ganz individuelle Sache ist. Ihnen allen ist gemeinsam: Es braucht Menschen, die in der Rolle als Familienpaten - mit Empathie, aber nicht mit erhobenem Zeigefinger - bereit sind, anderen Menschen je nach Bedarf ein paar Stunden Zeit zu schenken, sich auf deren Bedürfnisse einzulassen und so in freundschaftlich-partnerschaftlicher Atmosphäre Hilfestellungen zu geben.
Vor allem junge Familien mit kleinen Kindern , aber auch Alleinerziehende fühlen sich in manchen Situationen überfordert. Denen unter die Arme zu greifen, ihnen ehrenamtliche Helferinnen oder Helfer zur Seite zu stellen, die Zeit haben für ein Gespräch mit den Eltern oder eine Unternehmung mit den Kindern , ist das Ziel einer ehrenamtlichen Familienpatenschaft. Familien in vorübergehenden Belastungssituationen unbürokratisch zu helfen, ist der Anspruch und nicht abends dauerhaft den kostenlosen Babysitter zu spielen.
Familienpaten sollen selbstverständlich nicht Vertrauenspersonen wie Eltern oder Großeltern oder gar eine professionelle Erziehungsberatung ersetzen, so Yvonne Bauer. Auch deshalb sind Familienpatenschaften in der Regel für einen bestimmten Zeitraum festgelegt. Und zwar solange, wie einer Familie aus den unterschiedlichsten Gründen "einfach alles zu viel" ist. Wobei der Zeitraum auch "open end" sein kann, denn jede Patenschaft ist ein Individualfall, entwickelt sich so, wie sie gebraucht wird.
Die Chemie muss stimmen
Entlastung von außen, zum Beispiel durch eine Familienpatenschaft, bringt in solchen Fällen oft die Harmonie in die Familie zurück, weil man einfach weiß, "da ist jemand, der ist da, wenn ich ihn brauche", so die Erfahrung von Yvonne Bauer. Und doch ist das ganze keine Einbahnstraße, auch die Helfer erweitern oft ihren Horizont, bekommen Einblicke in andere Lebenswelten , mitunter entstehen sogar echte Freundschaften, weiß Yvonne Bauer aus Gesprächen mit ihren zur Zeit 18 überwiegend weiblichen Familienpaten. Voraussetzung dafür ist, das die "Chemie stimmt" zwischen denen, die Hilfe suchen und jenen, die welche brauchen.
Nicht nur deshalb werden die Familienpaten umfangreich auf ihre Aufgaben vorbereitet. Dem folgt ein erstes Treffen mit der Familie , für die man in Frage käme. Eine gute Gelegenheit, bei der man in Begleitung von Yvonne Bauer feststellen kann, ob es passt oder nicht. "Unsere Familienpaten kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen", so Yvonne Bauer. Das kann die Lehrerin im Ruhestand sein, die bei den Hausaufgaben über die Schulter schaut, oder auch der Ingenieur, der sein ganzes Leben lang mit Zahlen und Material gearbeitet hat und jetzt Freude daran hat, richtigen Menschen richtig gut zu helfen. Auch Personen, die in irgend einem Abschnitt ihres Lebens selbst Hilfe gebraucht und gefunden haben, geben oft als Familienpaten ein Stück der Hilfe zurück, die sie einst selbst erfahren haben.
Männer dringend gesucht
Dabei sind sie nicht allein. Einmal im Monat tauschen sich die Familienpaten unter Einhaltung der Schweigepflicht untereinander aus und haben in Yvonne Bauer eine ständige Ansprechpartnerin, wenn es zum Beispiel darum geht, andere Einrichtungen mit ins Boot der Hilfe zu holen. Menschen mögen und ein Gespür für sie haben, helfen wollen, offen für Neues, tolerant und geduldig sein. Dies sind die wesentlichen Zutaten, aus denen Familienpaten "gebacken" werden, die anderen Menschen helfen, ihre Alltagsprobleme zu bewältigen und zu strukturieren.
Vor allem mehr Männer wünscht sich Yvonne Bauer dringend in ihrem Team. Bei Alleinerziehenden sei es hin und wieder der Fall, dass sich zum Beispiel heranwachsende Jungs jemanden wünschen, der mal mit ihnen auf den Bolzplatz geht oder der mit ihnen den Actionfilm schaut, für den die Mama nichts übrig hat.
Wer will Pate werden?
Eine Schulung mit mehreren Modulen für neue Familienpaten beginnt wieder am Montag, 12. Oktober, um 17.30 Uhr in den Räumen des Familienschutzbundes Graben 18/20. Schon eine Woche zuvor, am 5. Oktober, um 18.30 Uhr, findet der monatliche Treff der Familienpaten statt, zu dem auch Interessierte, die sozusagen mal reinschnuppern wollen, eingeladen sind. Jede Familie ist eine Welt für sich mit Höhen und Tiefen, und manche davon schafft es nicht ganz ohne Hilfe von außen.
Wer sich vorstellen kann, ein Teil der Lösung zu sein, schreibt eine E-Mail an familienpatenschaft@kinderschutzbund-schweinfurt.deHelmut Glauch