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Nüdlingen
Kein Tegut mehr in Nüdlingen? Wie eine unglückliche Formulierung für Verunsicherung sorgt und was wirklich geplant ist
Sorgenvolle Nachfragen gibt es seit vergangener Woche im Nüdlinger Tegut. Wie geht es mit dem  Lebensmittelmarkt weiter? Aus dem Rathaus kam Missverständliches.
Die Tage des alten Tegut-Marktes in Nüdlingen sind bald gezählt.
Foto: Simon Snaschel | Die Tage des alten Tegut-Marktes in Nüdlingen sind bald gezählt.
Wolfgang Dünnebier
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:20 Uhr

Die Bürokratie ist nicht immer einfach zu durchschauen. In Nüdlingen sorgt das derzeit für Verunsicherung, was die Zukunft des Lebensmittelmarktes Tegut betrifft. In der jüngsten Gemeinderatssitzung ging es unter anderem um den Bebauungsplan für den Riedweg, nahe des Ortsausgangs in Richtung Bad Kissingen - und dabei konkret auch um die Ansiedlung eines neuen Lebensmittelmarktes, der im Bereich der Tennisplätze als Ersatz für den bestehenden Markt im Pfaffenpfad gegenüber entstehen soll. Der dort angesiedelte Tegut-Markt ist mit einem Alter von über 20 Jahren sichtlich in die Jahre gekommen.

So weit, so gut: Um den neuen Lebensmittelmarkt am Ort zu begründen, wählte die Gemeindeverwaltung allerdings eine missverständliche Formulierung: "Der derzeitige Tegut-Markt kann sein Angebot nicht mehr im zeitgemäßen Umfang darbieten und hat daher bereits angekündigt, den Standort aufzugeben", heißt es in den Unterlagen für die übergeordneten Ämter zur Ausweisung eines Lebensmittelmarktes am Riedweg. Diese Unterlagen wurden den Gemeinderäten zur Abstimmung präsentiert.

Seitdem dies auch so in unterschiedlichen Medien formuliert wurde, stürmten auf die Tegut-Marktleiterin viele Fragen zu den Einkaufsmöglichkeiten in Nüdlingen ein: "Es herrscht große Verunsicherung", beschreibt sie die Gefühlslage ihrer Kundinnen und Kunden. Etliche hätten ihre Kundenkarten zurückgeben wollen, sogar bis in die Firmenzentrale habe es Anfragen gegeben.

"Dabei ist nur die halbe Wahrheit", kommentiert die Mitarbeiterin die Informationen aus dem Rathaus im Gespräch mit dieser Redaktion. Zu kurz komme dabei der Aspekt, dass die Planungen für den neuen Tegut gegenüber längst auf dem Weg seien.

Die Fertigstellung des neuen Tegut-Marktes in Nüdlingen ist gegen Jahresende 2024 geplant

Dies bestätigt auf Nachfrage dieser Redaktion Christian Schwab, Leiter für Expansion bei Tegut. Geplant sei ein neuer und modernerer Markt mit rund 1000 Quadratmetern Verkaufsfläche, der damit etwas größer werden soll als der bestehende. Zudem seien rund 70 Parkplätze und eine energetische Optimierung vorgesehen.

"Alle Beteiligten haben sich ins Zeug gelegt, um die Planung voranzubringen", sagt Schwab. Wenn mit dem Bauantrag alles planmäßig laufe, rechnet Schwab mit einem Baubeginn im Frühjahr 2024 und einer Fertigstellung bis Jahresende. Bis dahin solle der bestehende Markt auf jeden Fall offen bleiben. Was im Anschluss mit ihm geschieht, sei noch offen.

"Wir sind in der Zielgeraden", schließt sich Bürgermeister Harald Hofmann dem Zeitplan aus dem  Hause Tegut an. "Das ist etwas unglücklich gelaufen", räumt er gegenüber dieser Redaktion zugleich zu den Formulierungen in den Sitzungsvorlagen ein. Dabei habe es sich aber um eine übliche Standardformulierung gehandelt. Denn neben dem bestehenden Markt sei die Genehmigung eines weiteren in der kleinen Gemeinde kaum plausibel gewesen.

Nüdlingens Bürgermeister Hofmann erklärt Verzögerungen beim Genehmigungsverfahren

Neben dieser Klarstellung tritt Hofmann Einwänden entgegen, die Gemeinde habe das seit 2018 laufende Genehmigungsverfahren lange blockiert. Mehrere Büros seien an der Abwägung unterschiedlicher Belange beteiligt gewesen. Zu klären sei unter anderem die Kostenbeteiligung von Gemeinde und Bund zum künftigen Kreisverkehr gewesen, an dem der Markt angesiedelt werden soll.

Verzögert habe das Vorhaben auch, dass eine Fußgängeranbindung im Außenbereich zu gewährleisten war. Dafür habe die Gemeinde das Zweifamilien-Wohnhaus am Riedbrunnen 2 gekauft, zumal in dessen Hof so gleich ein lange geplantes Regenüberlaufbecken errichtet werden konnte.

Neuer Markt: Abstimmungsmarathon mit 29-seitiger Sitzungsvorlage 

Schließlich galt es, den Naturschutz zu berücksichtigen und im Rahmen des Sturzflutmanagements eine weitere Regenrückhaltung vorzusehen. All das habe seine Zeit gebraucht. Dass es in der Öffentlichkeit zu dem Missverständnis einer vermeintlich ungesicherten Nahversorgung gekommen sei, führt er auch auf den "Abstimmungsmarathon" mit den 29-seitigen Sitzungsunterlagen zurück. "Aber wir mussten das öffentlich so behandeln", so der Bürgermeister - auch wenn das Spielraum für Fehlinterpretationen gegeben hätte. Das man sich nun aber in der zweiten Auslegungsphase des Bebauungsplans befinde, zeige, dass der neue Lebensmittelmarkt auf einem guten Weg ist.

 
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