Die Frage, ob Nüdlingen außer dem „tegut“ einen weiteren Einkaufsmarkt braucht oder nicht, sorgt seit Wochen für Diskussionen im Ort (wir berichteten). Befürworter und Gegner waren unterwegs, um Unterstützer-Unterschriften zu sammeln.
Dabei störte die Mehrheit, dass der in Betracht gezogene Standort für einen Einkaufsmarkt am Ortseingang aus Richtung Bad Kissingen eine Beeinträchtigung des Ortsbilds und der Bachaue bedeuten würde. Etwa 800 Unterschriften, die Waltraud und Arnulf Hausdörfer bei der Bürgerversammlung im Pfarrsaal an Bürgermeister Günter Kiesel übergaben, signalisierten vor allem die Ablehnung des Eingriffs in die Natur.
Doch nicht alle waren grundsätzlich Gegner eines zweiten Marktes. Eine Unterschriftenliste mit 525 Befürwortern übergab Helga Fischer.
Das Schwerpunktthema der Bürgerversammlung bewegte die Nüdlinger sichtlich. Die Sitzplätze reichten für die rund 250 Anwesenden nicht aus.
Nachdem Kiesel ausführlich und anschaulich über die Maßnahmen der Kommune im vergangenen Jahr berichtet hatte (siehe eigener Bericht in den nächsten Tagen), führte er in die Problematik der Einkaufssituation in Nüdlingen ein. Nach der Schließung mehrerer Märkte sei das Bestreben gewesen, im früheren Kaufhaus Schäfer eine Zweigstelle der Firma tegut einzurichten. Dieses Projekt sei jedoch gescheitert.
Auch die dann anvisierte Lösung, eine Verkaufsstelle der Lebenshilfe Schweinfurt im Kaufhaus Schäfer unterzubringen, sei nach anfänglicher Euphorie gescheitert. Lediglich die Firma Netto habe sich interessiert gezeigt, nach Nüdlingen zu kommen. Der Pachtvertrag für tegut laufe bis 2014, was danach komme, wisse er nicht. Vorrangig sei, einen Laden im Ortsbereich zu ermöglichen. Gelinge dies nicht, komme ein Laden am Ortseingang in Frage.
Starker Beifall für Cap-Markt
Dann berichtete der Bürgermeister über neue Entwicklungen. „Die neue Vorstandschaft der Lebenshilfe Schweinfurt zeigt jetzt großes Interesse, im ehemaligen Kaufhaus Schäfer einen großen Lebensmittelmarkt zu errichten,“ sagte Kiesel unter lautstarkem Beifall. Er wäre froh, wenn man dieses Projekt hinbekommen würde. Große Investitionen seien jedoch erforderlich und Vieles liege am Einkaufsverhalten der Nüdlinger Bevölkerung. Geplant sei ein „Cap-Laden“, in dem Behinderte und Nichtbehinderte zusammenarbeiten. Eine Konkurrenz zweier Läden hält der Bürgermeister für gut.
Zahlreiche Bürger meldeten sich in der Diskussion zu Wort. Sigrun Schottdorf, die sich bei der Unterschriftenaktion gegen einen Markt am Ortseingang engagierte, sprach sich für einen zweiten Markt im Ortskern aus. Wenn ein weiterer Markt in der Bachaue käme, werde diese wohl zu einem Gewerbegebiet. Günter Kiesel sagte, es würde ein „vorhabenbezogener Bebauungsplan“ nötig, damit Baurecht geschaffen werde. Man sei erst am Anfang der Meinungsbildung. Ein Bodengutachten sei in Auftrag gegeben; das Ergebnis liege ihm noch nicht vor.
Zu Wort kam auch Hartmut Jenisch, der Bezirksverantwortliche der Firma tegut. Er machte deutlich, dass der Laden keineswegs 2014 geschlossen werde. Es seien Verlängerungen des Pachtvertrags bis 2029 möglich.
Theodor Hein, der Vorsitzende der Bund Naturschutz-Ortsgruppe, wollte wissen, ob es bereits Vorverträge mit den Investoren gebe. Er führte ins Feld, die Gemeinde habe vor Jahren ein Gewässerentwicklungskonzept aufgestellt, was nicht umgesetzt worden sei. „Dort (in der Bauaue) gehört kein Gewerbegebiet hin“, argumentierte er. In seiner Antwort sagte der Bürgermeister, es gebe noch keine Verträge; es habe nur Vorverhandlungen gegeben. Claudia Karch befürwortete die Lösung mit dem Cap-Markt. Wie auch weitere Diskussionsteilnehmer stellte sie die Langfristigkeit eines Netto-Marktes in Frage. Die Geschäftspolitik der Märkte kenne er nicht, sagte Günter Kiesel.
Bürgermeister Günter Kiesel bedankte sich für das große Engagement vieler Bürger. Der Gemeinderat werde sich in seiner nächsten Sitzung am kommenden Dienstag mit der Thematik befassen. Im Hinblick auf einen eventuellen Bebauungsplan gebe es eine umfassende Bürgerbeteiligung. „Wir wollen die Bürger teilhaben lassen und keine vollendeten Tatsachen schaffen“, betonte das Ortsoberhaupt.
Zu den weiteren Themen der Ortspolitik, über die informiert wurde, gab es nur wenige Fragen. Es ging vor allem um Verkehrsbelastungen und die Forderung nach einem Verkehrskreisel am Ortseingang.