Freitag, 28., Samstag 29. August, zwei Tage wie sonst auch in der Schweinfurter Innenstadt . Nein, bei weitem nicht, denn an diesen beiden Tagen hätte es wieder gebrummt, hätten Zehntausende laut gelacht, gefeiert, geschöppelt und geshoppt, wäre Schweinfurt rammelvoll gewesen. Es wäre nämlich Stadtfest gewesen. Das wurde von der Werbegemeinschaft " Schweinfurt erleben" und der veranstaltenden Agentur L19 schon vor Monaten wegen der Coronapandemie abgesagt. Die richtige Entscheidung, muss man sagen angesichts der wieder steigenden Corona-Infektionen in diesem Sommer. " Schweinfurt erleben"-Vorsitzender Werner Christoffel musste mit seinen Vereinskollegen nicht nur in Sachen Stadtfest harte Entscheidungen treffen, sondern auch wegen der noch ausstehenden Veranstaltungen in diesem Jahr: Sie fallen alle aus.
Man habe sich mit Gesundheitsamt, Ordnungsamt und Oberbürgermeister besprochen, ob und unter welchen Umständen Veranstaltungen möglich sind. Schlussendlich aber sei es zu schwierig, weswegen es 2020 keine Streetfoodmeile in der Bauerngasse (geplant 12. und 13. September) und keinen verkaufsoffenen Sonntag mit Erntedankmarkt in der Innenstadt (geplant 11. Oktober) gibt. "Wir wollen unbedingt einen zweiten Lockdown verhindern, das wäre eine Katastrophe für die Wirtschaft", betont Christoffel.
Bereits abgesagt werden mussten unter anderem das Weinfest (Mitte August), Schweinfurt @Night im Mai oder " Schweinfurt bunt erleben" mit Ramadama, das am 25. April geplant gewesen wäre. Rund zwei Wochen nach dem Beginn der Ausgangsbeschränkungen im März wäre der verkaufsoffene Sonntag mit Auto-Freizeit-Sport-Messe gewesen, auch das fiel natürlich damals Corona zum Opfer. In der Werbegemeinschaft sind rund 100 Schweinfurter Geschäfte vertreten aus allen Branchen. Mit vielen hatte Werner Christoffel zuletzt Kontakt und fast alle geben das gleiche Feedback: Die Frequenz an Besuchern in der Innenstadt ist an schönen Tagen im Grunde wie 2019, doch das spiegelt sich nicht in den Umsätzen in den Läden wider. "Die meisten berichten von einem Minus von 20 bis 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr, und dazu kommt noch der Umsatzverlust während des Lockdowns, der ohnehin nicht mehr aufzuholen ist", erklärt Christoffel.
Er selbst führt ein Geschäft für Büroeinrichtung , das bundesweit tätig ist. Bisher ist man gut durch die Krise gekommen, dennoch würde sich Christoffel der Einschätzung der Kollegen anschließen: "2020 muss man abhaken". Hauptgrund für die Umsatzeinbußen dürfte sein, dass die Maskenpflicht zwar sicher richtig ist, aber nicht gerade zum Einkaufserlebnis in einem Laden beiträgt. Die Werbegemeinschaft war natürlich nicht untätig 2020. Vor allem während der Ausgangsbeschränkungen wurden mit einem groß angelegten Konzept eine digitale Einkaufsplattform und ein gastronomischer Lieferdienst geschaffen. Citymanager Thomas Herrmann, der auch Geschäftsführer von " Schweinfurt erleben" ist, und sein Team bekamen dafür sogar den bayerischen Stadtmarketingpreis in diesem Jahr.
Trotz der Veranstaltungsausfälle versucht die Werbegemeinschaft, die Aufenthaltsqualität in der Stadt für Kunden zu steigern. Das Projekt Blumenampeln in der Innenstadt wurde umgesetzt, in der Kesslergasse wurden Lampions mit LED-Beleuchtung aufgehängt, die vor allem in der Dämmerung für ein schönes Ambiente sorgen. In der Adventszeit gibt es auf jeden Fall die Weihnachtsbeleuchtung. Ob und wenn ja unter welchen Umständen die Stadt den Weihnachtsmarkt veranstalten kann, wird noch geklärt. Froh ist Werner Christoffel , dass das Gutschein-System gut funktioniert. Da verzeichnete man einen Zuwachs von 20 Prozent gegenüber 2019. Rund 14 000 10-Euro-Gutscheine sind derzeit im Umlauf und warten darauf, in den Geschäften eingelöst zu werden. Gestiegen um gut ein Viertel ist die Nachfrage nach kostenlosen Parktickets , die Kunden in teilnehmenden Geschäften teilweise ersetzt bekommen. Für Ende September hat der Vorstand des Vereins außerdem ein internes Coaching angesetzt, bei dem man die bestehenden Veranstaltungen analysieren und sich überlegen will, wie man die Innenstadt weiter voranbringen kann angesichts der Corona-Pandemie und der nach wie vor bestehenden Leerstandsproblematik. Oliver Schikora