Bei großen Unternehmen in der Fleischindustrie wurden in den vergangenen Wochen viele Corona-Infektionen nachgewiesen. Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml hat daraufhin Mitte Mai Tests in allen bayerischen Schlachthöfen angeordnet. Dieser Tage war der Schlachtbetrieb in der Bad Neustädter Gartenstraße an der Reihe.
Alle 16 Mitarbeiter wurden auf das Virus getestet, berichtet Harald Koneberg, Lebensmittel-Ingenieur in der Färber-Zentrale in Emmendingen, auf Nachfrage dieser Redaktion. Nach seinen Angaben fielen alle Tests negativ aus.
Verantwortlich gemacht werden für die Häufung der Infektionen in einigen Betrieben vor allem die äußeren Rahmenbedingungen, unter denen viele ausländische Werkvertragsarbeiter in den Schlachthöfen und der Fleischverarbeitung beschäftigt sind. Solche Beschäftigten gibt es laut Koneberg am Standort Bad Neustadt nicht.
"Wir beschäftigen keine osteuropäischen Werkarbeiterkolonnen, die prekär untergebracht sind, sondern Facharbeiter aus der Umgebung. Corona-Infektionen sind glücklicherweise bisher noch nicht aufgetreten", erklärt der Lebensmittel-Ingenieur.
In dem Bad Neustädter Schlachtbetrieb gibt es laut Koneberg ein auf Corona ausgerichtetes Arbeits- und Hygienekonzept. "Wir haben zu den für einen EU-zugelassenen Betrieb geltenden Hygienevorschriften weitergehende Schutzmaßnahmen, wie zum Beispiel das Tragen von Mundschutz für Mitarbeiter mit Kunden- oder Lieferantenkontakt, um einen Eintrag von außen zu verhindern, eingeführt", berichtet er. Bisher seien diese Maßnahmen ausreichend gewesen, um eine Infektion zu verhindern.
Die Imageprobleme, mit denen manche großen Schlachtbetriebe derzeit zu kämpfen haben, treffen laut Koneberg nicht auf den Bad Neustädter Betrieb zu. "Der Schlachthof Bad Neustadt ist ein regional ausgerichteter Schlachtbetrieb und nicht zu vergleichen mit der Corona betroffenen Schlachtindustrie die momentan in der öffentlichen Kritik steht", sagt der Lebensmittel-Ingenieur. Derzeit beschäftige man am hiesigen Standort 16 Mitarbeiter. Die Schlachtmenge dort liege bei ungefähr 200 Schweinen pro Woche. Es gebe einem Schlachttag wöchentlich.
2015 kaufte die Emil Färber GmbH & Co. KG (Baden-Württemberg) den Schlachthof vom vorherigen Betreiber, Vion Food Deutschland. Zum Unternehmen gehören neben der Zentralverwaltung in Emmendingen 30 Schlachthöfe und Fleischmärkte in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz, Brandenburg und Sachsen. Die Metzgerinnung der Region bewertete den Verkauf im Jahre 2015 positiv. Ein Schlachthof vor Ort sei ebenso wichtig für die Metzger wie auch für die Landwirte der Region, hieß es damals. Denn die Färbergruppe setze auf die Produktion von Fleisch von Tieren aus der Region. Auch aus Sicht des Landkreises Bad Kissingen gilt: Hätte Bad Neustadt keinen Schlachthof , müssten die Schweine zum Schlachten weit transportiert werden. Martina Harasim