Schweinfurt

Ist auf dem Dach noch im Auto?

Viele Stars und viele Zuschauer kamen auf den Schweinfurter Volksfestplatz. Der Veranstalter ist verärgert über die Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt.
Gute Stimmung beim Autokino-Konzert mit MoTrip. Dem Ordnungsamt gefiel der Anblick mit vielen Leuten auf ihren Autodächern während der Pandemie allerdings nicht.  Foto: S: Steffen Krapf       -  Gute Stimmung beim Autokino-Konzert mit MoTrip. Dem Ordnungsamt gefiel der Anblick mit vielen Leuten auf ihren Autodächern während der Pandemie allerdings nicht.  Foto: S: Steffen Krapf
| Gute Stimmung beim Autokino-Konzert mit MoTrip. Dem Ordnungsamt gefiel der Anblick mit vielen Leuten auf ihren Autodächern während der Pandemie allerdings nicht. Foto: S: Steffen Krapf

Stars, Sternchen und auch echte Musiker gaben sich an drei Wochenenden auf dem Schweinfurter Volksfestplatz die Ehre. Der Autokino-Konzertsommer von "Car and Concert" ist vorüber. Es war ein hartes Stück Arbeit für die Veranstalter.

Das rund 15-köpfige Team um Organisator Patrick Lenz richtete sechs Konzerte mit insgesamt geschätzten 4000 Zuschauern aus. Eine recht illustre Riege an Künstlern hat es inmitten der Corona-Pandemie zu Live-Auftritten nach Schweinfurt verschlagen. TV-Comedian Oliver Pocher stand zum Auftakt zusammen mit Frau und Ex-Frau auf der Bühne. Rapper MoTrip, Party-Schlager-Star Mia Julia, Boulevard-Sternchen Pietro Lombardi , "Rap-King" Kool Savas und das DJ-Duo Gestört aber Geil folgten.

"In Schweinfurt sollte endlich auch mal wieder etwas los sein", fand Patrick Lenz, als der Geldersheimer sich dazu entschloss, die Firma "Car and Concert" zu gründen und Autokino-Konzerte auf dem Volksfestplatz zu veranstalten. "Sonst findet ja gerade überhaupt nichts statt", stellt er treffend fest.

Die Unterhaltungsbranche wurde wie kaum eine andere von Corona ausgebremst. Da braucht es neue Wege, um auch während der Pandemie Konzerte ausrichten zu können. Autokinos machen es möglich. Aber der Aufwand ist durchaus gigantisch, wie die Konzertreihe in Schweinfurt zeigte. 1,5 Kilometer Bauzaun, eine festivaltaugliche Bühne, zwei LED-Leinwände mit 100 und 51 Quadratmeter Fläche, ein Ü-Wagen, Toilettenwagen, Backstage-Zelte und einiges mehr mussten angekarrt werden. Hinzu kommen zahlreiche Beschäftigte rund um die Veranstaltungen. Rund 80 Personen waren an den Abenden direkt im Einsatz. Darunter eine Produktionsfirma, die für die Übertragung des Bühnenbildes auf die Leinwände und des Sounds auf eine UKW-Welle sorgte, eine auf Veranstaltungen spezialisierte Security-Firma aus der Nähe von Köln, die sich kümmerte, dass alle Auflagen eingehalten wurden und Verkäufer, die den Zuschauer Essen und Getränke direkt ans Autofenster lieferten.

Mammutprogramm

Ob sich das organisatorische Mammutprogramm letztlich gelohnt hat, kann Lenz noch nicht verraten. Ein paar Zahlen müssen noch durchgerechnet werden, erklärt er. "Aber es sieht sehr gut aus", prognostiziert er und merkt noch an, dass man sich bewusst gegen einen Investor entschieden und dafür auf regionale Sponsoren gesetzt hat. Auf das Geleistete ist er stolz.

Doch ein rundum zufriedener Veranstalter sieht dann doch etwas anders aus. "Das war alles am Rande der mentalen Belastbarkeit für das gesamte Team", findet er. Es ist einiges vorgefallen worauf das Lenz-Team gerne verzichtet hätte. Drei Einbrüche gab es in der Nacht. Einmal wurde Technik mit einem fünfstelligen Wert gestohlen. Die Auflagen durch die Behörde empfanden Lenz, aber auch viele der Zuschauer und die auftretenden Künstler als viel zu rigide. Das Hupen war komplett untersagt. Die Künstler wurden vorab gebeten, das Publikum nicht dazu aufzufordern. Einzig Sänger Pietro Lombardi ignorierte diese Anweisungen kurz vor dem Ende seines Auftritts, in dem er für ein Video auf seinem Instagram-Kanal die Zuschauer zu einem kollektiven Hup-Konzert aufforderte. "Das war ein Schlag ins Gesicht für mein ganzes Team", ärgert sich Lenz. Für Lombardi soll das ein rechtliches Nachspiel haben, sagt Lenz. Er sehe darin einen klaren Vertragsbruch.

Für besonders viel Irritation sorgte eine Unklarheit bei den Auflagen. Klar kommuniziert wurde, dass die Zuschauer die Autos nur für den Gang auf die Toilette verlassen dürfen. Aber verlässt man sein Auto, wenn man aufs eigene Autodach steigt oder sich ins Seitenfenster setzt und von dort aus das Konzert genießt? In dieser Frage äußerte sich das Ordnungsamt laut Lenz vorab schwammig: "Da gab es keinen klaren Standpunkt." Lenz hätte sich auch gewünscht, dass das Ordnungsamt bei einer der Veranstaltungen vor Ort gewesen wäre, um Unklarheiten zu beseitigen. Dazu sei es aber nicht gekommen.

Nach dem ersten Wochenende mit zwei Konzerten folgte laut Lenz der große Knall mit dem Ordnungsamt . "Wir erhielten eine Abmahnung mit der Androhung der fristlosen Kündigung und dem Entzug der Genehmigung für die weiteren Veranstaltungen", berichtet Lenz. Als Grund wurden unter anderem das Sitzen auf den Autodächern, Hupen und das nicht ordnungsgemäße Tragen der Mund-Nasen-Bedeckung bei einem Künstler genannt. Das vorzeitige Ende der Konzertserie hätte ein finanzielles Fiasko für "Car and Concert" bedeutet.

Es ging weiter. Bei über 30 Grad in den Autos. Nicht auf den Autos. Nicht mit geöffneten Türen. Gerade viele der weit angereisten Zuschauer äußerten sich daraufhin verärgert mit einem "Nie wieder Schweinfurt " in den sozialen Medien. Die im Vergleich zu anderen Autokinos in Deutschland strengeren Auflagen erzeugten einen gewissen Wettbewerbsnachteil für die Schweinfurter Veranstalter.

Schon vor dem Autokino-Konzertsommer mit sechs Konzerten , fühlte man sich nach der "Bewährungsveranstaltung" mit Rapper Kay One Ende Mai lange von der Stadt hingehalten. Sechs statt der anvisierten acht Konzerte wurden dann nach langem Warten doch noch genehmigt. "In anderen Autokinos in Deutschland gab es Unterstützung durch die Stadt ", sagt Lenz: "Wir hatten mit unserer nur Tumult." Steffen Krapf

 
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