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Bad Kissingen
Bad Kissingen: Stellplätze für Brummis verzweifelt gesucht
Fernfahrer, die in Bad Kissingen wohnen, sind stets auf der Suche nach Parkplätzen für ihre Lkw und Sattelschlepper. Warum das Problem aktuell mal wieder ganz akut ist.
Wissen nicht, wohin in Bad Kissingen mit ihren Fahrzeugen: Im Bild (von links) Gennadi Trenkenschu, Waldemar Seiler, Andreas Jakobi und Artur Schewske
Foto: Isolde Krapf | Wissen nicht, wohin in Bad Kissingen mit ihren Fahrzeugen: Im Bild (von links) Gennadi Trenkenschu, Waldemar Seiler, Andreas Jakobi und Artur Schewske
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:42 Uhr

"Zu Hochzeiten der Corona-Pandemie waren wir Fernfahrer die Helden der Straße, weil wir trotz abgeschlossener Autobahn-Raststätten und Staus an den Grenzen das begehrte Klopapierin die Supermärkte brachten", sagt Andreas Jakobi ironisch. Jetzt sei das alles vergessen, glaubt der 57-jährige Bad Kissinger, der für eine Spedition bei Straßburg arbeitet und zum Beispiel auch an den Bad Kissinger Supermarkt Kaufland Waren liefert. Alle acht Tage kommt er für zwei Tage heim zu seiner Familie in die Kurstadt. Aber wohin dann mit dem großen Sattelzug? Bislang konnten Brummifahrer ihre Fahrzeuge auf dem großen Platz gegenüber der Polizeiinspektion abstellen, sagt er. Doch seit sechs Wochen gilt dort Parkverbot.

Laut Jakobi gibt es in Bad Kissingen inzwischen etwa 100 Fernfahrer, die ihre Fahrzeuge abstellen müssen, wenn sie für ein paar Tage heimkommen. Dass es problematisch ist, einen Lkw oder Sattelzug hier zu parken, sei nicht neu. Seit Jahren seien er und seine Kollegen auf der Suche nach Stellplätzen. "Wir waren schon überall, standen am Bauhof, neben dem Hellweg, am Kaufland, am Tedi-Markt und an Ausfallstraßen. Wir haben uns herumgetrieben wie die Hunde", sagt Jakobi mit einer Mischung aus Ärger und Verzweiflung.

Dabei seien ihnen die Parkverbotsschilder an den jeweiligen Plätzen sozusagen "nachgefolgt". Seit ein paar Jahren sei das Abstellen der Fahrzeuge dann auf dem Schotterplatz gegenüber der Polizeiinspektion geduldet worden. Doch damit sei es nun vorbei. "Für Pendler, die zum Arbeiten in die Stadt kommen, wird alles getan, aber nicht für die eigenen Bürger", kritisiert Jakobi.

Jeder freut sich über eine Paketlieferung

"Jeder freut sich, wenn die bestellten Pakete umgehend an der Haustüre abgeliefertwerden. Doch an diejenigen, die diese Pakete aus der Ferne hierherfahren, denkt keiner", sagt Jakobis Kollege Artur Schewske, Fernfahrer für den Hermes-Paketversand. Nachdem das Parkverbotsschild auf dem Platz bei der Polizei aufgestellt worden war, habe er beim städtischen Ordnungsamt angerufen. Dort bekam er die Auskunft: "Der Platz ist verkauft und muss allmählich geräumt werden."

Bad Kissinger Fernfahrer suchen in der Kurstadt wieder neue Stellplätze. Am Schotterplatz gegenüber der Polizeiinspektion wurde vor ein paar Wochen ein Parkverbotsschild aufgestellt.
Foto: Isolde Krapf | Bad Kissinger Fernfahrer suchen in der Kurstadt wieder neue Stellplätze. Am Schotterplatz gegenüber der Polizeiinspektion wurde vor ein paar Wochen ein Parkverbotsschild aufgestellt.

"Ich wohne hier, ich arbeite hier, darf aber meine Fahrzeuge künftig nirgends abstellen", formuliert Gennadi Trenkenschu, der seit 2009 von Bad Kissingen aus ein Transportunternehmen unterhält. "Ich liefere alles Mögliche, von Lebensmitteln über Trockenware bis zu Autozubehörteilen – Waren, die dringend gebraucht werden." An der Parksituation für Lkw-Fahrer müsse sich jetzt etwas ändern, fordert der 48-Jährige. "Denn schließlich sind wir Kissinger Bürger und zahlen Steuern." Dann gesellt sich noch Waldemar Seiler zu seinen Kollegen, der gerade von einer Fahrt mit dem Lkw zurückkommt. Auch er unterstreicht die Notwendigkeit, stadtnah zu parken.

Immer den Fahrtenschreiber im Blick haben

Man müsse den Lkw nun mal zu Hause abstellen, sagt Schewske. "Wir dürfen das Fahrzeug nicht auf der Autobahn-Raststätte stehen lassen." Denn wenn die Polizei den Fahrtenschreiber kontrolliert, sei dort nicht nachweisbar, dass er selbst mehrere Tage daheim war und die Ruhezeit einhielt, sagt der 53-Jährige. Sein Kollege Jakobi erzählt, dass er dennoch schon zweimal "aus der Not heraus" an der Autobahn mit dem Sattelzug stehenblieb. Die Folge: Jeweils 240 Euro Bußgeld. 

Gesprächsversuche mit der Stadt vor vier Jahren seien im Sande verlaufen, sagt Jakobi. Mit dem neuen OB Dirk Vogel habe man sich noch nicht unterhalten, denn vonseiten der Verwaltung habe es geheißen, der OB komme derzeit zu keinem Außentermin, man könne ihn nur telefonisch anfragen. "Ein fester Parkplatz für uns am Stadtrand, wo wir unsere Fahrzeuge abstellen dürfen, wäre schön", sagt Schewske moderat. "Vielleicht könnte man dann sogar nach Hause laufen oder mit dem Pkw heimfahren."

Stadt spricht von einer bundesweiten Problematik

Auf dem Platz gegenüber der Polizeiinspektion habe die Stadt vor kurzem ein Parkverbot für Lkw festgelegt, weil es in den vergangenen Jahren dort zu einer "unschönen Ansammlung aller möglichen dauerparkenden Fahrzeuge" kam, teilt die Stadt Bad Kissingen auf Anfrage dieser Redaktion mit. Das Parkverbot sei aus Sicht der Stadt sowohl aus Lärmschutzgründen, aus Umweltschutzgründen (Abgase, Bodenverunreinigungen), aber auch aus optischen Gründen an diesem privilegierten Standort angeraten, heißt es weiter.

An diesem Slogan ist was dran: 'Logistik von Menschen gelebt'. Gesehen auf einem Lkw am Straßenrand in Bad Kisisngen.
Foto: Isolde Krapf | An diesem Slogan ist was dran: "Logistik von Menschen gelebt". Gesehen auf einem Lkw am Straßenrand in Bad Kisisngen.

Das Grundstück gehört der Stadt Bad Kissingen, steht aber grundsätzlich zum Verkauf, so die Stadt in ihrer Stellungnahme weiter. "Eine konkrete Bauabsicht besteht derzeit nicht."

Die Frage, wo große Lkw grundsätzlich parken können, sei jedoch komplexer, teilt die Pressestelle mit. "Es ist eine bundesweite Problematik, die in nahezu allen Kommunen in Deutschland in unterschiedlicher Dringlichkeit besteht." Die Straßenverkehrsordnung sehe vor, dass das Parken von großen Lkw in Wohngebieten nicht möglich ist, heißt es weiter. Eine kommunale Verpflichtung für einen großflächigen Lkw-Parkplatz zu sorgen, bestehe jedoch für eine Stadt oder eine Gemeinde nicht. Da seien die Unternehmen selbst gefragt, dafür zu sorgen, dass ihre Fahrer parken können.

 
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