Bad Kissingen

Integration als Win-win-Situation: Gipfeltreffen am 5. Juli

Beim Landkreis wird das Thema Integration weiter groß geschrieben. Bei einem Gipfeltreffen werden nun Ideen gesammelt und Pläne geschmiedet. Auch Bürger sind eingeladen.
Im August 2015 kamen in Bad Kissingen die ersten Flüchtlinge an.  Archiv Isolde Krapf       -  Im August 2015 kamen in Bad Kissingen die ersten Flüchtlinge an.  Archiv Isolde Krapf
| Im August 2015 kamen in Bad Kissingen die ersten Flüchtlinge an. Archiv Isolde Krapf

Als 2015 und 2016 auch in den Landkreis Bad Kissingen zahlreiche Menschen aus Nicht-EU-Ländern zuwanderten, gab es verschiedene Initiativen, um den meist wegen Kriegsereignissen aus ihren Heimatländern Geflüchteten die Integration hier zu erleichtern. Damals ging es in erster Linie darum, die Ankömmlinge überhaupt irgendwo unterzubringen, sei es in Ersteinrichtungen und später in dezentralen Unterkünften. Jetzt, vier Jahre später, will sich der Landkreis das Thema Integration erneut auf die Fahnen schreiben und ein Konzept dazu erarbeiten, hieß es im Kulturausschuss des Kreistags am Mittwoch.

Man müsse sich jetzt in einem zweiten Anlauf darum bemühen, dass all diejenigen, die länger hier bleiben werden oder sogar schon dauerhaft hier im Landkreis ansässig sind, gute gesellschaftliche und berufliche Chancen haben, sagte der Integrationsbeauftragte des Kreises, Stefan Seufert . Er verhehlte nicht, dass man in den ländlichen Regionen in gewissem Sinn sogar auf diese Zuzügler angewiesen ist. Denn es ist eine Tatsache: Die Bevölkerung auf dem flachen Land schrumpft. Damit müssen sich Kommunalpolitiker auseinandersetzen. Man könne auf dem Land den Zuzug zahlreicher Menschen, die aus Kriegsländern flüchteten, auch besser kompensieren als es Großstädte und Ballungszentren vermögen, so Seufert weiter.

Mehrere Einwanderungswellen

Das zeigte die Vergangenheit, denn bevölkerungshistorisch gesehen gab es bereits mehrere große Einwanderungsbewegungen, zum Beispiel Ende der 1970er die Ankunft der Boatpeople aus Vietnam oder die Migration der Russlanddeutschen Anfang der 1990er. Auch nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs strömten in den ersten Jahren aus den abgetrennten deutschen Ostgebieten bis zu 14 Millionen Flüchtlinge nach Deutschland.

Etliche Historiker sagen heute, dass das sogenannte Wirtschaftswunder der 1960er Jahre ohne die Flüchtlinge und Vertriebenen gar nicht denkbar gewesen wäre. In ähnlicher Weise könnte die Anwesenheit der zugewanderten Menschen auch jetzt im Land Positives bewirken. Kommunalpolitiker hoffen zum Beispiel darauf , dass man die demografische Abwärtsentwicklung stoppen kann.

Zudem gehen die Neuankömmlinge arbeiten. Junge Leute suchen sich Ausbildungsstellen. Vielleicht wird man langfristig durch die aus Kriegsländern geflüchteten Menschen auch dem hierzulande ausgeprägten Fachkräftemangel ein Schnippchen schlagen können, sagte Landrat Thomas Bold im Ausschuss. Seufert erinnerte daran, dass im Landkreis auch zahlreiche " Ausländer " leben und arbeiten - also Personen, die in all den Jahren aus der Europäischen Union (EU) und dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) zugewandert sind.

"Wir haben im Landkreis Bad Kissingen aktuell sogar mehr Ausländer als Flüchtlinge." In Zahlen ausgedrückt lebten im Februar 2019 insgesamt 5896 ausländische Personen im Landkreis. Davon stammen 3068 aus der EU und dem EWR und 2828 aus anderen Staaten außerhalb von EU und EWR (Flüchtlinge). Um die Integrationsbemühungen auf eine neue Basis zu stellen, will der Landkreis nun die Fachleute aller Ebenen an einen Tisch bringen, um einen Leitfaden für die Kommunen zu erarbeiten, sagte der Bildungskoordinator. Wichtig sei es, dabei auch Migranten einzubeziehen. Zunächst müsse man die aktuelle Situation analysieren, dann den Bedarf ausloten und schließlich Handlungsempfehlungen erarbeiten. "Wir müssen gemeinsam eine Basis schaffen für den respektvollen Umgang miteinander", so Seufert weiter.

Am Freitag, 5. Juli wird es einen Integrationsgipfel geben, zu dem alle Akteure ab 14 Uhr ins Bad Kissinger Gymnasium eingeladen sind. "Auch alle Bürger aus dem Landkreis, die Interesse haben, können kommen und mitmachen." Themen, über die bei diesem Treffen gesprochen wird, gibt es sicher genug. Eins davon sollte das Forcieren der deutschen Sprachausbildung für Kinder und Jugendliche aus Migrantenfamilien werden, forderte Kreisrat und Bauunternehmer Patrick Bindrum im Ausschuss. Er erzählte von einem jungen Syrer, der in seinem Unternehmen eine Lehre begonnen hat. Er habe in praktischer Hinsicht eine sehr gute Auffassungsgabe, aber er könne Deutsch weder lesen noch verstehen. "Ich fürchte, er wird deshalb bei der Abschlussprüfung scheitern."

 
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