
Es ist der spektakulärste und gleichzeitig mysteriöseste Kriminalfall der letzten Jahre in Bad Kissingen: Bei Bauarbeiten haben Handwerker am 28. Juni diesen Jahres ein menschliches Skelett in einer Scheune in Innenstadtnähe ausgegraben.
Seitdem ermitteln die Staatsanwaltschaft und die Kriminalpolizei in Schweinfurt, um die Identität des Toten und die Hintergründe zu den Todesumständen zu klären. Noch rätselhafter mutet der Fall an, weil es auf dem Anwesen bereits vor dem Fund mehrere Polizeieinsätze gegeben hat, nachdem Arbeiter in der Scheune Hand- und Panzergranaten aus beiden Weltkriegen entdeckt hatten.
Keine neuen Erkenntnisse im Fall des in Bad Kissingen entdeckten Skeletts
Bislang ist es noch nicht gelungen, Licht ins Dunkel zu bringen. "Die Ermittlungen dauern noch an. Insbesondere die Ergebnisse der rechtsmedizinischen Untersuchungen stehen noch aus", berichtet Björn Schmitt, Pressesprecher beim Polizeipräsidium Unterfranken auf Nachfrage dieser Redaktion.
Bekannt ist bisher, dass es sich bei den Knochen um die Überreste eines Mannes handelt, der zwischen 60 und 80 Jahre alt gewesen ist. Der Todeszeitpunkt liegt 30 bis 40 Jahre zurück, der Leichnam könnte somit in den 1980er beziehungsweise 1990er Jahren in der Scheune vergraben worden sein. Den Verdacht, dass es sich um ein Gewaltverbrechen handelt, haben die bisherigen Untersuchungen nicht erhärtet. Gleichwohl schließt die Polizei ein solches auch nicht aus.
Die Polizei hatte nach Bekanntwerden des Skelettfundes einen öffentlichen Zeugenaufruf gestartet. Ob sich hier konkrete Anhaltspunkte ergeben haben, wird aus ermittlungstaktischen Gründen nicht mitgeteilt. "Zeugenhinweise, die uns erreicht haben, sind zum Teil Gegenstand der noch andauernden Ermittlungen", sagt Schmitt dazu.
Geprüft wird zudem ein möglicher Zusammenhang zu einem alten Vermisstenfall, der sich Anfang der 1990er Jahre im Raum Bad Kissingen ereignet hat und der bislang nicht aufgeklärt ist. Die anfänglichen Hinweise haben sich laut Schmitt jedoch nicht verdichtet.
Kriminalpolizei Schweinfurt arbeitet mit dem Landeskriminalamt in München zusammen
Konkrete Angaben zum Stand der rechtsmedizinischen Untersuchungen macht die Polizei im Hinblick auf die laufenden Ermittlungen nicht. In solchen Fälle eingeschaltet ist in der Regel das Kriminaltechnische Institut des Landeskriminalamtes (LKA) in München.
Die Kriminaltechnikerinnen und -techniker in der forensischen DNA-Analytik nehmen sich dort DNA-Spuren an, sofern welche am Tatort gefunden werden. Das können Haare sein, Gewebeteile, Hautreste an Textilien oder aber auch Körperflüssigkeiten wie Speichel, Blut oder Sperma. "Die DNA-Spuren werden am Tatort gesichert und am kriminaltechnischen Institut aufbereitet. Dabei werden DNA-Muster erstellt", erklärt Fabian Puchelt, Pressesprecher beim LKA.
Die DNA-Datenbank des LKA enthält rund 260.000 Personen- und Spurendaten
Diese Muster gleicht das LKA mit seiner DNA-Datenbank ab. In der finden sich beispielsweise Spuren von vermissten Personen, aber auch von Straftätern. Aktuell sind rund 260.000 Personen- und Spurendaten gespeichert. "Der Bestand verändert sich ständig", sagt Puchel. Bringt ein Abgleich mit dieser Datenbank keinen Treffer, ist klassische Ermittlungsarbeit gefragt. Die Polizei braucht dann eine Vergleichsprobe von einer verdächtigen Person, die dann analysiert und mit der Probe vom Tatort verglichen wird.
Daneben arbeitet die bayerische Polizei laut Puchelt mit dem Institut für Rechtsmedizin an der Universität München zusammen. Die Wissenschaftler dort bearbeiten auch den Skelettfund aus Bad Kissingen. Sie erstellen den sogenannten Zahnstatus, um damit beispielsweise unbekannte Tote zu identifizieren. Die Anzahl der Zähne im Mund, Zahnlücken, gefüllte Zähne, behandelte Zahnflächen oder auch Spuren von abnehmbaren Prothesen können eindeutige Hinweise auf die Identität einer Person geben. Für den Fall aus Bad Kissingen stehen die Ergebnisse der Untersuchung aber weiterhin aus.