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Münnerstadt
Impfpflicht im Thoraxzentrum: Was passiert mit Schwester Kathrin?
Ungeimpfte dürfen bald nicht mehr im Krankenhaus arbeiten. Das kann im Einzelfall ein Drama sein. Eine Schwester an einer Münnerstädter Klinik gibt persönliche Einblicke.
Kathrin U. kontrolliert ein Intensivbett, auf dem gleich eine neue Corona-Patientin liegen wird. Wenn sich nichts ändert, darf sie ab 15. März 2022 nicht mehr arbeiten.
Foto: Susanne Will | Kathrin U. kontrolliert ein Intensivbett, auf dem gleich eine neue Corona-Patientin liegen wird. Wenn sich nichts ändert, darf sie ab 15. März 2022 nicht mehr arbeiten.
Susanne Will
 |  aktualisiert: 11.02.2024 01:08 Uhr

Um halb fünf ist Kathrin U. aufgestanden. Duschen, ein schneller Schluck Kaffee, die Hühner versorgen und ab ins Auto. Ihre Schicht im Thoraxzentrum, der Lungenfachklinik in Münnerstadt, beginnt um 6 Uhr. Kranke Menschen pflegen, in einem tollen Team arbeiten, mit der wiedererlangten Gesundheit ihrer Patientinnen und Patienten belohnt zu werden - das sind die Parameter, die sie sagen lassen: Ich habe einen traumhaften Beruf.

Um kurz nach elf Uhr sitzt sie im Gemeinschaftsraum, Tränen tropfen auf ihren blauen Kittel. "Aber ich muss aufhören." Der Grund: Die 29-Jährige ist nicht gegen Covid geimpft. Und sie wird sich auch nicht impfen lassen. Nun aber kommt für Menschen in Pflegeberufen eine Impfpflicht, hat die Ampel-Regierung festgelegt. Die gleicht zumindest für Menschen wie Kathrin U. einem Berufsverbot. "Ich denke, dass mich die Klinik freistellen muss", vermutet sie.

Ihre Gründe haben nichts mit Weltverschwörung, Bill Gates, Reptiloiden und anderen Märchen zu tun. "Ich hatte als Kind sehr schlimm Neurodermitis, ich musste Handschuhe tragen, damit ich mich nicht blutig gekratzt habe", erzählt die schmale, brünette Frau. In der Pubertät verlor es sich - und kam mit Wucht wieder. "Das war nach meiner Tetanus-Impfung", berichtet sie. Damals arbeitete sie in Werneck im Krankenhaus. Die rauen Stoffe der Arbeitskleidung scheuerten ihre schon wunde Haut noch mehr auf, sie schaffte es mit Geduld, die Neurodermitis in den Griff zu kriegen.

Das Helmholtz-Zentrum München schreibt dazu in seinem Allergieinformationsdienst: "Neurodermitis ist keine Gegenanzeige für eine Impfung. Es ist unklar, ob die SARS-CoV-2-Impfung eine kurzzeitige Verschlechterung der Neurodermitis verursachen könnte. Vermutet wird dies derzeit nicht." Doch durch ihre Erfahrungen ist der Begriff Impfung seitdem negativ für sie besetzt, egal, welche Krankheit damit eingedämmt werden soll.

Täglich Schnelltests, wöchentlich PCR

Im Gegensatz zu geimpften Menschen macht Kathrin U. jeden Tag einen Schnelltest, dazu kommt einmal wöchentlich ein PCR-Test. "Auf unsere Stationen kommt kein Positiver, und auch ich bringe das Virus nicht mit rein", sagt sie. Und wenn doch ein Patient noch positiv getestet ist, wie derzeit ein Mann auf der Intensivstation, dann schützt sie sich so wie ihre Kolleginnen und Kollegen: Schutzmantel, Schutzhaube, Schutzbrille, spezielle Maske, Handschuhe.

Sie glaubt daran: "Mein Risiko, mir hier das Virus zu holen, ist nicht größer als das meiner geimpften Kollegen." Fakt ist: Sie hat sich bislang noch nicht infiziert. Demnächst hat Kathrin U. bei ihrem Hausarzt einen Termin, es geht um ein Attest, das sie von der Impfung entbinden könnte. "Ich möchte das Risiko, mir und meinem Körper noch einmal so einen Schub zuzumuten, nicht eingehen", sagt sie. 

Für Kathrin U. ist jetzt jeder Tag ein Abschied auf Raten. "Ich liebe das Team, die Arbeit, den Erfolg, wenn wir jemanden heilen konnte. Jetzt fühle ich mich völlig asozial, weil ich meine Kollegen und Kolleginnen im Stich lasse. Wir sind doch so aufeinander angewiesen, gerade weil wir so knappe personelle Ressourcen haben. Wir leben doch alle damit: Überstunden? Schicht? Ganz normal. Fällt ein Kollege am Sonntag aus - wir springen ein. Weihnachtsdienst ist noch nicht vergeben? Okay, mach ich. Ich bin für meinen Beruf schon über so viele Grenzen gegangen." Kathrin U. weint während des Gesprächs. "Und jetzt falle ich komplett weg. Und die, die den Job zu den Konditionen überhaupt noch machen wollen, die fehlen doch jetzt schon."

 
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  • Familie.hupp@t-online.de
    Kathrin U. ist mit Leib und Seele Krankenschwester wiel Sie Geld verdienen will.
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  • lbs
    @Holztechniker
    Sie schreiben: Mit Leib und Seele Krankenschwester wiel Sie Geld verdienen will! Wenn sie mit Leib und Seel Krankenschwester ist, dann hat sie sich auch mit "Leib und Seele" gegenüber allen Menschen um sie herum impfen zu lassen. Oder sehen Sie das anders?
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  • Thomas.Lindenberg@gmx.de
    Hier mal eine kleine Anregung, über den sehr begrenzten Tellerrand hinauszuschauen:
    https://www.servustv.com/aktuelles/v/aa-28zh3u3dn2111/
    Das Richtige für einen heilsamen Perspektivenwechsel während der ruhigen Tage...
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  • kh070656
    Tomlin, bevor Sie davon ausgehen, dass Sie über den Tellerrand hinausblicken, sollten Sie Ihre Quellen erst mal prüfen. Lesen Sie Folgendes:

    https://nzzas.nzz.ch/international/die-neue-einstiegsdroge-fuer-corona-leugner-ld.1660981?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE&reduced=true
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  • Albatros
    Und bevor Sie überhaupt von Tellerrand sprechen, informieren Sie sich erst einmal darüber wer die NZZ ist. Aber so ist das eben, wenn man sein "Wissen" aus Google sein eigen nennt.
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  • kh070656
    Tomlin, mir ist schon bewusst, dass die NZZ eine Zeitung mit liberal-konsevativer Ausrichtung ist. Die NZZ ist aber auch die älteste noch erscheinende Zeitung in der Schweiz. Man kann durchaus auch mit deren Meinung nicht einverstanden sein, aber die Berichterstattung basiert auf Fakten, im Gegensatz zu dem was Sie vorschlagen. Das von Ihnen favorisierte Medium stelle gleich mit einer sehr bekannten deutschen Boulevardzeitung. Mir ist auch vollkommen klar, warum Sie von Google-Wissen faseln. Man muss erst selbst die Idee gehabt haben, bevor man Sie anderen unterstellen kann. Sie brauchen sich nicht die Mühe machen zu antworten, denn ich an einem weiteren Austausch nicht interessiert. 'Habe Besseres zu tun', sagte Prof. Drosten.
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  • sigrid.weissenberger@gmx.de
    Gerne würde ich mal den Impfausweis von Schwester Kathrin sehen.

    Vielleicht würde man dann Impfungen für Urlaubsreisen und die empfohlene Hepatitis-Imfpung für Pflegekräfte entdecken.
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  • ralfestenfeld@aol.com
    Es ist nicht das Medium (= Mainpost), das den wahren Charakter der Kommentator/innen zeigt. Nein, es ist der Kommentar selbst. Und da ist zum Teil jeglicher Anstand - und Abstand - zu anderen Meinungen verloren gegangen. Armes Deutsch- und Frankenland!
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  • Albatros
    Ich bin ja bei Gott nicht auf den Mund gefallen, aber es ist erschreckend, wie viel Abneigung, ich will nicht sagen Hass, aber manche Kommentare zeigen wirklich das ganze Dilemma dieser Spaltung innerhalb der Gesellschaft. Kathrin U. ist mit Leib und Seele Krankenschwester und dies alleine ist in meinen Augen Grund genug ihr Respekt zu zollen. Kathrin U. ist bis heute nicht geimpft, aber nicht weil sie eine Impfleugnerin ist, sondern weil sie aus gesundheitlichen Gründen Angst vor einer Impfung hat. Was mir extrem aufstösst ist die Arroganz und Überheblichkeit mit welcher Kathrin in vielen Kommentaren durch den Dreck gezogen wird. Jeder meint er kann sich ein Urteil mit seinem Dr.-Google-Wissen erlauben, in wie weit die Erkrankung von Kathrin ein Impfrisiko darstellt oder nicht. Hier wird längst nicht mehr unterschieden, ob Jemand Ängste hat oder nicht, wer sich nicht impfen lässt ist ein Feind. Erschreckend ist, dass die schlimmsten Kommentare am meisten Zustimmung finden.
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  • kh070656
    Woher haben Sie Ihre Informationen in diesem speziellen Fall. Mir ist der ganze Fall suspekt. Vom wem ging die Initiative für diesen Artikel aus und welche Intention steht dahinter. All das ist ziemlich undurchsichtig. Also warum dieser Artikel? Falls sich der Verfasser gegen die Impflicht aussprechen will, dann bitte ein entsprechender Artikel, aus dem man auch Argumente entnehmen kann, die gegen eine Impfplicht sprechen. Aber
    mit Hilfe eines solchen Artikels Stimmung machen, das geht gar nicht. Im Übrigen sollten Sie den Artikel in der Mainpost lesen, der davon handelt, was gegen eine Impfung sprechen kann.
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  • kh070656
    Dublette.
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  • dbuettner0815@gmail.com
    @Albatros: Anscheinend haben sie den Bericht nicht gelesen. Was hat das mit google-Wissen zu tun. Gegenfrage: Was passiert, wenn wir die allgemeine Impfpflicht bekommen? Wird die Frau dann ein Fall für das Sozialamt? Wer eine Krankheit hat, die eine Impfung unmöglich macht, kann dies von einem Arzt bestätigen lassen und wird nicht geimpft.
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  • HeilHK
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Albatros
    @gardner, merken Sie nicht wie hier pauschal Feindbilder aufgebaut werden? Kathrin wird in einen Topf mit Esoterikern, Schwurblern, Verschwörungstheoretikern und Nazis geworfen. Es findet längst keine Unterscheidung mehr statt, warum sich ein Mensch gegen eine Impfung entscheidet. Wenn Weltärztebund-Chef Montgomery von einer "Tyrannei der Ungeimpften" spricht, dann wird eine hochbrisante Rhetorik entfacht, welche brandgefährlich ist. Es entsteht, teilweise von Medien unterstützt, der Eindruck, als bestünde der Großteil der "Spaziergänger" aus nationalsozialistischen Verschwörern. Lesen Sie sich noch einmal die Kommentare zu diesem Artikel durch, ein Potpourri an Beleidigungen und Diffamierung. Kein Dialog, keine Bereitschaft die Argumente von Kathrin zu respektieren, sie wird wie jeder andere Nichtgeimpfte zum Feindbild erklärt. Wenn dass Ihr persönlicher Weg der Auseinandersetzung mit Leuten wie Kathrin ist, meiner ist es nicht.
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  • p.kriebel@gmx.net
    Sehr guter Kommentar, sie sprechen mir aus der Seele
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  • HeilHK
    Danke für diesen Kommentar!
    Dieser Meinung kann ich mich nur anschließen! Es ist leider nicht nur Schwarz und Weiß.
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  • kh070656
    Zum Nachlesen:

    https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/welche-medizinischen-gruende-gegen-eine-corona-impfung-sprechen-art-10701833?fbclid=IwAR0V_7jd9jGREHLJphtLvIqY3zD6rLxHRkazCyPi6g083YjXLNonaxRFmn0
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Ich wiederhole mich, es gibt tragische Schicksale. Aber im Krankenhaus - besonders auf Intensivstationen - geht es um Menschenleben. Was passiert wohl wenn das Krankenhaus seinen Schutz (und Hygienepflicht) vernachlässigt?

    Im Krankenhaus ist mittlerweile eine der ersten Fragen "gibt es eine Patientenverfügung"? Was würden wohl die meisten in einer Patientenverfügung auf die Frage "Ärzte und Personal müssen nicht gegen Covid-19 geimpft sein" Antworten?
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  • jkwue
    Für jeden Beruf gibt es persönliche Anforderungen, ich denke nur an Anforderungen für Piloten oder den Nachweis des Führungszeugnisses in öffentlichen Berufen.

    Wenn sie die Anforderungen an die Impfpflicht nicht erfüllt - und das gerade in einer Lungenklinik auf der Intensivstation - ist sie fehl am Platz, sorry.
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  • HeilHK
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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