Die Ankündigung, die künftigen Ampel-Koalitionäre seien sich bereits über eine Impfpflicht für verschiedene Pflegeberufe und medizinisches Personal einig, sorgte zum Wochenstart für Aufsehen. Sie musste zumindest teilweise wieder zurückgenommen werden: Es gebe zwar Bestrebungen in diese Richtung, einig aber seien sich SPD, FDP und Grüne noch nicht, heißt es aus Kreisen der Ampel-Parteien. Wie aber stehen Verantwortliche in Unterfranken zu diesem Thema?
"Nach meiner Kenntnis sind die allermeisten unserer Pflegekräfte geimpft, in mehreren Einrichtungen leider einzelne nicht", sagt der Vorsitzende des Caritasverbands für die Diözese Würzburg, Domkapitular Clemens Bieber. Leider hätten diese einzelnen Impfverweigerer das Virus sowohl in der Einrichtung, in der sie arbeiten, als auch im privaten Umfeld verbreitet. Er sei kein Mediziner, kein Virologe, und könne deshalb nur an das Verantwortungsbewusstsein seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter appellieren. Dies hätten sowohl er selbst als auch Bischof Franz Jung getan.
In seinem Brief an alle Priester, Diakone, ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Diözese schreibt Bischof Franz Jung unter anderem: "Die vierte Welle der Corona-Pandemie hat uns massiv erreicht. Gerade in dieser schwierigen Situation wollen wir weiter an der Seite der Menschen stehen. Dabei tragen wir Verantwortung für die Gesundheit der Menschen, denen wir begegnen, und für uns selbst. Deshalb bitte ich Sie mit allem Nachdruck: Lassen Sie sich gegen Corona impfen, wenn Sie dies noch nicht getan haben!"
Weil es darum gehe, die weitere Verbreitung des Coronavirus einzudämmen und Erkrankungen zu verhindern, spricht sich Clemens Bieber für eine Impfpflicht für Personen aus, die in der Pflege tätig sind. Bestenfalls solle die Regelung für alle gelten, die im häufigen engen Kontakt mit anderen Menschen oder in Einrichtungen tätig seien. Neben Pflegekräften also auch für Hausmeister und Reinigungskräfte sowie für Therapeutinnen und Therapeuten oder Ärztinnen und Ärzte, die in die Einrichtung kommen würden.
Pflegedirektor der Uniklinik wünscht sich höhere Impfquote
Auch der Pressesprecher der Caritas in Unterfranken, Sebastian Schoknecht, bestätigt, dass der Wohlfahrtsverband die Diskussion zu einer verpflichtenden Impfung in bestimmten Arbeitsfeldern begrüße. Besonders wichtig seien der Caritas dabei die Bereiche Pflege und Kindertagesstätten. "Dienste und Einrichtungen unter dem Dach der Caritas müssen sichere Orte sein", so Schoknecht.
Der Pflegedirektor des Universitätsklinikums Würzburg, Marcus Huppertz, hingegen hält schon die Frage nach einerImpfpflicht für Gesundheitsberufe für "überhaupt nicht sinnhaft". "Von unserer Seite her wäre es wünschenswert, wenn die Impfquote der Gesamtbevölkerung mehr als 85 Prozent betragen würde", sagt er. Dies habe man im vergangenen Sommer, als die Inzidenzen und Hospitalisierungsraten niedrig gewesen seien, trotz ausreichend Impfstoff nicht erreicht. Egal zu welcher Aussage man in der jetzigen Situation kommen würde, sie würde immer unnötige Unruhe auf verschiedenen Ebenen erzeugen. Und das sei im Augenblick genau das, was wir jetzt "am allerwenigsten gebrauchen können", so Huppertz.
Hat die Politik Handlungsoptionen nicht konsequent genug ausgeschöpft?
"Annähernd 90 Prozent unserer Mitarbeitenden sind geimpft", sagt Veit Oertel, Pressesprecher des Leopoldina-Krankenhauses in Schweinfurt. In umliegenden Kliniken verhalte es sich ähnlich. Er verstehe den Wunsch, die zu Versorgenden bestmöglich zu schützen. Doch die Impfpflicht würde ausgerechnet diejenigen treffen, die seit Beginn der Pandemie besonderen Belastungen und Risiken ausgesetzt gewesen seien und die eine überdurchschnittlich hohe Impfquote aufweisen würden. Da dränge sich der Verdacht auf, dass eine Impfpflicht seitens der Politik als Heilmittel aus einer Misere postuliert werde, in die man geraten sei, "weil andere Handlungsoptionen nicht konsequent genug ausgeschöpft worden sind", meint Oertel.
Auch Martin Ulses, Bezirksgeschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt Unterfranken (AWO), spricht von einem "sehr heiklen Thema". Dennoch befürworte die AWO die "Impfpflicht als Ultima Ratio". Die 3G-Regelungen und Teststrategien hätten nicht zu den Ergebnissen geführt, die man brauche, um die Menschen in den Einrichtungen optimal zu schützen. Die Ergebnisse bei PCR-Tests würden einfach zu lange dauern und Schnelltests gerade bei Geimpften keine zuverlässigen Ergebnisse bringen.
Auch Ulses betont aber, dass alle Beschäftigten einer Einrichtung dann unter die Impfpflicht fallen müssten. Je nach Einrichtung liege die Impfquote aller Beschäftigten aktuell zwischen 75 und 90 Prozent. Die AWO habe alles versucht, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Impfen zu überzeugen, aber eben nicht alle erreicht. Allerdings sei nicht jeder Ungeimpfte ein Impfverweigerer - es gebe durchaus auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denen aus medizinischen Gründen vom Arzt davon abgeraten worden sei.
Damit könnte man auch Tempolimits und Promillegrenzen für LKW-Fahrer abschaffen. Fahrer gibt es auch zu wenige.
Aber: Die Wahrscheinlichkeit für schwere Verläufe wird signifikant reduziert, und damit das Gesundheitssystem entlastet. Und nur darum geht es. Die Inzidenzen hätten bei einer höheren Impfquote kaum noch Aussagekraft. Es ist halt traurig, dass wir über eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen sprechen, während sich eine unsolidarische Minderheit weiterhin weigert ein freiwilliges Impfangebot anzunehmen. So, jetzt können sich die Statistiker wieder auf die Suche nach Zahlen machen, die meine Aussagen widerlegen. Dafür hat’s Zeit!?
"Gesunder Menschenverstand ist kein Glück, sondern Strafe. Denn man muss mit all denen klar kommen, die keinen besitzen." Zitat Ende.