Das letzte Wort hat zwar die Mitgliederversammlung der Frankfurter Grünen am kommenden Samstag, doch nach dem eindeutigen Votum der parteiinternen Findungskommission gibt es kaum einen Zweifel: Manuela Rottmann, Bundestagsabgeordnete der Grünen im Wahlkreis Bad Kissingen, wird bei der Wahl am 5. März als Oberbürgermeisterin für Frankfurt kandidieren. Und sie spielt auf Sieg.
"Ja, ich will die Wahl gewinnen", sagt die 50-Jährige gegenüber der Redaktion. Die Chance, Kommunalpolitik in Frankfurt an vorderster Stelle zu gestalten, sei so verlockend gewesen, dass sie ihre unterfränkischen Wurzeln wieder ein Stück hintan stellen wolle. "So ganz leicht" sei ihr die Entscheidung aber nicht gefallen. Richtig konkret sei die Überlegung erst nach der Abwahl von Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) geworden.
Einige andere Job-Angebote ihrer Partei habe sie in der Vergangenheit abgelehnt, sagt Rottmann. Aber Frankfurt sei nun mal neben Unterfranken ihr zweites politisches Standbein. Dort habe sie schon als Studentin und später in vielen Parteiämtern "politisches Fighten und Arbeiten" gelernt. Dorthin würde sie jetzt trotz ihres Bekenntnisses, ein "Freilandei" zu sein, gerne zurückkehren.
Von 2006 bis 2012 war Rottmann im Frankfurter Römer in einer schwarz-grünen Koalition unter Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) hauptamtliche Dezernentin für Umwelt und Gesundheit.
"Frankfurt und Unterfranken, ich mag beides", sagt die gebürtige Würzburgerin, die in den Kreisen Würzburg, Schweinfurt und Bad Kissingen aufgewachsen ist. Stadt und Land habe sie nie als Widerspruch gesehen. Im Gegenteil: Von guten Verbindungen bis nach Unterfranken könne die Metropole Frankfurt nur profitieren, so wie umgekehrt der Ballungsraum Main-Rhein als Arbeit- und Auftraggeber für Menschen und Firmen von der Rhön bis zum Untermain interessant sei. Hier Kontakte zu intensivieren, könne ein Vorzug einer unterfränkisch sozialisierten Oberbürgermeisterin in der Bankenmetropole sein.
Was wird aus dem Job als Staatssekretärin in Berlin?
Dass der Weg bis dahin steinig werden kann, daran lässt Manuela Rottmann keinen Zweifel. Ob sich ein OB-Wahlkampf in Frankfurt mit ihrem Amt der Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium vereinbaren lässt oder einen Rückzug aus Berlin verlangt, das will die 50-Jährige jetzt "in aller Ruhe" mit ihrem Chef, Minister Cem Özdemir, besprechen: "Ich bin sicher, wir finden eine gute Lösung."
Es wäre nicht das erste Mal, dass sie ohne berufliche Absicherung einen neuen politischen Schritt wage, sagt Rottmann. 2017 habe sie in Frankfurt ihren Job als Juristin bei der Bahn gekündigt und sei umgezogen, ohne zu wissen, ob es für ein Bundestagsmandat bei den unterfränkischen Grünen reicht: "Eine gemähte Wiese war das nicht." Gemeinsam habe man seitdem einiges an Reputation für die Grünen erreicht, sagt Rottmann und nennt die Gründung "zahlreicher neuer Ortsverbände" und der Gewinn vieler zusätzlicher Mandate in den Rathäusern und Landratsämtern der Region.
Unterfrankens Bezirks-Grüne sprechen von einem "großen Verlust"
Von einem "großen Verlust" für die unterfränkischen Grünen sprechen denn auch die Bezirksvorsitzenden Simone Artz und Volker Goll. Man sehe die Nominierung Rottmanns "mit einem lachenden und einem weinenden Auge". Frankfurt dürfe sich jedenfalls auf eine "uneingeschränkt kompetente Kandidatin" freuen.
Die Finanzmetropole bis 2035 klimaneutral umzubauen, gibt Rottman derweil als ihr wichtigstes Wahlziel aus. Und dann sei da noch die Sache mit dem Wein, ergänzt sie mit einem Schmunzeln: Als Unterfränkin werde sie sich dafür einsetzen, dass es in Frankfurt "endlich" ordentlichen Frankenwein zu trinken gibt. Riesling aus dem Rheingau könne nämlich niemals mit einem guten Silvaner mithalten.
Ehrlich machen wäre besser: Ich sehe einen Karrieresprung. Den will ich nutzen ungeachtet meiner derzeitigen Verpflichtungen und Aufgaben.
Das Herumdrapieren der Argumente bis hin zur Instrumentalisierung des Frankenweines ist lächerlich.
Möge der Versuch der Volksverdummung scheitern!
Jetzt muss natürlich der Rest der Partei noch mitspielen, und dann gilt: der Wurm muss dem Fisch und nicht dem Angler schmecken.
Gewählt werden muss sie dann eben auch noch.
Und machen wir uns bitte nichts vor: sie wird wohl kaum gewählt werden, wenn sie sich im Wahlkampf nach wie vor das warme Nest Bundeslandwirtschaftsministerium offen hält. Sie ist gut beraten, diesen Posten vor dem Wahlkampf aufzugeben.
Soltle sie nicht gewählt werden, werden ihre Parteifreunde ohnehin schon dafür sorgen, dass sie irgendwo wieder einen zu gut bezahlten Staatsjob bekommt.
Das Credo war schließlich, dass sie zwar hoch kompetent in ihrem Fachgebiet war, aber sonst zu wenig extrovertiert und nicht wirklich fähig, neue Kontakte zu knüpfen und Menschen für sich zu begeistern. Sollte das so geblieben sein, wird sich das im Wahlkampf wiederspiegeln.
Qualität wird siegen.