Liebe Manuela Rottmann,
ich kenne Sie als eine Politikerin des offenen Wortes. Als jemanden, der verbal auch mal mutig voranschreitet, wenn es gilt, ein Thema zu setzen oder einen politischen Anspruch zu formulieren. Umso ungewöhnlicher, dass Sie aktuell so schmallippig unterwegs sind. Seit Wochen spekulieren die Medien in Frankfurt am Main über ihre mögliche Kandidatur als Oberbürgermeisterin der Stadt. Allein von Ihnen kommt so gut wie nichts zum Thema.
Warum eigentlich?
Dass Sie den Job im Grunde gar nicht wollen und lediglich damit kokettieren, für das hohe kommunale Amt im Gespräch zu sein, schließe ich mal aus. Wieso also sagen Sie nicht öffentlich: "Ja, ich möchte Oberbürgermeisterin werden - und bewerbe mich als Kandidatin meiner Partei, der Grünen." So ein Statement hätte Ihnen spätestens nach der Abwahl von Skandal-OB Peter Feldmann am vergangenen Sonntag gut angestanden, finde ich.
Sie haben schließlich politisch nicht viel zu verlieren. Falls Sie von Ihren Parteifreundinnen und -freunden zur Kandidatin gekürt werden, sowieso nicht, zumal alle politischen Beobachter in der Bankenmetropole den Grünen beste Chancen bescheinigen, die nächste Oberbürgermeisterin oder den nächsten Oberbürgermeister zu stellen.
Aber ich denke, auch wenn die Wahl in Frankfurt nicht auf Sie fällt, können Sie erhobenen Hauptes die Arbeit als Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium fortsetzen. Wie glaubwürdig Sie dann weiter in Berlin Vertreterin des ländlichen Unterfrankens sein können, müssten Sie allerdings mit den Grünen hier vor Ort noch diskutieren. Aber so ist das eben, wenn man politisch ambitioniert unterwegs ist.
Politische Anfänge in Hammelburg - und Karrierestart in Frankfurt
Liebe Manuela Rottmann, wir kennen uns schon lange. Ich war Anfang der 1990er Jahre junger Lokalredakteur in Hammelburg, als Sie, zunächst noch Schülerin, begannen, als freie Journalistin für den Mitbewerber Saale-Zeitung zu schreiben. Da fielen Sie auch schon durch das erste politische Engagement auf, unter anderem für die Initiative "Das bessere Müllkonzept" - und bald auch für die Grünen. Mit beginnendem Studium waren Sie dann aber erst einmal weg aus dem beschaulichen Saaletal - und aus meinem journalistischen Fokus.
Nicht nur als Juristin, sondern auch als Grünen-Aktivistin haben Sie indes schnell Karriere gemacht - unter anderem von 1995 bis 1996 als Bundessprecherin der Grün-Alternativen Jugend. 2002 haben Sie in Frankfurt erstmals - erfolglos - für den Bundestag kandidiert. 2006 folgte dann der bisherige Höhepunkt Ihrer kommunalpolitischen Karriere in "Mainhattan": In der schwarz-grünen Stadtregierung unter CDU-Oberbürgermeisterin Petra Roth wurden Sie hauptamtliche Dezernentin für Umwelt und Gesundheit.
Nach einer Amtsperiode sind sie dann 2012 aus familiären Gründen - sehr zum Bedauern der Frankfurter Grünen - aus der Berufspolitik ausgestiegen. Um schließlich zur Bundestagswahl 2017 in Ihrer unterfränkischen Heimat, im Wahlkreis Bad Kissingen, wieder einzusteigen. Über 25 Jahre nach Ihren Anfängen standen Sie nun auch wieder im Blickpunkt meiner Arbeit als politischer Reporter.
Dass Sie den Grünen in Unterfranken seitdem Gesicht und Profil gegeben haben, bestreiten selbst Vertreterinnen und Vertreter anderer Parteien nicht. Ihre Bodenständigkeit, Ihr mehrfach wiederholtes Bekenntnis, "Freilandei" zu sein, Ihre Initiativen und Vorschläge zu einer besseren Gesundheitsversorgung oder zu autofreier Mobilität in der Fläche wurden und werden gehört - gerade auch in der vermeintlichen Großstadt-Partei Bündnis 90/Die Grünen.
Dass Sie der nächste Karriereschritt ausgerechnet ins Landwirtschaftsministerium führte, hat da sehr gut gepasst. Die Stärkung des ländlichen Raums, das schien Ihnen ein politisches Herzensanliegen zu sein.
Viele Grüne sehen Erklärungsbedarf - erst recht im Wahlkreis Bad Kissingen
Ist es das aber wirklich, werden jetzt nicht wenige Mitstreiterinnen und Mitstreiter in Ihrer Partei fragen? Wie passt es zum Landei Manuela Rottmann, dass sie nun offenbar wieder nach einem Amt in der 750.000-Einwohner-City Frankfurt strebt, dem Chefsessel im berühmten Römer?
Ich finde schon, dass die unterfränkischen Grünen, allen voran die Parteifreundinnen und -freunde in Ihrem Wahlkreis, da zurecht eine Erklärung erwarten. Es geht nicht zuletzt um politische Glaubwürdigkeit.
An diesem Samstag steht eine Grünen-Bezirksversammlung in Waigolshausen im Landkreis Schweinfurt auf dem Programm. Eigentlich eine gute Gelegenheit, Pläne und Beweggründe zu erläutern. Ich bin gespannt.
Beste Grüße aus Würzburg
Michael Czygan, Redakteur
Betreiben sie Steigbügelhilfe oder wollen Sie es verhindern? Was ist das Ziel?
"Dass Sie der nächste Karriereschritt ausgerechnet ins Landwirtschaftsministerium führte, hat da sehr gut gepasst." Was ist die Leistung, die Sie da herausstellen wollen? Das jedenfalls können die meisten nicht erkennen. Was ist gemeint?
Reicht ein wiederholtes Bekenntnis, zum "Freilandei" um sich auszuzeichnen?
Woher dieser Politotimismus? Sie ist zu Hause nicht präsent das muss nicht belegt werden weil es so ist und daher nicht belegbar ist! Wo ist die bei Dorf-Jubiläen? (ich würde gerne dazulernen)!
Als Fachfrau in der Landwirtschaft ist sie wie eine "Missernte". Mein Eindruck!
Wenn nicht Redakteure gelegentlich über ihre eigene Mitarbeiterin schreiben würden... wo wäre die Präsenz? Könnte man das als Totalausfall bezeichnen?
Sie kennen sicher den FAZ Kommentar v 28.10.11
"Man muss kein Grüner sein, um den Abschied Manuela Rottmanns aus der Frankfurter Stadtpolitik zu bedauern. Die Umweltdezernentin ist ein herausragendes politisches Talent ihrer Generation. Intelligent, beschlagen, zielstrebig, fleißig, eloquent - eine solche Kombination ist selten, nicht nur auf kommunaler Ebene. Auch ihr Humor nimmt für sie ein.
Rottmanns Grenzen liegen auf dem schwer fasslichen Gebiet der weichen Politikfaktoren. Man kann sich die Juristin nur schwer als glücklichen Menschen vorstellen, wenn es darum geht, das Fastnachtsprinzenpaar im Römer zu empfangen. Es fehlen ihr das Leutselige und die Freude am Repräsentieren, wie sie etwa Oberbürgermeisterin Petra Roth verkörpert."
Man liest auch von handwerklichen Fehlern und davon, dass sie es offenbar versäumte, sich bei der Bevölkerung bekannt zu machen.
Das kann man so oder so bewerten, im neuenAnlauf für die OB-Wahl wird sie sich gewiss verbessern.
KeinGrund zu stänkern!
Zum anderen finde ich es generell gut,wenn kommunale Spitzenämter von Politiker*innen aufgefüllt werden, die bereits auf Bundesebene Erfahrung, auch in Spitzenämtern gesammelt haben. Generell wünsche ich mir gerade in Städten und Gemeinden öfter mal frischen Wind von außen. Im eigenen Saft schmoren , hilft in der Regel nämlich oft nicht weiter.
Die FAZ sieht das allerdings etwas anders...
Weiter attestierte 2011 die FAZ Rottmann, die schon damals wohl Ambitionen auf das Amt hegte, dass ihr ungewohnte, handwerkliche Fehler unterliefen und auch die Begeisterung um eigenen Lager, dass sie Kandidatin für das OB-Amt würde, merklich abgekühlt sei. Auch habe sie es versäumt, sich einem breiteren Publikum bekanntzumachen.
Tja, und seitdem wird sich wohl nicht viel getan haben, von daher...
ABER Es wäre ja traurig, wenn sich in Frankfurt nicht auch noch andere geeignete Kandidaten fänden.......