zurück
Wildflecken/München
Generalstaatsanwalt ermittelt gegen einen Soldaten der Rhön-Kaserne: Davidstern in Zimmertüre geritzt?
Die Zahl antisemitischer Straftaten in Bayern ist weiter hoch. Politik und Justiz wollen dagegen angehen. Was ein Fall bei der Bundeswehr in Wildflecken damit zu tun hat.
Auch die Rhön-Kaserne in Wildflecken (Lkr. Bad Kissingen) war mutmaßlich Tatort einer antisemitisch motivierten Sachbeschädigung.
Foto: Ulrike Müller (Archivbild) | Auch die Rhön-Kaserne in Wildflecken (Lkr. Bad Kissingen) war mutmaßlich Tatort einer antisemitisch motivierten Sachbeschädigung.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 29.03.2025 02:34 Uhr

Mal sind es Hakenkreuz-Schmierereien, mal judenfeindliche Parolen, mal brennende Israel-Fahnen: 579 antisemitische Straftaten hat das Landeskriminalamt (LKA) im Jahr 2024 in Bayern erfasst. Das sind zehn weniger als 2023, als ein neuer Höchststand erreicht worden war. Ähnlich ist die Entwicklung in Unterfranken: 47 antisemitische Straftaten waren es im vergangenen Jahr, zwei weniger als 2023. 

Der leichte Rückgang ist kein Grund für Justiz und Politik, bei der Verfolgung der Taten nachzulassen. "Jüdinnen und Juden sollen sich in Bayern sicher und zu Hause fühlen", sagt Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Auf Nachfrage verweist er auf eine enge Zusammenarbeit von Verfassungsschutz, Polizei und Justiz: "Unser Ziel ist es, den Tätern und möglichen Hintermännern schnell auf die Spur zu kommen und weitere Taten zu verhindern." 

So verwundert es nicht, dass Andreas Franck von der Generalstaatsanwaltschaft München, der Antisemitismusbeauftragte der bayerischen Justiz, die Ermittlungen in einem Fall von "Sachbeschädigung"  in der Rhön-Kaserne der Bundeswehr in Wildflecken (Lkr. Bad Kissingen) übernommen hat.

Strafbefehl gegen Soldaten aus Wildflecken wegen Sachbeschädigung 

Auf Antrag von Franck hat das Amtsgericht Bad Kissingen einen Strafbefehl gegen einen Soldaten erlassen. Wegen Sachbeschädigung soll der heute 24-Jährige, der in Nordrhein-Westfalen gemeldet ist, eine Geldstrafe von 70 Tagessätzen à 15 Euro, insgesamt also 1050 Euro, zahlen.

Weil der Beschuldigte Einspruch gegen den Strafbefehl eingelegt hat, kommt es jetzt zu einer öffentlichen Hauptverhandlung in Bad Kissingen. Ein Termin dafür steht dem Amtsgericht zufolge noch nicht fest.

"Antisemitische Tatmotivation": Davidstern mit dem Klappmesser in die Tür geritzt

Die Generalstaatsanwaltschaft wirft dem Hauptgefreiten vor, er habe mit einem Klappmesser einen Davidstern in die Türe des Zimmers eines Stabsgefreiten mit jüdischer Glaubenszugehörigkeit geritzt. Die Anklage geht von einer "antisemitischen Tatmotivation" aus. Der beschuldigte Soldat habe seinen Kameraden mutmaßlich als Juden bloßstellen wollen.

Das Landeskriminalamt ordnet für das vergangene Jahr 321 der 579 antisemitischen Straftaten dem "Phänomenbereich rechts" zu. Mit Abstand folgen 106 Taten aus dem "Phänomenbereich ausländische Ideologie". Ihre Zahl hat sich im Jahresvergleich verdoppelt, erklärbar durch die Entwicklung im Nahen Osten. 

Nach dem Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 und dem folgenden Gazakrieg tritt der Antisemitismus, der seinen Ursprung in den arabischen Nachbarländern Israels hat, auch in Deutschland deutlich offener zutage. 

Großteil der Extremismus-Verdachtsfälle bei Bundeswehr aus rechtsextremistischem Bereich

Inwieweit Antisemitismus ein Thema bei der Bundeswehr ist, darüber war beim Bundesverteidigungsministerium kurzfristig keine Auskunft zu bekommen. Eine Sprecherin verwies auf den aktuellen Jahresbericht der "Koordinierungsstelle für Extremismus-Verdachtsfälle" in der Bundeswehr.

Demnach bearbeitete der Militärische Abschirmdienst (MAD) im Jahr 2023 rund 1000 Extremismus-Verdachtsfälle. Über drei Viertel waren dem "Phänomenbereich Rechtsextremismus" zugeordnet. Ob dabei judenfeindliche Einstellungen eine Rolle spielten, darüber gibt die Statistik der Sprecherin zufolge keine Auskunft.  

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Wildflecken
Michael Czygan
Amtsgericht Bad Kissingen
Antisemitismus
Bundeswehr
Hamas
Joachim Herrmann (CSU)
Landeskriminalämter
Militärischer Abschirmdienst
Polizei
Sachbeschädigung
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Arthur Weber
    Degradieren und aus der Bundeswehr entlassen. Der Mann hat hier nichts verloren.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Martin Deeg
    Sie haben offenbar keine Ahnung wie verbreitet derarte rechte Gesinnungen innerhalb autoritärer Strukturen wie Polizei und Bundeswehr sind.

    Hier und da ein „Exempel“ gegen einen Einzelnen zu statuieren mag zwar die Öffentlichkeit und das Gewissen beruhigen, bleibt aber pure Kosmetik.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Arthur Weber
    Was schlagen Sie denn stattdessen vor?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Martin Deeg
    Nun, der Fisch stinkt vom Kopf her.

    Denke allerdings für eine tiefergehende Diskussion ist das hier der falsche Rahmen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Arthur Weber
    Ich wollte eigentlich eine Vorschlag von Ihnen, was mit dem Soldat geschehen soll.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Martin Deeg
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Martin Deeg
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Martin Deeg
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Martin Deeg
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten