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"Frauen gehören auf den Bau": Die Maurerin Maya Scheel widerlegt Klischees und möchte Miss Handwerk 2025 werden
Baustelle statt Büro: Maya Scheel räumt mit veralteten Rollenbildern auf. Was sich die junge Frau vorgenommen hat und wie sie für andere Frauen Vorbild sein will.
Maya Scheel aus Geroda (Lkr. Bad Kissingen) ist Maurerin und möchte 'Miss Handwerk 2025' werden.
Foto: Martina Müller | Maya Scheel aus Geroda (Lkr. Bad Kissingen) ist Maurerin und möchte "Miss Handwerk 2025" werden.
Michael Endres
 |  aktualisiert: 26.09.2024 02:34 Uhr

Maya Scheel ist 22 Jahre alt – und Maurerin. Gerade erst ist sie mit ihrer Ausbildung beim Bauunternehmen Glöckle aus Schweinfurt fertiggeworden. Dort ist sie auch weiter tätig. Die junge Frau aus Geroda (Lkr. Bad Kissingen) ist eine Macherin. Statt nur am Computer zu sitzen, will sie anpacken. Sie will sehen, wie eine Baustelle wächst.

Am Anfang einer Baustelle steht eine leere Wiese. Nach und nach wird alles aufeinander aufgebaut: Erst die Bodenplatte und das Fundament, schließlich werden die Mauern hochgezogen. "Und es wächst und wächst und wächst", berichtet sie fasziniert. Am Ende steht ein fertiges Gebäude. Sie begeistert, was Menschen mit ihren eigenen Händen erbauen können. Was Handwerkerinnen und Handwerker häufig sagen, ist bei Maya Scheel keine Plattitüde.

Aufklärungsarbeit auf Social Media

Nach dem Quali hatte sie zuerstz eine Ausbildung in der Vermessungstechnik begonnen. Doch die Büroarbeit hat ihr nicht getaugt, sie wollte draußen arbeiten. Sie kündigte. Bei der Firma Glöckle Bau schnupperte sie als Bauhelferin Branchenluft. Die Arbeit gefiel ihr. Scheel musste sich nur noch entscheiden, ob sie ihre Ausbildung als Stahlbetonbauerin oder Maurerin machen möchte. Für sie war klar: "Ich will auf jeden Fall Maurerin werden."

Auf der Baustelle behält die 22-Jährige den Überblick.
Foto: Martina Müller | Auf der Baustelle behält die 22-Jährige den Überblick.

Mit ihrem Job als Maurerin hat sie ihren Traumberuf gefunden. Dabei war auch Maya Scheel erst einmal wie viele andere junge Menschen überfordert mit der Frage, wie es nach der Schule weitergeht. Was ihr aber klar war: Sie will draußen arbeiten.

Warum mehr Frauen auf den Bau sollten

Auf Bewerbungen habe sie viel positives Feedback bekommen. Aber sie wurde auch mit Sprüchen konfrontiert, "die typischen Sprüche eben, die man als Frau gedrückt bekommt",  wie sie selbst sagt. Für Scheel war das erstmal abschreckend. Heute sagt sie aber ganz klar: "Frauen gehören auf den Bau. Wir brauchen Frauen auf dem Bau."

Warum das so ist? Da nennt Scheel Gründe wie den Fachkräftemangel. Allein deswegen sollten Frauen in Männerberufen arbeiten. Ihrer Meinung nach gibt es 2024 keine klassischen Männer- oder Frauenberufe mehr. "Wir brauchen Frauen alleine schon deshalb am Bau, weil es einfach Zeit wird, dass die Gesellschaft offener und toleranter wird. Auch Frauen können sich körperlich und handwerklich betätigen", sagt Scheel.

Für Scheel kommt ein Bürojob nicht infrage.
Foto: Martina Müller | Für Scheel kommt ein Bürojob nicht infrage.

Während Scheel für sich selbst die Hürden überkommener Klischees abgebaut hat, ist das Thema trotzdem geblieben. Die junge Handwerkerin setzt sich mit vielen Aspekten rund um ihren Beruf auf Social-Media-Plattformen wie Instagram und Tiktok auseinander. Scheel dreht in ihrer Freizeit unter anderem Handwerker-Videos. Andere Filme geben Einblicke in ihren Alltag auf der Baustelle.

Die 22-Jährige spricht aber auch schwierigen Themen an. Neben sexueller Belästigung am Arbeitsplatz setzt sie sich kritisch mit Klischees gegenüber Frauen auf dem Bau auseinander. Scheel will damit aufklären. Und sie will junge Frauen ermutigen, ebenfalls ihren Weg in die Baubranche einzuschlagen.

"Am Anfang von der Ausbildung hab ich mir das sehr zu Herzen genommen"

Ihr Umgang mit Vorurteilen und frauenfeindlichen Sprüchen wie Frauen würden in die Küche gehören, habe sich verändert. "Am Anfang der Ausbildung habe ich mir das sehr zu Herzen genommen", sagt sie. Jetzt gehe das "zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus", so Scheel. Bei alledem scheut sie nicht die Konfrontation und fragt bei ihrem Gegenüber nach, wie er zu dieser Meinung kommt.

Der Maurerin gefällt an ihrer Tätigkeit auf dem Bau, dass man nach getaner Arbeit das Tagwerk sehen kann.
Foto: Martina Müller | Der Maurerin gefällt an ihrer Tätigkeit auf dem Bau, dass man nach getaner Arbeit das Tagwerk sehen kann.

Über Social Media erreicht sie viele Jugendliche, wie sie sagt. Außerdem habe sich eine Community gebildet, in der sich alle untereinander vernetzen und über verschiedene Dinge und Probleme austauschen können. Für ihre Social-Media-Aktivitäten wendet sie pro Woche gut zwei bis drei Stunden auf. Ihre Videos dreht sie mit einem Stativ selbst, bei Fotos bekommt Scheel Unterstützung von ihrer Schwester.

Maya Scheel will Miss Handwerk 2025 werden

Jüngst kam ein weiteres Projekt hinzu: Sie möchte Miss Handwerk 2025 werden. Durch Instagram ist sie auf die letzte Miss Handwerk aufmerksam geworden. Ihr gefiel die Idee, das Handwerk zu repräsentieren, aber auch seine Meinung weitertragen zu können.

Und Maya Scheels Meinung ist klar: Frauen gehören auf den Bau.

 
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