Triste Jahre mussten Faschingsfreunde zuletzt durchleben. Die Corona-Pandemie verhinderte das bunte Treiben seit ihrem Ausbruch Anfang 2020 zumindest in weiten Teilen. Entsprechend groß ist die Vorfreude, dass nun wieder wie gewohnt gefeiert werden kann und darf.
Elke und Andreas Bocklet sind gleich doppelt glücklich: Weil sie privat selbst große Faschingsnarren sind und weil in ihre Faschingskiste in Großenbrach nun wieder richtig Leben eingekehrt ist.
Welches sind die angesagtesten Faschingskostüme im Jahr 2023?
Das Fachgeschäft führt Faschingsartikel in jeglicher Form, vom falschen Schnurrbart über Masken aller Arten und bunte Luftballons bis hin zum aufwendig zusammengestellten Kostüm. "Space und immer noch Steampunk", verrät Elke Bocklet, sind in diesem Jahr die Trend-Themen.
Steampunk lässt sich am ehesten mit einer Mischung aus Gothik-Elementen und Mustern aus dem viktorianischen Zeitalter beschreiben. Wie für die unendlichen Weiten des Weltalls freilich auch sind dabei aber kaum kreative Grenzen gesetzt. Trends, erklärt die Kostümexpertin, werden oft von den produzierenden Firmen selbst gesetzt.
Die Bocklets sind froh, dass 2023 wieder weitgehend alles wie früher ist. "Es könnte schon noch etwas mehr Power geben, aber bisher läuft es wieder ganz gut", beschreibt die 58-jährige Elke Bocklet das Kommen und Gehen in ihrem kleinen Ladengeschäft im Bad Bockleter Ortsteil Großenbrach. Hier, in Andreas Bocklets Elternhaus, hat das Paar vor mehr als zehn Jahren das Faschings-Fachgeschäft eröffnet. Es seither am Leben zu halten, ist über die Jahre nicht einfacher geworden.
Die Corona-Pandemie war ein harter Schlag für die Faschingsbranche
"Große Konkurrenz ist vor allem das Internet", sagt Elke Bocklet. Wettbewerbsvorteil sei jedoch die Beratung, die im direkten Kontakt geboten wird. "Viele kommen ganz ohne Vorstellung und holen sich Tipps, was passen könnte. Auch die Größen fallen oft ja ganz unterschiedlich aus", ergänzt ihr Mann. Tatsächlich herrscht kaum einmal Ruhe im Verkaufsraum, immer wieder kommen Kundinnen und Kunden herein und fragen, ob dieses oder jenes auf Lager ist.
Noch komplizierter für die Branche sei die Pandemie gewesen. "Da sind viele Anbieter insolvent gegangen. Wir hatten das Glück, dass wir keine Mietkosten haben", erklärt Andreas Bocklet. Die finanzielle Belastung habe sich entsprechend in Grenzen gehalten. Auch weil die einzige Mitarbeiterin Gudrun Lochner, die "gute Seele der Faschingskiste", wie ihr Chef sie nennt, sehr flexibel gewesen sei.
Die Bocklets betreiben die Faschingskiste nebenberuflich. Andreas Bocklet war bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie allerdings vollberuflich im außendienstlichen Vertrieb von Faschingsartikeln beschäftigt. Doch auch sein damaliger Arbeitgeber hat die lange Faschingspause nicht überstanden. Der 60-Jährige arbeitet seither zwar weiter im Außendienst, jedoch in einer anderen Branche.
Elke und Andreas Bocklet engagieren sich seit 40 Jahren für den Fasching
Seine große Leidenschaft ist der Fasching trotzdem geblieben. Über zwölf Jahre war er Vorstand im Faschingsverein, stand wie seine Frau schon als Kind auf der Bühne. "Wir sind seit 40 Jahren im Fasching tätig", erzählt er. Entsprechend groß sei auch privat die Freude, dass es jetzt wieder in die Vollen geht. "Es macht einfach Spaß", sagt Elke Bocklet. Die Faschingskiste sei deshalb eine Art Lebenstraum, den das Paar sich verwirklichte.
Ein Lebenstraum, der zu den herkömmlichen vier Jahreszeiten naturgemäß weniger Zuspruch findet als während der Faschingssaison. Wie hält ein solches Geschäft sich über das Jahr? "Wir haben kürzer geöffnet", erklärt Andreas Bocklet, "oder nur nach Terminabsprache". Kostüme seien zwar weniger gefragt, gewisse Anlässe gebe es aber auch außerhalb der Faschingszeit. "Häufig werden zum Beispiel Kostüme für Mottopartys gesucht", so der Betreiber. Auch zu Halloween braucht es natürlich das passende Outfit. Dazu kommen Ganzjahresartikel wie besondere Luftballons, sagt er.
Zunächst stehen aber die Faschingsoutfits im Mittelpunkt. Und da stellt sich wie für alle Närrinnen und Narren auch für die Bocklets die Frage: Als was heuer gehen? "Wir entscheiden das meistens erst sehr spät und recht spontan", sagt Elke Bocklet. "Oft laufen wir einfach durch den Laden und schauen, was uns gefällt." Ein ausreichendes Angebot dürfte gesichert sein.