Mit der 1977 in Bad Kissingen eröffneten Eishalle verbinden viele Menschen im gesamten Landkreis Erinnerungen. Viele machten ihre ersten wackligen Schritte auf dem Eis beim Schulsport, besuchten die legendären Derbys der Kissinger Wölfe gegen Schweinfurt oder drehten als Teenager mit Freunden während der Eisdisco ihre Runden auf dem Eis.
Sechs Bad Kissingerinnen und Bad Kissinger erinnern sich an ihre schönsten Momente in der Eishalle – bevor diese ihren Niedergang erlebte.
1. Christian Keul (57) aus Bad Kissingen hat von 1977 bis 2009 bei den Kissinger Wölfen Eishockey gespielt und war von 2006 bis 2013 Präsident
"Schon als Jugendlicher war die Eishalle immer Anlaufpunkt Nummer 1. Wir sind nicht nur zum Training gegangen, sondern haben uns bei den Eislaufzeiten mit Freunden getroffen. Man hatte Programm von Oktober bis März und war aufgeräumt.
Als die Eishalle 1977 eröffnet hat, habe ich mit dem Eishockeyspielen begonnen und alle Nachwuchsmannschaften durchlaufen bis ich 1983 in die erste Mannschaft gekommen bin. 2003 wurde ich dort für mein 500. Spiel geehrt, insgesamt dürfte ich knapp 600 Spiele absolviert haben.
Eishockey in Bad Kissingen hätte es ohne Menschen, wie Robert Fischer, Walter Prain, Udo Pfleger, Otto Granich oder Bernhard Wosnik nicht gegeben. Sie haben das Ganze aufgebaut. Wir haben jahrelang Landesliga gespielt, aber auch Bayernliga und einmal sogar die Aufstiegsrunde zur Regionalliga. In 27 Jahren sind wir leider nur einmal Bayerischer Meister geworden – und das ausgerechnet in der Saison 2005/2006, in der wir aufgrund des kaputten Hallendachs in Haßfurt spielen mussten.
In Spitzenzeiten hatten wir sieben Mannschaften im Spielbetrieb. Da kommen über die Jahre schon ein paar hundert Spieler zusammen. Alleine in den Anfangsjahren und bei den Derbys gegen Schweinfurt oder Haßfurt waren bis zu 1200 Zuschauer in der Halle. Das war eine Stimmung!
Nach den Heimspielen waren wir oft noch bis 23 Uhr in der Kabine gesessen und sind danach zum Rosin, um zu essen. Die Eishockey-Zeit in Bad Kissingen war einfach eine schöne Zeit und man hat Freunde fürs Leben gefunden. Diese Zeit hat einen geprägt! Viele wissen gar nicht, was ihnen ohne Eishalle entgeht."
2. Marianne (75) und Klaus Rosin (74) aus Arnshausen waren von 1977 bis 2012 Pächter der "Sporthausgaststätte"
"Wir haben 1977 mit Eröffnung der Eishalle die Gaststätte übernommen und waren 35 Jahre Gastwirte – das soll heute mal einer nachmachen! Die Gemeinschaft im Sportheim war wie eine große Familie, egal ob das die Fußballer oder die Eishockeyspieler waren.
Wir könnten Bücher über die Zeit schreiben. Am Eröffnungstag der Eishalle gab es zum Beispiel ein Eishockeyspiel gegen Schweinfurt. Ich (Klaus) war im Kiosk gestanden und plötzlich gab es einen Schlag und der Puck lag bei mir in der Küche. Damals gab es nur die Bande und noch kein Plexiglas oder Netz. Hatte ich ein Glück!
Es war immer viel los, egal ob bei den Laufzeiten, Eis-Galas oder Eishockeyspielen. Es war Wahnsinn, was da abgegangen ist. Teils sind wir nachts um 1.30 Uhr nach Hause und dann frühs wieder für den Fußball in die Wirtschaft. Wir hatten viele Stammgäste, in der Drittelpause bei den Eishockeyspielen war es immer brechend voll und alle haben sich untereinander gekannt.
Unsere beiden Söhne Michael und Andreas haben auch Eishockey gespielt. Sie hatten bei uns im Sportheim Haken, an denen ihre Kleidung hing. Am Anfang gab es ja noch keine Umkleidekabinen und sie sind mit Schonern über den Hof gelaufen. Am Anfang haben sie geheult, weil sie wieder zehn oder zwölf Tore bekommen haben. Jedes Mal, wenn Schweinfurt oder Hassfurt kam, haben sie die Hucke vollbekommen. Aber irgendwann hat sich das gedreht und die Schweinfurter sind raus und haben geheult, weil die Kissinger eben besser waren!"
3. Josef Lemberger (68) aus Bad Kissingen ist Abteilungsleiter Stocksport und seit 1985 Mitglied im Ski-Club
"In den glorreichen Zeiten der Eishalle hat der Ski-Club tolle Turniere veranstaltet, zu denen Mannschaften aus ganz Franken gekommen sind. Ein Höhepunkt war 2001 die Ausrichtung der Deutschen Meisterschaft der Damen im Eisstockschießen. In Deutschland gab es so viele Eishallen und wir hatten den Zuschlag bekommen. Auch den deutsch-österreichischen Bäder-Cup, bei dem Mannschaften aus internationalen Badeorten teilnehmen, konnten wir 1997 und 2007 in Bad Kissingen ausrichten.
Wir waren heilfroh, dass wir eine Eishalle hatten. Ohne sie hätte es kein Eishockey, Eisstockschießen oder Eiskunstlauf gegeben. In den Spitzenzeiten hatte der Ski-Club um die 2000 Mitglieder. Nach Schließung der Eishalle sind uns sehr viele verloren gegangen, da sie ihren Sport nicht mehr ausüben konnten.
Ich erinnere mich noch gut an unser 'Kurgast-Schießen' jeden Montag. Das Angebot haben regelmäßig bis zu 30 Kurgäste angenommen und das war etwas Besonderes für die Stadt. Grundsätzlich war die Eishalle in den Wintermonaten ein fester Teil im sportlichen und gesellschaftlichen Leben in Bad Kissingen. Und: es war einfach eine tolle Gemeinschaft zwischen den einzelnen Abteilungen und auch den Eismeistern. Vom Eishockeyspiel bis zur Eisdisco – alle haben zusammengeholfen."
4. Nicole Graf (37) aus Reiterswiesen war von 1992 bis 1997 als Eiskunstläuferin aktiv
"Wir haben in der Eishalle gelebt! Dreimal in der Woche hatten wir Training, am Wochenende schon früh, bevor die öffentlichen Laufzeiten losgingen. Es war zeitaufwendig, aber wir haben den Sport sehr ernst genommen. Schließlich waren auch viele Wettbewerbe in Bad Kissingen und wir wollten gut sein.
Die 90er-Jahre waren eine gute Zeit für Eiskunstlauf. Man kannte die großen Namen wie Katharina Witt oder Tanja Szewczenko. Das waren für uns Vorbilder, denen wir nachgeeifert haben. Die vielen Stunden in der Eishalle haben wir daher gerne in Kauf genommen. Für uns war sie wie ein zweites Wohnzimmer. Es war eine schöne Zeit und die Eishalle hat für uns einfach dazugehört.
Neben Training, Prüfungen und Wettbewerben gab es damals auch die großen Eis-Galas. Das waren Events, bei denen namhafte Eiskunstläuferinnen und Eiskunstläufer in Bad Kissingen auftraten. Für die Auftritte haben wir Showeinlagen einstudiert. Und wenn wir im Sommer Trainingslager hatten, haben wir eigentlich nur darauf hin gefiebert, dass unsere Eishalle endlich wieder aufmacht. Das war unser Ding!"
5. Roland Bühner (62) aus Reiterswiesen ist Betriebsleiter der städtischen Betriebe und war Betriebsleiter der Eishalle
"Wir hatten in der Eishalle sehr schöne Zeiten. Ich kann mich noch gut an die Eis-Galas mit namhaften Stars erinnern. Später hatten wir sogar einmal eine Revue mit dem Moskau Circus on Ice. Für so eine kleine Eishalle, waren das herausragende Veranstaltungen!
Aber auch die Eishockeyspiele waren richtige Highlights, vor allem als noch viele Kissinger in der Mannschaft gespielt haben. Damals gab es noch keine Beschränkungen und es waren bis zu 1500 Zuschauerinnen und Zuschauer in der Halle. Auch die Eisdiscos waren immer ein Bombenerfolg, da hat die Eishalle richtig gelebt!
Auch abseits der Veranstaltungen war die Eishalle sehr gut besucht. In den Laufzeiten am Wochenende hatten wir bis zu 700 Leuten auf dem Eis – und das für zwei Stunden. Die Eishalle war Anlaufpunkt für Menschen aus der ganzen Region und sie standen vor der Tür Schlange.
Sehr gut für uns waren die Laufzeiten für Schulen. Ab November waren wir frühs ausgebucht und mussten oft wildfremde Schulen zusammenlegen, um alle unterzubringen. Wir hatten bis zu 700 Kinder in einer Laufzeit, sodass die Kinder nach einer Stunde ihre Leihschuhe wieder abgeben mussten, dass alle einmal fahren konnten.
In den Sommermonaten hatten wir einige interessante Messen in der Eishalle. Davon hat die Öffentlichkeit gar nichts mitbekommen. Ein wirklich herausragendes Ereignis war eine Fahrzeugpräsentation von Peugeot. Deren Marketingteam hat diese mit Laminat, Teppich und eingebautem Kino so gestaltet, dass man zum Schluss die Halle gar nicht mehr wiedererkannt hat. Der Europa-Chef von Peugeot hat nur gestaunt, wie die Eissporthalle auch anders präsentiert werden konnte."
Da wurden die Türen schonmal vorzeitig zugemacht, da passte keine Maus mehr auf s Eis.
Jeder wollte da was vom Kuchen haben und die Eismeister,hatten richtig zu tun, um die Bahn wieder hinzubekommen.