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Bad Kissingen
Kissinger Wölfe: ein Insolvenzverfahren und kalte Duschen
Obwohl der Eishockey-Verein aus Bad Kissingen längst Geschichte ist, gibt es rund um den Wolfsbau immer noch ungeklärte Fragen. Warum auch der FC 06 Bad Kissingen auf eine baldige Lösung hofft.
So steht es aktuell um den Eissport in Bad Kissingen       -  Heiß her geht es längst nicht mehr im Bad Kissinger Wolfsbau. 'Feuer' ist nur noch hinter den Kulissen. Unser Bild zeigt Goalie Benni Dirksen.
Foto: Hopf | Heiß her geht es längst nicht mehr im Bad Kissinger Wolfsbau. "Feuer" ist nur noch hinter den Kulissen. Unser Bild zeigt Goalie Benni Dirksen.
Jürgen Schmitt
 |  aktualisiert: 13.03.2025 14:56 Uhr

Ein verflixtes siebtes Jahr soll es nicht geben. Im 2017 wurde in Sachen Bad Kissinger Eissport die Büchse der Pandora geöffnet mit dem Verkauf der Eishalle an einen Investor. Was folgte, war eine Mixtur aus Drama und Groteske. Die Kurstadt an der Fränkischen Saale mutierte zum Absurdistan, produzierte Schlagzeilen, die kein Mensch braucht. 

Seit der Schließung der Eissporthalle im März 2019 waren weder Schlittschuhlaufen noch Eishockey in der Kurstadt möglich. Mit dem politischen Wechsel im Rathaus im Jahr 2020 bemüht sich die Stadt um Schadensbegrenzung mit dem anvisierten Rückkauf. „Wir stehen kurz davor, dass die Eishalle wieder uns gehört und wir unseren Sportpark selbst gestalten können“, sagte unlängst Oberbürgermeister Dirk Vogel im Gespräch mit dieser Zeitung. 

Treffen der Parteien vor dem Landgericht

Der Zurückkauf-Preis soll bei 150.000 Euro liegen. Verkauft worden war die Immobilie samt Grundstück mit einer Fläche von 5500 Quadratmetern (!) für rund 230.000 Euro, noch unter dem damaligen OB Kay Blankenburg . Eine außergerichtliche Einigung über den Rückkauf der Eissporthalle konnte nicht erzielt werden, weshalb sich im Juni 2023 die Parteien vor dem Landgericht trafen. Der Eigentümer der Halle, der ukrainische Geschäftsmann Alexander Kondrashov, war per Videostream aus Kiew zugeschaltet. Eine Dolmetscherin übersetzte.

Eher im Verborgenen köchelt, seit fast vier Jahren, ein anderes, nicht minder gründlich versalzenes Süppchen: das Insolvenzverfahren gegen den EC Bad Kissinger Wölfe. Jenen Verein also, der gar nicht mehr existiert, aber immer noch repräsentiert wird von den damaligen Vorständen Michael Rosin und Daniel Wehner . Im März 2020 wurde das Insolvenzverfahren gegen die Kissinger Wölfe vom Amtsgericht Schweinfurt eröffnet. Mit Rechtsanwalt Gerald Rohé als Insolvenzverwalter und Michael Heinrich als Schuldner-Berater des Eishockeyvereins .

So steht es aktuell um den Eissport in Bad Kissingen       -  Der Eigentümer der Eissporthalle ist der ukrainische Geschäftsmann Alexander Kondrashov.
Foto: Jürgen Schmitt | Der Eigentümer der Eissporthalle ist der ukrainische Geschäftsmann Alexander Kondrashov.

Die Insolvenzgläubiger waren aufgefordert, ihre Insolvenzforderungen bis zum 9. April 2020 beim Insolvenzverwalter schriftlich anzumelden. Finanzielle Forderungen hatte insbesondere die Betreibergesellschaft der Kissinger Eissporthalle gestellt: die IEG GmbH mit Sitz in Fulda, dem Nachfolger der Eissport Bad Kissingen GmbH.

Unter den öffentlich via Internet einsehbaren Insolvenzbekanntmachungen steht unter anderem folgendes geschrieben: „Für die festgestellten Forderungen in Höhe von 132.766,03 EUR steht ein Betrag von 3.215,57 EUR zur Verteilung abzüglich der Gerichtskosten für das Insolvenzverfahren und der Vergütung sowie der Auslagen des Insolvenzverwalters zur Verfügung.“ Bis einschließlich 4. Januar2024 erhielten laut der schriftlichen Ausführungen die Beteiligten unter anderem die Gelegenheit, Einwendungen glaubhaft zu machen. Woraus abzuleiten ist, dass das „Finale“ im Insolvenzverfahren erreicht ist. 

 „Wie das Verfahren enden wird? Da bin ich selber gespannt. Ich wundere mich nur über die im Raum stehenden Forderungen. Aber nun ja, fordern kann man ja viel“, sagt Michael Rosin, der wie sein ehemaliger Vorstandskollege regelmäßig über den Stand des Verfahrens in Kenntnis gesetzt wird. Desillusioniert verfolgt der 53-Jährige das aktuelle Geschehen. „Eishockey und Ehrenamt, das hat sich alles für mich erledigt. Letztendlich bist du in der Verantwortung immer der Depp.“ Für zusätzlichen Frust sorgten finanzielle Forderungen ehemaliger Sponsoren. „Diese Verfahren sind zwar eingestellt worden, aber auf den Anwaltskosten bin ich sitzen geblieben.“

So steht es aktuell um den Eissport in Bad Kissingen       -  Er war der letzte Vorsitzende der Kissinger Wölfe: Michael Rosin.
Foto: Jürgen Schmitt | Er war der letzte Vorsitzende der Kissinger Wölfe: Michael Rosin.

Sein letztes Eishockeyspiel hat Rosin vor einigen Jahren live gesehen, in Schweinfurt. Überschaubar ist der Kontakt zu ehemaligen Spielern, von denen ein Teil in Schweinfurt, Haßfurt oder Höchstadt spielt. „Ab und zu informiere ich mich übers Internet.“ Auch über Bad Kissinger Nachwuchsspieler wie Marlon Henning, der für die Bayreuth Tigers spielt und im U14-Landeskader steht.

Für Michael Rosin macht nur ein Neubau Sinn

Der Hallenverkauf war für den Berufssoldaten „von Anfang an eine Farce. Damals hieß es aus dem Rathaus , die Halle wird verkauft oder zugemacht. Das war für uns damals wie die Wahl zwischen Pest oder Cholera. Ich möchte gar wissen, wie es in der Halle jetzt ausschaut. Da wird vieles im Argen liegen. Ich dürfte ja nicht mal mehr rein, weil ich immer noch Hausverbot vom Eigentümer habe.“

Dass Eishockey eine Zukunft in Bad Kissingen hat, daran glaubt Michael Rosin nicht. Jedenfalls nicht mit einer ruinösen Immobilie. „Wenn, dann bräuchte es einen Neubau mit Fördergeldern. Selbst dann müsste man das koppeln, zum Beispiel mit einer Multifunktionshalle, damit an dieser Stelle Leben ist. Das wird die Öffentliche Hand so in Bad Kissingen nicht machen, auch wenn die Fläche am E-Werk vorhanden ist.“

So steht es aktuell um den Eissport in Bad Kissingen       -  Ein Bild aus den besseren Tagen der Kissinger Wölfe: Torjubel mit Anton Zimmer (links) und Anton Seewald.
Foto: Hopf | Ein Bild aus den besseren Tagen der Kissinger Wölfe: Torjubel mit Anton Zimmer (links) und Anton Seewald.

Dort also, wo auch der FC 06 Bad Kissingen auf einen Rückkauf der Immobilie hofft. „Wir sehnen die neue Situation herbei, damit es da unten wieder aufwärts geht. Das Niveau im Sportpark bremst uns aus, obwohl unser kleines Sportheim ein Glücksfall ist“, sagt Wolfgang Werner. Der Vorsitzende des FC 06 spricht vor allem die veraltete, auch komplizierte Technik im Sportpark an.

„Die Problematik wurde gnadenlos unterschätzt. Wir leiden jetzt darunter und sind bei manchen Gegnern und Schiedsrichtern schon im Verruf.“ Ein großes Ärgernis sind laut Werner vor allem die Duschen, die nach den Fußball-Spielen immer wieder kalt bleiben. „Die Umkleide-Kabinen sind im städtischen Besitz, die Heizzentrale befindet sich allerdings im Eishallen-Gebäude. Damit die Duschen warm sind, müssen wir immer wieder den Hausmeister bemühen, der aber nicht immer erreichbar ist. Dazu kommt alle vier, fünf Wochen ein Stromausfall“, schildert Wolfgang Werner untragbare Zustände.

 
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