Nach fünf Monaten in Untersuchungshaft hat der Besitzer der Hammelburger Schilling-Bank die Gefängniszelle verlassen dürfen. Dabei sitzt der 58-Jährige voraussichtlich ab Anfang Oktober am Landgericht Würzburg auf der Anklagebank wegen eines dubiosen Millionengeschäfts. Es geht um den Erwerb von Kommanditanteilen am Sanatorium in Bad Bocklet (Lkr. Bad Kissingen), bei dem die Eigentümer übervorteilt worden sein sollen.
Keine Fluchtgefahr
Aber das Oberlandesgericht (OLG) Bamberg hat Mitte August die Freilassung verfügt. Das bestätigt OLG-Pressesprecher Bernd Weiler. „Darüber sind wir sehr froh, auch wenn es nur ein Etappensieg ist,“ sagt auf Anfrage Rechtsanwalt Reinhart Stumpf, der mit seinen Kollegen Klaus Volk sowie Norbert Scharf die Verteidigung übernommen hat. Er bestätigt: Die Freilassung sei nicht mit Auflagen verbunden und es sei keine Kaution gefordert worden.
Die Richter sehen – anders als zuvor das Landgericht Würzburg – keine Fluchtgefahr bei dem Finanzexperten und Buchautor („Liebet eure Banker“). Daran ändere auch die Tatsache nichts, dass der Bankier Immobilien im Ausland besitze. Das Gericht teilt in seinem Beschluss zwar die Einschätzung der Strafverfolger, dass er des banden- und gewerbsmäßigen Betruges dringend verdächtig sei – nach derzeitiger Aktenlage. Der Beschuldigte selbst hat sich nämlich zu dem Vorwurf bisher noch nicht geäußert.
Zwei Jahre ermittelt
Die Freilassung sorgt bei Ermittlern für grimmiges Zähneknirschen, die in dem Fall zwei Jahre hartnäckig ermittelt hatten, ehe sie den prominenten Geschäftsmann aus Hammelburg im März festgenommen hatten. Sie hatten den Verkauf der Firma Parksanatorium Bad Bocklet GmbH & Co. KG genau unter die Lupe genommen – und waren fündig geworden. Ergebnis ist eine Anklage der Staatsanwaltschaft Würzburg: Betrug in mehr als 70 Fällen wirft sie dem Bankier vor. Der Vorwurf wurde mit nur kleinen Abstrichen zur Hauptverhandlung beim Würzburger Landgericht zugelassen.
Untertauchen wäre Schuldeingeständnis
Bestätigen sich die Vorwürfe, habe der Mann eine mehrjährige Haftstrafe zu erwarten, heißt es in dem OLG-Beschluss. Für eine Fluchtgefahr gebe es aber keine hinreichenden Anhaltspunkte. Der nicht vorbestrafte Angeklagte und Familienvater, der einen Freispruch anstrebe, sei als Inhaber der Privatbank zwecks „Aufrechterhaltung seiner wirtschaftlichen Existenz“ darauf angewiesen, vor Ort präsent zu sein. Selbst ein nur vorübergehendes Untertauchen, „das von den Medien aufgegriffen und als Schuldeingeständnis betrachtet würde“, könnte schwerwiegende Probleme für seine Bank verursachen, heißt es in dem Beschluss.
Hohes Verlustrisiko
Der Angeklagte soll zwischen 2004 und 2013 Zug um Zug die Mehrheit an der Parksanatorium Bad Bocklet GmbH & Co. KG erworben haben. Dabei sollen er und seine Komplizen den Eigentümern vorgegaukelt haben, dass es um die Firma schlecht stünde und die Verlustrisiken sehr hoch seien, so der Vorwurf der Ermittler.
Keine Geschäfte der Bank
Der Angeklagte weist die Anschuldigung zurück. Er ist Alleineigentümer der Hammelburger Privatbank, die um ihren guten Ruf fürchtet. Als die Festnahme im März bekannt wurde, erklärte die Schilling-Bank sofort: Sie sei in den Fall nicht verwickelt, es gehe um Geschäfte, die ihr Eigentümer privat getätigt habe. Er war sofort aus dem Vorstand zurückgetreten.