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HAMMELBURG
Bank-Besitzer soll auf die Anklagebank
Manfred Schweidler
 und  Wolfgang Dünnebier
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:51 Uhr

Als Autor versprach der Eigentümer der Schilling-Bank in Hammelburg einst „Innenansichten aus dem Geldgeschäft“ in einem Buch mit dem vieldeutigen Titel „Liebet Eure Banker“. Ganz andere Innenansichten des Autors aus dem Geldgeschäft erwartet sich jetzt die Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft für Wirtschaftsdelikte in Würzburg: Sie hat gegen ihn und drei weitere Verdächtige Anklage wegen des Verdachts des Betrugs erhoben. Dies bestätigte Pressesprecher Thorsten Seebach auf Anfrage.

Es gibt vier Beschuldigte

„Gegen zwei Beschuldigte lautet der Tatvorwurf auf banden- und gewerbsmäßigen Betrug in zahlreichen Fällen, die anderen beiden Beschuldigten werden der Beihilfe beschuldigt“, erklärt der Oberstaatsanwalt. Im Kern geht es um den Vorwurf, die Beschuldigten hätten sich zwischen 2004 und 2013 „betrügerisch die Mehrheitsanteile an einer Gesellschaft in Bad Bocklet verschafft“. Dies hatte die Staatsanwaltschaft bei einer vorangegangenen Durchsuchung 2017 erklärt.

„Hohe Verlustrisiken“ vorgemacht

Bereits damals hatte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft gesagt: Im Kern gehe es um den Vorwurf, dass zunächst drei Verdächtige den früheren Anteilseignern „hohe Verlustrisiken“ vorgemacht und sie so „zu einem Verkauf ihrer Geschäftsanteile weit unter deren Wert bewogen“ hätten. Die Festnahme des Bankers am 20. März 2018 schlug ein wie eine Bombe. Seither sitzt er in Untersuchungshaft.

Bank nicht beteiligt

Die Bank betont, dass es in dem Fall um eine Privatangelegenheit des Bank-Eigentümers gehe – nicht um Geschäfte der Bank. Dies ist nach derzeitigem Sachstand eine wahre, aber schwer zu vermittelnde Tatsache, da das Interesse der Ermittler dem Eigentümer sowie Mitarbeitern der Bank galt. Durchsucht wurde aber 2017 nicht nur dort, sondern auch an zwölf weitere Orten, darunter am Sitz einer Klinik-Gesellschaft in Bad Bocklet (Lkr. Bad Kissingen).

Mehrfache Durchsuchungen

Auf Nachfrage hieß es damals: Durchsucht wurde „insbesondere beim Vorstand der Schilling-Bank und weiteren führenden Mitarbeitern der Bank“, sagte Oberstaatsanwalt Dieter Brunner in Würzburg auf Anfrage. Man gehe dem „Verdacht des Betruges in einer Vielzahl von Fällen zum Nachteil von Kommanditisten einer KG“ nach. Diese Kommanditgesellschaft (KG) hat laut Staatsanwaltschaft „früher ein Sanatorium in Bad Bocklet betrieben“.

Gegen vier Beschuldigte hat sich der Verdacht zumindest soweit erhärtet, dass es zu einer Anklage führte. Ob die so zur Verhandlung bei der Wirtschafts-Strafkammer des Landgerichts Würzburg zugelassen wird, ist noch nicht entschieden. Für die Beschuldigten gilt bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung die Unschuldsvermutung.

Drei Verteidiger

Der Banker lässt sich von einem Trio erfahrener Anwälte vertreten, die der Sichtweise der Staatsanwaltschaft auf den Fall massiv widersprechen und das Handeln ihres Mandanten für rechtmäßig halten. Das macht stellvertretend für seine Kollegen der Würzburger Strafrechtsexperte Reinhart Stumpf auf Anfrage deutlich. Zusammen mit Professor Klaus Volk (jahrzehntelang an der Münchner Universität Inhaber des Lehrstuhls für Strafrecht, Strafprozessrecht, Kriminologie und Rechtstheorie) sowie Norbert Scharf hat er die Verteidigung übernommen. „Wir weisen den Vorwurf der Staatsanwaltschaft als völlig unbegründet zurück“, sagte er am Donnerstag.„Wir sehen keinen Betrug.“

Amt niedergelegt

Die Schilling-Bank betonte bei Bekanntwerden der Festnahme im März gegenüber dieser Redaktion, wie deutlich man die Grenze zwischen Geschäften der Bank und Privatangelegenheiten des Eigentümers gezogen habe: Er war bis dahin auch Mitglied des Vorstands und habe den Aufsichtsrat der Bank informiert, „dass er sein Amt niederlegt, um es der Bank zu ermöglichen, ihre Energie voll auf ihre Kunden und das Geschäft zu fokussieren“, hieß es.

Ein Prozesstermin ist noch nicht bekannt.

Aufgrund weiterer Recherchen war der Text zeitweise nicht zu erreichen. Wir bitten, dies zu entschuldigen.

 
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