In ihre heiße Phase tritt die Probenarbeit der Schauspielgruppe "Spectaculum" für die Hammelburger Burgfestspiele. Mit der Aufführung von "Ein Käfig voller Narren" versprechen die zwölf Darstellerinnen und Darsteller einen turbulenten Theaterabend unter freien Himmel.
Mit dem neuen Stück will das Ensemble an die Zuschauerzahlen früherer Jahre anknüpfen. Das war bereits 2022 nach zwei Jahren Corona-Pause der Fall, als ein Agatha-Christie-Krimi auf dem Spielplan stand. Vor einem Jahr krönte herrliches Sommerwetter an vier Abenden das Bühnen-Comeback mit dem neuen Regisseur Markus Arneth und Regieassistentin Ulrike Korff. Rund 1100 Gäste kamen zu den Aufführungen. 2019 hatte die Gruppe 30-jähriges Bestehen gefeiert.
"Mal etwas anderes bieten": Schauspielgruppe spielt "Ein Käfig voller Narren"
Die zurückliegenden Erfolge sind Ansporn für das neue Projekt. "Wir wollten mal etwas anderes bieten", sagt Arneth zur Auswahl des Stückes. Nach einem Krimi sei nun die Auswahl auf eine Komödie gefallen. "Es soll nicht zu ernst und zu schwer zugehen", so der Regisseur. Inspiriert hätten ihn unter anderem zwei kurzweilige Hollywood-Verfilmungen.
Dass die Schauspielerinnen und Schauspieler begeistert dabei sind, ist bei den aktuell zwei Proben je Woche greifbar. Auch zwei Ganztagesproben gab es bereits, jeweils an Samstagen. Mit zunehmender Textsicherheit und Feinabstimmung ihrer Wege auf der Bühne werden die Abläufe auf der Bühne zunehmend sicherer. Nachdem der April und Mai so verregnet waren, ist der Probenplan jetzt umso dichter getaktet.
Der Inhalt des Stückes in aller Kürze: "Ein Käfig voller Narren" handelt von allerhand Irrungen und Wirrungen rund um einen Schwulenclub. Als die Tochter eines konservativen Politikers in die bunte Familie einheiraten möchte, wird es turbulent. Es wird geleugnet und gelogen, um die Verhältnisse zu verschweigen, bis dann doch alles auffliegt.
Regisseur Markus Arneth will möglichst ohne Klischees auskommen
"Das Stück stellt besondere Anforderungen an die Darsteller", sagt Arneth, zumal die Rollen zwar heiter, aber möglichst ohne Klischees präsentiert werden sollen. Für die Mitwirkenden gilt es, Männer zu spielen, die sich als Frauen identifizieren und umgekehrt.
Wie geht es den Schauspielerinnen und Schauspielern damit auf der Bühne? "Das fühlt sich ganz normal an", lässt Hauptdarstellerin Anne Rauschmann auf Nachfrage der Redaktion keinerlei Berührungsängste mit der Travestie erkennen. Auf der Bühne zu stehen sei unabhängig von der Rolle immer etwas Besonders, fügt sie an.
Auch Regisseur Arneth hat keine Probleme damit, den Geschlechtertausch zu spielen. Selbst der Leiter des Gymnasiums Bad Kissingen geht zwischenzeitlich mit Perücke und Glitzerfummel als Dragqueen auf die Bühne.
Die Darbietung ist also auch ein Indiz dafür, dass queere Themen mitten in der Gesellschaft ankommen sind. Das war 1973 noch komplett anders, als Autor Jean Poiret mit dem Stück auf heitere Weise Diskriminierung, Verlogenheit und Doppelmoral der Gesellschaft anprangerte.
Probleme aus dem Alltag: Damenschuhe in Herrengrößen waren knapp
Bei der Aufführung hält "Spectaculum" die Fäden weitgehend selbst in der Hand. So sorgen die Mitwirkenden für die Bühnenausstattung und den Kleiderfundus. Nicht ganz einfach ist die Fertigung der Kostüme mit dem Fokus auf Glamour und Glitzer sowie viel künstlicher Haarpracht. Auch eine größere Aufgabe sei es, genügend Damenschuhe in Herrengrößen zu finden, sagt Regisseur Arneth. Deshalb muss teilweise mit Flip-Flops und aufgeklebten Kappen improvisiert werden.
Geboten wird an den Theaterabenden der übliche Busshuttle und Bewirtung in der halbstündigen Pause. Angesetzt ist die reine Spielzeit des Stückes auf gut zwei Stunden.