Büchold

Dorflied. Dorfbeat. Dorfblues

Der Verein zur Bewahrung des unterfränkischen Dialekts arbeitet in Büchold an einem Film, der vom geselligen Leben in den fränkischen Dorfgasthäusern erzählt.
Für sein Filmprojekt 'Dorflied. Dorfbeat. Dorfblues' holte sich Filmemacher Benedikt Feser (links) befreundete Musiker mit ins Boot - so auch seine Bandkollegen von 'The Dukes' Tobias Feser (Mitte) und Thomas Stamm (rechts) sowie den jungen Kirchenorganisten Florian Schwing. s: Nicole Feser       -  Für sein Filmprojekt 'Dorflied. Dorfbeat. Dorfblues' holte sich Filmemacher Benedikt Feser (links) befreundete Musiker mit ins Boot - so auch seine Bandkollegen von 'The Dukes' Tobias Feser (Mitte) und Thomas Stamm (rechts) sowie den jungen Kirchenorganisten Florian Schwing. s: Nicole Feser
| Für sein Filmprojekt "Dorflied. Dorfbeat. Dorfblues" holte sich Filmemacher Benedikt Feser (links) befreundete Musiker mit ins Boot - so auch seine Bandkollegen von "The Dukes" Tobias Feser (Mitte) und Thomas Stamm ...

Das denkmalgeschützte Wirtshaus "Schwarzer Adler" im Herzen Bücholds zum "Haus des Dialekts" zu machen, ist das weithin bekannte Ziel des Vereins zur Bewahrung des unterfränkischen Dialekts. Darüber hinaus hat der Verein in den vergangenen Jahren aber auch immer wieder mit seinen Film- und Musikprojekten auf sich aufmerksam gemacht. Aktuell wird unter der Federführung von Vereinsvorstand Benedikt Feser an einer neuen Filmdokumentation gearbeitet. "Dorflied. Dorfbeat. Dorfblues." heißt das Projekt und soll die Geschichte von Musik, Tanz und Geselligkeit in den vielen fränkischen Dorfgasthäusern erzählen.

Zeitzeugen, Experten, Musiker

Zeitzeugen, Experten und Musiker werden in Geschichten, Bildern und gespielter Musik die wichtige Rolle des Wirtshauses als gesellschaftlichen Treffpunkt und das bunte Bild der fränkischen Wirtshauskultur nachzeichnen. Der Film spannt den musikalischen Bogen vom Volkslied über die fränkische Tanzmusik , den amerikanischen Einfluss durch Swing und Jazz bis hin zur Rock'n'Roll- und Beat-Ära.

Gauvortänzer beteiligt

Flankiert wird dieser rote Faden aus Musik und Tanz von Interviews mit Zeitzeugen, die als Musiker, Bedienungen oder Gäste den Wandel hautnah miterlebten. Zudem kann Benedikt Feser aus einem umfangreichen Archiv an Film- und Bildmaterial schöpfen. Neben zahlreichen Privatpersonen sind es vor allem die befreundeten Vereine wie der Arnsteiner Heimatkundeverein mit seinem rührigen Vorsitzenden Günther Liepert, der Arnsteiner Filmemacher Hans-Bernd Weinand und Bücholds Dorfchronist Erich Füller, die den Dialektverein unterstützen. Was wurde wohl in den vielen historischen Tanzsälen Frankens für Musik gespielt? Was wurde dort getanzt? Wie waren die Menschen angezogen? Wo Zeitzeugen fehlen, helfen dem Dialektverein bei der Filmrecherche die Fachleute aus der Wissenschaft. Hier habe man sich in den vergangenen Jahren sehr gut vernetzt und vor allem die Kontakte auf Bezirksebene immer weiter ausgebaut. Das komme ihnen jetzt zugute, erklärt Feser.

So konnte der Filmemacher auch Dr. Birgit Speckle für ein Interview gewinnen. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Bezirks Unterfranken hat in den vergangenen Jahren in einer Online-Datenbank Informationen zu mehr als hundert unterfränkischen Tanzlokalen zusammengetragen. Hier findet man Bilder, Daten und Fakten wie zum Beispiel die Namen der von den Wirtsleuten über die Jahre engagierten Tanzkapellen. Für Feser eine wichtige Informationsquelle.

Franz-Josef Schramm von der Beratungsstelle für Volksmusik in Franken ist ebenfalls einer dieser Spezialisten. Sein Fachgebiet ist die fränkische Musik zwischen 1850 und 1920. Er spielte für den Film die bekanntesten Stile fränkischer Tanzmusik auf seiner Klarinette in kurzen Musikbeispielen ein. Schottisch, Rheinländer, Walzer und Mazurka gehören nämlich ebenso zum Wachsen und Werden der Gasthäuser wie später Twist und Rock'n'Roll - und sie werden heute noch aktiv gepflegt. Das bewiesen die beiden Gauvortänzer des Trachtenverbandes Unterfranken. Bianca Schönig aus Sommerhausen und Florian Kreß aus Röthlein erklärten sich sofort bereit, bei dem Filmprojekt mitzuwirken und für den Dialektverein vor der Kamera die traditionellen Tanzstile vorzuführen.

Weitere spannende Details lieferte Ariane Weidlich. Die Hausforscherin und Leiterin des Freilandmuseums Fladungen besuchte im Sommer 2019 den Gasthauskomplex in Büchold und konnte ihren Teil zu einer möglichst lückenlosen Dokumentation beitragen. Benedikt Feser ist froh, dass er sich schon früh entschied, diese Begegnungen mit der Kamera in Bild und Ton festzuhalten, sind sie doch ein unerschöpflicher Schatz an Informationen.

Doch das Potenzial seiner Interviewpartner ist noch lange nicht aufgebraucht. Immer wieder kommen neue Aspekte ans Licht und die persönlichen Erinnerungen der Protagonisten sind unbezahlbar. Ob die gebürtige Obersfelderin Maria Volk, die als Bedienung in den 1950er/60er Jahren im Schwarzen Adler tätig war, oder Otto Stock, der als ehemaliger Bauunternehmer die Planung und den Bau des in den 1960er Jahren erweiterten Saalbaus Distler begleitete - es gibt viel zu erzählen. In einer späteren Filmproduktion möchte der Dialektverein daher auch alle weiteren Aspekte beleuchten, die das Leben in den fränkischen Wirtshäusern geprägt haben.

Hauptrolle spielt die Musik

Die Hauptrolle in der aktuellen Filmproduktion spielt jedoch die Musik. Mit einem Querschnitt durch die vergangenen Jahrzehnte in live eingespielten Musikbeispielen soll den Zuschauern ein historischer Einblick, aber vor allem Spaß an der Musik vermittelt werden. Um den gitarrendominierten Sound der Beatmusik authentisch nachzuspielen, holte sich die Bücholder Band "The Dukes" den 16-jährigen Sologitarristen Hagen Stamm mit ins Boot. Die klassische Horn-Sektion stellten Ramona und Christoph Emmerth sowie Frederik Raab, die bei den Tonaufnahmen für einen bläsergetragenen Disco-Sound sorgten. Die Bücholder Bläserbande spielte die Swing- und Jazzstücke ein. Unterstützung gab es zudem vom jungen Kirchenorganisten Florian Schwing. Der Keyboardpart beim Beat-Revival war für den 22-Jährigen die erste Beatband-Erfahrung. Liedermacher Siggi Juhasz berichtet in dem Film nicht nur über seine frühen Musikerfahrungen in der Beat-Ära mit der Band "Thunderbirds", sondern wirkt bei den Tonaufnahmen auch aktiv als Slidegitarrist mit.

Auch wenn es bis zur endgültigen Premiere des Films noch ein bisschen dauern wird, möchte der Dialektverein alle Interessierten schon heute an dem Entstehungsprozess teilhaben lassen, Lust darauf machen, den Schwarzen Adler in eine neue Zukunft zu führen und den vielen fränkischen Wirtshäusern die Aufmerksamkeit schenken, die sie verdienen. Nicole Feser

 
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