Bad Kissingen

Doppelprojekt für 50 Millionen Euro in Bad Kissingen

Die Zukunft des Schlachthofs und des Posthofs nimmt Schritt für Schritt Gestalt an. Die baden-württembergische Unternehmensgruppe GVS möchte die beiden markanten Gebäude entwickeln.
Ein Gebäude mit eindrucksvoller Geschichte, das aber auch eine Entwicklung dringend gebrauchen könnte, ist die sogenannte Ochsenkathedrale, Bad Kissingens ehemaliger Schlachthof. Foto: Siegfried Farkas       -  Ein Gebäude mit eindrucksvoller Geschichte, das aber auch eine Entwicklung dringend gebrauchen könnte, ist die sogenannte Ochsenkathedrale, Bad Kissingens ehemaliger Schlachthof. Foto: Siegfried Farkas
| Ein Gebäude mit eindrucksvoller Geschichte, das aber auch eine Entwicklung dringend gebrauchen könnte, ist die sogenannte Ochsenkathedrale, Bad Kissingens ehemaliger Schlachthof. Foto: Siegfried Farkas

Vom Alter her liegen Bad Kissingens ehemaliger Schlachthof an der Würzburger Straße und das Postamt an der Münchner Straße gar nicht so weit auseinander. Der Schlachthof entstand zwischen 1923 und 1925. Das Postamt wurde 1933 fertig. Wegen ihrer für eine Kleinstadt schon bedeutenden Entfernung von rund eineinhalb Kilometern Luftlinie und vor allem wegen ihrer komplett unterschiedlichen Zweckbestimmungen wäre allerdings keiner so schnell darauf gekommen, dass die weitere Entwicklung der beiden Bauten einmal so eng verknüpft werden könnte, wie es jetzt voraussichtlich geschieht. Wie bereits berichtet, soll der Schlachthof den Neubau eines Postlager- und Verteilzentrums der Post hinzubekommen. Ebenso wie das Postareal entwickelt sich die Ochsenkathedrale außerdem durch Sanierung , An- und Umbau in völlig neue Richtungen.

Die GVS-Unternehmensgruppe aus Rottweil will in einem Doppelprojekt beide Standorte zu neuen Ufer bringen. Als wesentliches Unternehmensziel nennt die Gruppe selbst Strategisches Vermögensmanagement mit Schwerpunkt auf Engagement in Zukunftsmärkten. Dabei sei GVS an Objekten stets "teilweise wesentlich" selbst beteiligt. Neben Erfahrungen im Bereich von Anlagen für regenerative Energien gehören auch Spezialimmobilien zum Unternehmensengagement. Mit Postgebäuden habe man unter anderem in Rottweil und Schweinfurt Erfahrung gesammelt. In Bad Kissingen präsentiert haben die Vorstellungen des Unternehmens jetzt Thomas Grimm, GVS-Gründer und Gesellschafter, und Martin Geiger. Der ist nach Angaben von GVS Immobilienspezialist des Unternehmens und stammt aus dem Landkreis Bad Kissingen .

Der alte Stadtrat hat zwar kurz vor dem Ende seiner Amtszeit nichtöffentlich bereits beschlossen, den Schlachthof zu verkaufen. Vollzogen ist der Kauf aber noch nicht. Als das Unternehmen jetzt vor Ort in der Ochsenkathedrale seine Pläne für die beiden Objekte vorstellte, sprach Oberbürgermeister Dirk Vogel von einem Prozess der gegenseitigen Annäherung. Die Vorbereitungen im Hintergrund sind wohl auch bereits ziemlich weit gediehen. Detailfragen müssten noch ausverhandelt und der Kaufvertrag vorbereitet werden, berichtete Stadtplanerin Christine Schwind den Stadträten.

Die allermeisten der notwendigen Zustimmungen lägen bereits vor. Die Zustimmung des Landesamtes für Denkmalpflege fehle noch, da müssten noch Einzelheiten geklärt werden. Unter anderem sollen Nebengebäude abgerissen werden, hieß es im Vorfeld. Um die beiden Wohnhäuser rechts und links der Ochsenkathedrale zur Würzburger Straße hin vorgelagerten Wohnhäuser handelt es sich dabei nicht. Diese beiden sind substanzielle Teile der Prägung des ganzen Schlachthofareals. Wichtig ist auch die Abstimmung mit den Anforderungen der Weltkulturerbebewerbung Bad Kissingens als eines der Great Spas of Europe.

Mit rund 50 Millionen Euro hat die Unternehmensgruppe das gesamte Finanzvolumen des Doppelprojekts angesetzt. Mit den Bauarbeiten starten will das Unternehmen, wenn das Geschäft denn zustande kommt, im nächsten Jahr. Begonnen wird dabei laut einer Pressemitteilung am neuen Postlogistikzentrum auf dem Schlachthofareal. Die Sanierung des Schlachthofs, die Arbeiten für das Ärztehaus und der Neubau des Seniorenzentrums sollen 2022 bis 2024 laufen. Abgeschlossen werden sollen die letzten Bauabschnitte Ende 2024.

Ein Grundelement der Pläne ist der Umzug der Postlogistik vom Posthof zum Schlachthof. Dieses Logistikzentrum, der sogenannte neue Posthof, soll als sich nicht vordrängender Flachbau südlich parallel des Schlachthofhauptgebäudes neu gebaut werden, also auf der Seite zu McDonald's hin. Am Postareal im Zentrum ergibt sich dadurch die Möglichkeit, das alte Postamt als Ärztehaus zu erweitern.

Als Ärztehaus erweitert

Nach den Illustrationen in der Präsentation der Kaufinteressenten sind unter anderem ein erhöhtes Nebengebäude zur Von-Hessing-Straße und oben drauf offenbar ein zusätzliches Penthouse-Geschoss vorgesehen. Im Bereich des heutigen Funktionsgebäudes an der nördlichen Seite des Posthofs soll ein Seniorenzentrum als L-förmiger Neubau entstehen. 45 Pflegeplätze und 24 Einheiten für betreutes Wohnen sind da geplant. Auch eine Kindertagesstätte mit Außenbereich in der geschützten Innenhoflage soll es geben.

Das für viele Kissinger wichtige Angebot klassischer Postleistungen bleibe im Ärztehaus Postamt in einer bedarfsoptimierten Postbankfiliale erhalten, heißt es. Hinzukommen sollen in dem Komplex eine Apotheke und ein Café mit Außensitzbereich.

Die Verlagerung der Postlogistik zum Standort Schlachthof wird als strategisch günstig angesehen. Der Bereich sei verkehrstechnisch optimal angebunden. Der Neubau werde harmonisch integriert und erzeuge zum Bestand einen Spannungsbogen zwischen Historie und Moderne. Zudem biete der neue Posthof ausreichend Kapazitäten für die künftige Entwicklung des Wachstumsmarkts Kurier-, Express- und Paketdienste. Dieser Bereich hatte aus Sicht der Post den bestehenden Standort an seine Kapazitätsgrenze stoßen lassen.

Beim Raumkonzept für die Ochsenkathedrale selbst unterscheidet die GVS-Unternehmensgruppe drei Bereiche. Da ist zunächst ein gastronomischer Teil mit Restaurant, Braustube und Café. Element Nummer zwei ist ein sogenanntes Mobilitätszentrum. Da denken die Planer an einen "Treffpunkt für Autobegeisterte aus aller Welt", der von schönen klassischen Automobilen bis hin zu Elektrofahrzeugen reichen soll. Die Haupthalle des Schlachthofs würde demnach Einstellfläche für Oldtimer und Raritäten. Auch eine Classic Car Schmiede mit "Pflege, Reparatur , Restauration" steht in der Präsentation. Für das dritte Element des Schlachthofs der Zukunft stehen Stichworte wie Museum der Historie des Alten Schlachthofs, Galerie, Tagungs- und Veranstaltungsräume.

Siegfried Farkas

 
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