zurück
Bad Kissingen
Die Drohgebärde der Heiligenfelder
Die Heiligenfeld GmbH will, aus Unmut über den Bad Kissinger Stadtrat, zwei Projekte aus der Kurstadt abziehen, eines davon nach Ramsthal, eines vielleicht nach Rimpar.
Die Heiligenfeld-Geschäftsführung machte zu Ostern auf Plakaten in Bad Kissingen (im Bild die städtische Vinothek) ihrem Unmut über die Stadtpolitik Luft. Zwei Vorhaben will das Unternehmen nun für die Stadt streichen.
Foto: Wolfgang Dünnebier | Die Heiligenfeld-Geschäftsführung machte zu Ostern auf Plakaten in Bad Kissingen (im Bild die städtische Vinothek) ihrem Unmut über die Stadtpolitik Luft. Zwei Vorhaben will das Unternehmen nun für die Stadt streichen.
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:39 Uhr

"Wir sind es leid!" lautet das Motto der Plakate, die die Heiligenfeld GmbH zu Ostern in Bad Kissingen gleich an mehreren Orten anschlagen ließ und auf denen sie gegen die Politik der Stadt zu Felde zieht. In einem öffentlichen "Heiligenfelder Politischer Newsletter" kündigte die Klinikgruppe an, nicht weiter in der Kurstadt investieren zu wollen (wir berichteten). Nach Recherchen dieser Redaktion soll eine von der GmbH für die Kurstadt geplante Senioreneinrichtung nun angeblich in Rimpar entstehen. Mit dem "Wald für die Seele", den die kliniknahe "Stiftung Bewusstseinswissenschaften" im Bad Kissinger Klauswald als Ort der inneren Einkehr angelegt hatte, will Heiligenfeld offenbar bald in die Kommune Ramsthal umziehen. Die Stadt Bad Kissingen hält sich zu Plakat-Aktion und Umzugsplänen der GmbH weiterhin bedeckt. 

In dem Politischen Newsletter, der noch immer öffentlich im Fenster der von der GmbH gepachteten Bad Kissinger Vinothek prangt, ist von "Unzufriedenheit" darüber die Rede, wie die Stadt mit Vorhaben der GmbH umgegangen sei: Sie habe "Vereinbarungen nicht eingehalten" und gegen Heiligenfeld "Stimmung gemacht". Die Klinikgruppe habe eine große Bedeutung für die Kurstadt, daher erwarte man, "unterstützend behandelt" zu werden, heißt es unter anderem.  

Heiligenfeld-Geschäftsführer Joachim Galuska (links) und Oberbürgermeister Kay Blankenburg 2015 bei der Vorstellung des Projekts 'Wald für die Seele'.
Foto: Carmen Schmitt | Heiligenfeld-Geschäftsführer Joachim Galuska (links) und Oberbürgermeister Kay Blankenburg 2015 bei der Vorstellung des Projekts "Wald für die Seele".

Der Ärger schwelt schon länger

Dass es zwischen der GmbH und der Stadt Bad Kissingen Differenzen gibt, ist nicht neu. Zunächst ging es um den "Wald für die Seele", den die  Stiftung Bewusstseinswissenschaften zusammen mit der Stadt Bad Kissingen vor eineinhalb Jahren eröffnete. Die damals unterzeichnete Nutzungsvereinbarung bedeutet aber zum Beispiel auch, dass die städtischen Holznutzungsrechte und die jeweiligen Jagdrechte in dem 14 Hektar großen Waldstück weiterbestehen, was Heiligenfeld nicht akzeptieren wollte und zum Beispiel im Herbst 2017 Hochsitze in dem Areal einfach entfernen ließ. Die Stiftung wollte das Waldstück später pachten, dann kaufen. Der Stadtrat konnte sich mehrheitlich weder zu dem einen, noch zu dem anderen durchringen. Inzwischen hat der Stadtrat die Nutzungsvereinbarung schon jetzt zum Ablauf 2025 gekündigt.

Weiterer Zankapfel ist das Ansinnen der GmbH an die Stadt, im früheren Preußischen Hof, einem in den Ensembleschutz des Kurviertels einbezogenen Gebäude, das das Unternehmen vor acht Jahren erwarb, eine Senioren-Residenz einzurichten. Genauer gesagt würde die Klinikgruppe das Gebäude gern abreißen und dort ein neues Haus errichten. Doch der Stadtrat sah sich in seinen Sitzungen bislang nicht dazu im Stande, diesem Plan einfach zuzustimmen. Eine Möglichkeit hätte es für Heiligenfeld aber gegeben, ihr Vorhaben weiterzuverfolgen - und das möglicherweise sogar mit Erfolg: Das Unternehmen hätte eine Unwirtschaftlichkeitsanalyse - den Nachweis, dass es unwirtschaftlich ist, das Projekt mit den aktuellen Vorgaben des Denkmalschutzes umzusetzen - anstreben können. Doch das hat Heiligenfeld bislang nicht in Angriff genommen.  

Preußischer Hof, verkauft an Heiligenfeld
Foto: Siegfried Farkas | Preußischer Hof, verkauft an Heiligenfeld

"Wald für die Seele" verlegen

Wenn zwei sich streiten, freut sich oft ein Dritter - in diesem Fall zum Beispiel die Gemeinde Ramsthal. "Heiligenfeld hat bei uns angefragt, ob wir ein Areal für den 'Wald für die Seele' bereitstellen könnten", sagt Bürgermeister Alfred Gündling auf Anfrage. Der Kontakt sei über Bernhard Gößmann-Schmitt, Betriebsleiter der Bad Kissinger Vinothek und Mitglied des Ramsthaler Gemeinderats, zu Stande gekommen. Einen genauen Termin gebe es noch nicht, aber man wolle sich demnächst mit der Heiligenfeld-Geschäftsführung treffen, sagt Gündling.

"Wir sind grundsätzlich aufgeschlossen. Aber wir wollen auf keinen Fall Wald verkaufen, höchstens verpachten", gibt der Bürgermeister die Marschrichtung vor.  Auf der Gemarkung Ramsthal befinden sich, nach Gündlings Angaben, etwa 250 Hektar Kommunal- und Privatwald. "Der 'Wald für die Seele' wäre für uns ein zusätzliches Aushängeschild, da unser Ort sowieso touristisch geprägt ist."

Pläne für Seniorenresidenz schon älter

Wohin die von dem Unternehmen ursprünglich auf dem Areal des Preußischen Hofs in Bad Kissingen geplante Senioren-Einrichtung abwandern wird, ist noch nicht bekannt. Die Klinikgruppe hat aber auch weitere Standbeine in Waldmünchen, Uffenheim, Bad Grönenbach und Berlin. Interessant ist in diesem Zusammenhang sicher auch, dass die GmbH seit einem Jahr mit der Würzburger Gemeinde Rimpar in Verhandlung ist, weil sie dort eine groß angelegte Seniorenresidenz bauen will.  "Heiligenfeld fragte vor einem Jahr bei uns an und Geschäftsführer Joachim Galuska hat das Projekt auch schon vor einiger Zeit im Gemeinderat vorgestellt", sagt Rimpars Bürgermeister Burkard Losert auf Anfrage.

Das Projekt von der geplanten Westumgehung aus gesehen.
Foto: afw-Architekten, Bad Kissingen | Das Projekt von der geplanten Westumgehung aus gesehen.

Der Kontakt sei über den Rimparer Architekten  André Felix Wagner zu Stande gekommen, der auch in Bad Kissingen ein Büro hat. Bis das Großprojekt "Wohnen und Arbeiten", in dem Jung und Alt gemeinsam an einem Ort leben, umgesetzt wird, werde allerdings noch etwas Zeit ins Land gehen, sagt Losert.  

Nachdem der erste Standort "Am Eichig" am südlichen Ortsrand, den die Kommune für das Heiligenfeld-Projekt ins Auge gefasst hatte, nicht in Frage kam, werde gerade ein zweiter Standort auf der gegenüberliegenden Höhe, westlich der Pleichach, am Rimparer Hasenköpfle geprüft, so Losert weiter. Bis Mitte Mai laufe noch die Eigentümer-Befragung, dann könne man mehr sagen. Mit dem Großprojekt möchten die Bauherren, nach Loserts Angaben, als Zielgruppe sowohl junge Existenzgründer als auch ältere Menschen, die sich im Ruhestand befinden, ansprechen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bad Kissingen
Isolde Krapf
Alfred Gündling
Bauherren
Burkard Losert
Einrichtungen und Organisationen für Senioren
Gebäude
Gesellschaften mit beschränkter Haftung
Joachim Galuska
Ruhestand
Senioren
Seniorenresidenzen
Stadt Bad Kissingen
Stadträte und Gemeinderäte
Stiftung Bewusstseinswissenschaften
Unternehmensgründer
Öffentlichkeit
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • eboehrer@gmx.de
    an ticktricktrack:
    Ich glaube, das ist der 1. Kommentar, bei dem ich Ihnen voll zustimme.
    Übrigens, ich habe mich schon gewundert, warum Sie noch nicht kommentiert haben, habe Sie echt vermisst.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Funkenstern
    Zuviel der Guete
    Man muss nicht immer einer Meinung sein.
    Diversitaet macht den Unterschied
    Danke der Nachfrage
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • lbs
    @cigogne
    Ihren Kommentar kann ich von vorne bis hinten nicht verstehen. Der Preußische Hof ist kein Denkmal und besitzt daher auch keinen Denkmalschutz. Auch der Ensemble Schutz ist nicht vollständig. Ein Teil des Bauamtes würde einem Abriss positiv gegenüberstehen. Auf der anderen Seite hat der Preußische Hof überhaupt nichts mit dem Weltkulturerbe, welches Sie Welterbe nennen, zu tun.

    Heiligenfeld würde im Falle eines Neubaues das Gebäude von außen genauso wieder aussehen lassen. Betrachten Sie das Hotel Vier Jahreszeiten, Apolant, Marinelazarett und andere, dann würden Sie verstehen warum der Abriss des Preußischen Hofes ein Vorteil nicht nur für das Straßenbild wäre.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • lbs
    Heiligenfeld bietet über 600 Menschen Arbeit, wovon ganze Familien leben. Die Form der Plakatierung missfällt mir auch gewaltig und vor allem hätte ich nicht die gleichen Farben genommen, wie sie eine sehr umstrittene rechtsextreme politische Partei auch verwendet. Da bedarf es dem Feingefühl. Ich halte Heiligenfeld nach wie vor für einen wichtigen Partner der Stadt und es liegt nicht nur an ihr und einigen Stadträten, sondern vor allem am OB. Er als Oberhaupt muss den sogenannten "Runden Tisch" einberufen und versuchen mit den Heiligenfeldern an einem Tisch zu sitzen.

    Beide Parteien müssen von bestimmten Positionen zurücktreten um einen gemeinsamen Weg zu finden. Ähnliche Objekte wie der "Wald für die Seele" werden in ganz Deutschland und Europa derzeit hoch gehandelt und die Schwierigkeiten mit Jägern und den Waldgebieten wurden im Gegensatz zu Bad Kissingen gelöst und funktionieren. Vielleicht sollte man für beide Parteien dringend einen Schlichter verwenden.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • dreggen
    Die ganze Angelegenheit ist recht nebulös. Und Galluska trägt nicht wirklich zu mehr Transparenz bei. Ich meine gelesen zu haben, dass die Kündigung der Nutzungsvereinbarung für 2025 im Stadtrat einstimmig erfolgte. Wenn unsere Politiker sich mal einig sind, sind sie echt angep*.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Funkenstern
    Heiligenfeld hat die Bodenhaftung verloren. Ohne Bad Kissingen wären die nichts. Die Stadt hat denen vieles ermöglicht, wo anderen der Zugang verwehrt wurde.
    Böse Zungen behaupten, dass für das Alte Rathaus und die Miete für deren Vinothek nichtmal eine 4stellige Summe aufgerufen wird. Jahrelang wurden die hofiert und nun ist der Bogen überspannt. Jetzt ist das Gejammer gross und die blasen sich auf.
    Wie Christel2 richtig bemerkt, was wollen die denn in Rimpar. Das ist ein Kaff ohne Profil (Entschuldigung) nur weil der Platz billig ist wollen die eventuell, und ich sage wirklich eventuell dorthin. Wer dann da mitgeht, ist ein ganz anderes Thema. Ich bleibe dabei, die Kaufkraft, die Heiligenfeld auf das Umfeld ausstrahlt, ist marginal. Die sollten mal in sich gehen. Da hilft auch das romselter Geschwafel vom Gössmann Schmitt und vom Gündling nicht viel. Alles Nebenkriegsschauplätze. Die gehen aus Kissingen nicht weg, denn dann verlieren sie ihr Zugpferd. Heiligenfeld in Rimpar. Lach
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • eboehrer@gmx.de
    an cigogne: Mir ging es beim Lesen des Artikels genauso wie Ihnen.
    Andererseits frage ich mich, was soll ich als Senior in einem Dorf wie Rimpar? Das ist Bad Kissingen schon interessanter oder ein anderer Ort in der Umgebung.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • evenbye2@gmx.de
    Klingt für mich recht unverschämt so ein Denkmal abreißen zu wollen. Zeigt wohl auch, dass sich die Firma für das schnelle Geld interessiert, nicht aber für die Stadt. Und die will ja auch Welterbe werden. Profitieren würde von so einem Titel Heiligenfeld ohne einen Beitrag dazu leisten zu wollen. Diese Klinik werde ich sicherlich nicht weiter empfehlen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Atnerva
    Kennen Sie das Objekt und seinen aktuellen, baulichen Zustand? Wissen Sie, wie lange es bereits leer steht?
    Kennen Sie die detaillierten Pläne der Heiligenfeld GmbH?
    Worauf gründet sich Ihr Kommentar?
    Und was hat das Ganze mit der Qualität der medizinischen Leistung der Heiligenfeld GmbH zu tun?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten