In der Rhön-Kaserne in Wildflecken sollen bis Oktober 2025 zwei neue Hallen in den Ausmaßen von 71 mal 26 Metern entstehen. Nach Fertigstellung sollen Führer und Stäbe effektiver als bisher geschult werden. Das Angebot wird sich laut Bundeswehr an Bataillone, Brigaden und bis über die Divisions-Ebene hinaus auch im Nato-Rahmen richten. Die Neubauten sollen rund 16 Millionen Euro kosten.
Oberst Ralf Broszinski sprach als Leiter des Gefechtssimulationszentrums Wildflecken bei einem Medientermin vor Ort von einem Meilenstein für seine Einrichtung. Alle Redner beschworen beim symbolträchtigen Spatenstich vor hochrangigen Vertretern der bayerischen Bauverwaltung sowie der Bundeswehr ein neues Tempo bei der Modernisierung des Militärs in Deutschland.
Welche Herausforderung das allerdings ist, machte der Spatenstich auf dem planierten Grundstück deutlich, wo zuvor Bagger alte Kasernengebäude beseitigt hatten.
Zuversichtlich zeigte sich der Oberst in seiner Ansprache, dass der Bauzeitenplan eingehalten werden kann: "Ein Bauvorhaben der Bundeswehr geht ja durch sehr viele Hände und Instanzen und der Prozess hat mit Sicherheit noch nicht LNG-Geschwindigkeit oder Deutschland-Tempo, aber viele, von den Planern auf den unterschiedlichen Ebenen, den Ingenieuren bis zu den Architekten, haben kreativ und professionell gearbeitet, um dieses Projekt Wirklichkeit werden zu lassen", so der Offizier.
Infrastrukturelle Defizite beseitigen
Das Gefechtssimulationszentrum in Wildflecken ist bei der Bundeswehr einzigartig. Es bietet computergestützte Simulationssysteme, die die Einsatzwirklichkeit sehr realistisch abbilden können. "Einige der Defizite, die wir im infrastrukturellen Bereich haben, werden nun in Zukunft beseitigt sein", freute sich der Offizier über die Modernisierungsoffensive. Schon bisher können in Wildflecken 2000 Soldaten gleichzeitig vom 150-köpfigen Stammpersonal des Zentrums ausgebildet werden. Ziel ist es, bei ähnlichem Personalansatz mehr parallele Kapazitäten zu schaffen.
Weitere Gebäude werden folgen
Die so bei der Bundeswehr noch nicht vorhandenen Gebäude sollen auch die Vorbereitung von Übungen erleichtern. Weitere Gebäude befänden sich im Genehmigungsprozess, so Broszinski. Damit werde das Gefechtssimulationszentrum zukunftssicher aufgestellt.
Ehrgeiz zum angepeilten Bautempo ließ auch Oberst Hans-Jürgen Neubauer vom Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr in seiner Ansprache erkennen: "Es zeigt, dass wir es ernst meinen und jetzt wieder voll anpacken wollen". Mit einer Task-Force Bayern wolle man militärische Bauprojekte des Bundes im Freistaat und damit auch in Hammelburg und Wildflecken voranbringen. Dabei war von Investitionen in die beiden Standorte im Landkreis Bad Kissingen von rund 700 Millionen Euro die Rede.
Personalverstärkung im Staatlichen Bauamt
Deswegen sind die Landesbauverwaltung und das Staatliche Bauamt Schweinfurt in die Vorhaben eingebunden. Vorgesehen seien Personalverstärkungen und die Verschlankung der Prozesse. Für einen beschleunigten Hallenbau in Wildflecken spreche neben der sicherheitspolitischen Zeitenwende auch die Entwicklung bei den Baukosten. "Eine Zeitverzögerung von einem Jahr bringt Mehrkosten von einer Million Euro", so Neubauer.
Von einer sehr wirtschaftlichen Planung sprach Franz Schmidt, Fachbereichsleiter am Staatlichen Bauamt Schweinfurt. Er nannte einzelne Details. Die beiden identisch aufgebauten Hallen mit knapp fünf Metern Höhe werden demnach als Mischkonstruktion aus Holz und Beton mit kreuzförmig angelegten Fluren jeweils in vier Quadranten eingeteilt. Sie können durch verschiebbare Wände mit unterschiedlichen Personalstärken flexibel genutzt werden.
Mit einer eigenen Umzäunung und einer Passkontrolle sollen die Gebäude innerhalb des Kasernengeländes abgegrenzt werden. Die Farbe der Fassade aus Faserzementplatten soll in drei eher dunklen Grautönen den gestalterischen roten Faden der Rhönkaserne für Neubauten aufgreifen, so das Staatliche Bauamt.
Wildfleckens Bürgermeister Gerd Kleinhenz gab seiner Freude über die Investition am Standort Ausdruck und hob das traditionell gute Verhältnis seiner Gemeinde mit der Bundeswehr hervor.