Seit 2011 hat die Saaleck-Kaserne ein so genanntes liegenschaftsbezogenes Ausbaukonzept. Das entspreche der Bauleitplanung einer Kommune, erläutert der Hammelburger Standortälteste Oberst Stefan Josef Leonhard (62). Sprich: Es gibt eine Art Masterplan, wie die Kaserne einmal aussehen soll.
„Es ist, als ob man ein ganzes Stadtviertel umbaut“, fasst Leonhard die Pläne zusammen. Entsprechend hoch sind die Kosten: 18 Großprojekte (Einzelkosten von mindestens sechs Millionen Euro ) mit insgesamt 389 Millionen Euro Investitionsvolumen seien bereits genehmigt, hinzu kommen 21 kleinere Projekte für zusammen 36 Millionen Euro .
Der Plan der Saaleck-Kaserne ähnelt aktuell einem bunten Flickenteppich: Weil ein Teil früher von einer Panzerbrigade, der andere von einer Kampfschule genutzt wurde, wechseln sich Unterkünfte, Büros und Ausbildungsstätten bunt gemischt ab.
Das neue Konzept sieht eine klare Trennung vor: Im Norden 1800 neue Unterkünfte, angrenzend Sportplätze, Hallen- und Freibad, im Osten die Büros sowie im Westen und Süden alles rund um Technik und Ausrüstung. Um alles gut zu versorgen und erreichbar zu machen, müssen auch Kanäle, Stromleitungen und Straßen neu gebaut werden.
Hinzu kommt laut Leonhard, dass auch Funktion und Wohnen getrennt werden müssen: Seminarräume oder gar eine Waffenkammer gebe es in künftigen Wohngebäuden nicht mehr.
Gebäude sind bis zu 130 Jahre alt
210 Gebäude stehen aktuell in der Saaleck-Kaserne, einige stammen noch aus der Anfangszeit des Militärstandortes in den 1890er Jahren, viele kamen in den 1970er und 1980er Jahren dazu. Rund 3000 Menschen würden aktuell im Schnitt täglich auf dem Lagerberg arbeiten oder einen Lehrgang besuchen.
Bis zu 5000 könnten täglich versorgt werden. Wenn der Truppenübungsplatz ausgelastet sei, sogar noch mehr, berichtet der Standortälteste, der im Herbst nach 43 Dienstjahren in Ruhestand geht.
Eines der größten Einzelprojekte ist deshalb auch der Neubau eines Wirtschaftsgebäudes. Die aktuelle Kostenschätzung beläuft sich auf 50 Millionen Euro . Baustart soll im Jahr 2025 sein.
Ebenfalls 2025 soll mit dem Bau einer Ausbildungshalle für das gepanzerte Transportfahrzeug Boxer für acht Millionen Euro begonnen werden.
Ab 2026 entsteht ein neues Sanitätszentrum
Ab 2026 soll ein neues Sanitätszentrum auf dem Lagerberg entstehen. Und manche Pläne reichen noch weiter: Für 2035 bis 2039 ist der Neubau eines Lehrsaalzentrums der Infanterieschule terminiert.
Viel wichtiger ist Oberst Leonhard allerdings, dass die ersten beiden Großprojekte seit einigen Monaten laufen: Nach und nach wachsen derzeit drei Unterkunftsgebäude nach oben.
Bei einem ist gerade die Bodenplatte gegossen, beim zweiten wird im Erdgeschoss gearbeitet, beim dritten im ersten Obergeschoss. Insgesamt sollen bis 2026 fünf Unterkunftsgebäude mit 410 Einzelapartments für insgesamt 31 Millionen Euro entstehen.
Drei seien bereits länger geplant und würden in herkömmlicher Bauweise ausgeführt. Für zwei weitere sei eine modulare Bauweise vorgesehen, die so in allen Bundeswehr-Standorten umgesetzt werden soll. Die Bundeswehr erhoffe sich dadurch kürzere Planungs-, Ausschreibungs- und Bauzeiten.
Zudem steigt der Komfort: „Als es noch die Wehrpflicht gab, waren acht Soldaten auf einem Zimmer, in der Infanterieschule haben wir Hotelzimmer-Standard – und zwar dienstgradunabhängig“, betont Leonhard.
Auftrag ist an Firma Stolz gegangen
Den Auftrag für die Rohbauarbeiten hat in einer europaweiten Ausschreibung die Untererthaler Firma Stolz ergattert. „Es ist gut für die Region, wenn sich am Standort was tut“, freut sich Firmenchef Alexander Stolz .
Laut Oberbauleiter Harald Heuler arbeiten im Schnitt 40 Mitarbeiter der Firma Stolz in der Kaserne. Losgegangen sei es bereits im Oktober mit der Erschließung der Grundstücke, spätestens Mitte August sollen die Rohbauten fertig sein. Allein dieser Auftrag umfasse rund vier Millionen Euro .
Für weitere zweieinhalb Millionen Euro bereitet die Firma Stolz derzeit den Baugrund für eine neue Hallen-Schießanlage vor. Auch bei der Schießanlage setzt die Bundeswehr laut dem Standortältesten auf einheitliche Standards: Aktuell entstehe eine Anlage identischer Größe in Bad Reichenhall.
„Das Grundgerüst ist gleich, wird aber auf lokale Gegebenheiten angepasst“, sagt Leonhard. In Bad Reichenhall sei das Dach etwa auf höhere Schneelasten ausgerichtet, dafür soll es in Hammelburg eine bundesweit einmalige Ausstattung als Stützpunkt-Ausbildungsanlage geben. Allein das Gebäude koste rund 20 Millionen Euro .
Der Bau der neuen Schießanlage werde vom Staatlichen Bauamt Würzburg betreut. Durch das Projekt will die Bundeswehr zum einen die Schießausbildung verbessern und zum anderen die Lärmbelastung im Umfeld reduzieren.
Schließlich werden auf dem bisherigen Standort-Schießplatz im Jahr rund zwei Millionen Schuss Kleinkalibermunition verschossen, nicht nur von der Bundeswehr , sondern auch von anderen Nutzern wie der Polizei .