Herr Oberst Broszinski, ist der Standort Wildflecken für sie Neuland oder hatten Sie vorher schon mit dem Standort zu tun?
Ralf Broszinski: In der Rhön-Kaserne selbst war ich noch nicht stationiert; ich kenne den Standort dennoch ein wenig. Zu Beginn meiner Laufbahn war ich als Zugführer in Hammelburg eingesetzt und wir haben oft auf dem Truppenübungsplatz in Wildflecken geübt. Außerdem war ich etliche Male als Übungsteilnehmer am GefSimZH und zur Ausbildung vor einem Einsatz hier. Ganz neu ist mir die Rhön-Kaserne daher nicht.
Inwiefern bestehen Parallelen zwischen Ihrer neuen Station und den bisherigen?
Im Vergleich zu meiner letzter Verwendung als Kommandeur einer Truppenschule, in der ich für die Führung, Erziehung und Ausbildung unseres Führungsnachwuchses verantwortlich war, bildet das GefSimZH die Plattform, damit Führer und Stäbe von der Zug- bis zur Korpsebene möglichst realitätsnah Verfahren und Prozesse üben können. Auf die Inhalte nimmt das GefSimZH keinen Einfluss; das ist Sache des verantwortlichen Führers. Das Zentrum stellt den Rahmen und unterstützt den Führer. Das ist schon etwas anderes, aber ebenfalls sehr spannend.
Inwiefern wollen Sie das GefSimZH prägen?
Das GefSimZH hat in der Bundeswehr und auch bei den alliierten einen ausgezeichneten Ruf. Es ist modern aufgestellt und bietet professionelle Unterstützung. Der Servicegedanke für die Truppe ist mir besonders wichtig. Ich sehe aber keine Notwendigkeit, einen signifikanten Kurswechsel vorzunehmen.
In welche Richtung wird sich Ihrer Meinung nach das GefSimZ in den nächsten Monaten und Jahren entwickeln?
Das deutsche Heer richtet sich schon seit Längerem wieder konsequent an der Landes- und Bündnisverteidigung aus. Das das Heer unser größter Kunde ist, muss sich das auch in der Unterstützung durch das GefSimZH widerspiegeln. Unsere Simulationssysteme - wir führen ja keine scharfen Gefechte, sondern erzeugen sie mittels Computersimulation sehr realitätsnah - leisten das und die Truppe nutzt das. Dennoch ist eine ständige Weiterentwicklung zwingend erforderlich, um auch neuen Anforderungen von Einsätzen im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung entsprechen zu können. Hybride Kriegsführung, wie durch Russland bei der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim gezeigt, oder die Abwehr von Cyberangriffen seien hier als wenige Stichworte genannt. Unser Ziel muss es sein, Einsatzszenarien so realistisch wie möglich anbieten zu können.
Wird das GefSimZH vielleicht in den kommenden Jahren noch wichtiger werden und sogar ausgebaut?
Ich bin überzeugt, dass seine Bedeutung weiter wachsen wird. Die Ausrichtung auf Bündnis- und Landesverteidigung bedingt, dass wieder große Truppenkörper - Brigaden, Divisionen und Korps - üben müssen. Die Möglichkeiten dafür sind allerdings beschränkt. Sie erfordern viel Vorbereitung, Aufwand und sind kostenintensiv. Computersimulationen, wie wir sie durchführen, bieten Szenarien, die man in dieser Größenordnung real kaum abbilden kann. Sie reduzieren den Aufwand erheblich und die Stäbe können sich optimal und realitätsnah vorbereiten. Darin liegt unsere besondere Stärke. Um die Zukunft des GefSimZH mache ich mir keine Sorgen.
Die Fragen stellte
Steffen Standke