Würzburg

"Der Mensch ist ein Gewohnheitstier"

Der Bauchredner Sebastian Reich darüber, wie es ihm und Amanda in Corona-Zeiten geht. Und darüber, was er und die Nilpferddame in den Sozialen Netzwerken erleben.
'Ich glaube, wir werden uns auch in ein paar Jahren noch daran erinnern, dass viele von uns frische Hefe, Roggenmehl und Klopapier gehortet haben': Sebastian Reich und Nilpferddame Amanda sind am 5. Februar bei 'Fastnacht in Franken' dabei. Foto: Alexey Testov       -  'Ich glaube, wir werden uns auch in ein paar Jahren noch daran erinnern, dass viele von uns frische Hefe, Roggenmehl und Klopapier gehortet haben': Sebastian Reich und Nilpferddame Amanda sind am 5. Februar bei 'Fastnacht in Franken' dabei. Foto: Alexey Testov
| "Ich glaube, wir werden uns auch in ein paar Jahren noch daran erinnern, dass viele von uns frische Hefe, Roggenmehl und Klopapier gehortet haben": Sebastian Reich und Nilpferddame Amanda sind am 5.

Regelmäßige " Fastnacht in Franken "-Zuschauer kennen und schätzen Bauchredner Sebastian Reich und seine Nilpferddame Amanda schon seit Jahren. Aber auch auf den Kabarett-Bühnen in ganz Deutschland ist der gebürtige Unterfranke ein gefragter Gast. Corona hat ihm, wie anderen Künstlern auch, vor allem wirtschaftlich zugesetzt. Doch hängen lassen wollte sich der gelernte Bäcker und Konditor nicht.

Herr Reich, wie geht es Ihnen als Künstler, der sonst fast ununterbrochen auf Bühnen steht?

Sebastian Reich : Ich vermisse es, auf der Bühne zu stehen, das ganze Tourleben fehlt mir sehr. Anfang Januar hätte ich Premiere mit meinem neuen Programm "Verrückte Zeit" gehabt - das konnte natürlich jetzt so nicht stattfinden. Nichtsdestotrotz hatte ich ein sehr spannendes Jahr, um mal das Positive hervorzuheben.

Sie haben sich schnell auf die neue Situation eingestellt und sind mit ihrer Nilpferddame Amanda ins Netz ausgewichen ...

Ja, ich habe "Faceback" in den Sozialen Netzwerken gestartet und mit Amanda live gebacken und mit den Fans dort interagiert. Daraus ist dann auch die Idee entstanden, online Backkurse anzubieten. Da habe ich bis in den Herbst hinein 13 Online-Backkurse gegeben und viel Lustiges dabei erlebt.

Sie sind gelernter Bäcker und Konditor - das war für Sie dann aber auch keine so große Herausforderung, oder?

Ha, das Backen eher nicht, das stimmt. Aber ich musste viel ausprobieren und lernen, weil ich technisch wirklich nicht so fit war. Eigentlich habe ich mich immer mehr gefreut, wenn die Technik geklappt hat, als wenn das Brot etwas geworden ist.

Im vergangenen Sommer hatten Sie ja dann doch kurz die Möglichkeit, auf Bühnen zu spielen - wie war das unter Corona-Bedingungen?

Wir haben Autokino gemacht, standen in Fürth im Stadion und haben die Tribüne bespielt, ich hatte Liegestuhl-Open-Airs und einiges mehr. Das waren tolle Erlebnisse an sehr besonderen Orten. Trotzdem wünsche ich mir natürlich, dass wir Künstler in naher Zukunft zu einer Art Normalität zurückkehren können.

Dieser Wunsch hat doch sicher auch den Hintergrund, dass dieses Jahr finanziell eine mittlere Katastrophe war, oder?

Wirtschaftlich war 2020 ein enormer Einbruch. Fast alles, was ich dieses Jahr gemacht habe - ob online oder auf der Bühne - waren Dinge, um die Zeit zu überbrücken. Verdient hat man am Ende nichts, wenn man für einen Auftritt 400 Kilometer einfach fährt. Das macht man dann auch aus Solidarität für die vielen Veranstalter und Techniker, die sonst gar nichts gehabt hätten.

Wie wirken die Corona-Hilfen der Regierung für die Kunst- und Kulturbranche?

Die Stimmung in der Branche ist sehr unterschiedlich. Wir reden von Kleinkünstlern am Anfang ihrer Karriere, von Musikern, die noch stärker betroffen sind, und so weiter. Dass wir Künstler von Anfang an auch im Blick der Politik standen, wie es manche Politiker jetzt gerne sagen, das war nicht so. Die Hilfen kamen oft nicht an, waren zu bürokratisch, zu unausgegoren. Langsam wird es besser, die Förderprogramme und Hilfe laufen jetzt gut an.

Es wird heuer keine normale Fastnachts-Session geben. Die Faschings-Sendungen im BR aber finden statt. Gut so?

Zunächst einmal wird das eine große Umstellung sein, denn die Sendungen werden ja ohne Publikum gedreht - und sind alle aufgezeichnet. " Fastnacht in Franken " lebte ja bislang vom Interagieren mit Politikern und Prominenten im Publikum. Das wird heuer anders werden. Trotzdem ist es wichtig, dass die Sendungen stattfinden. Auch für die Künstler, vor allem aber für das Publikum, das sich aktuell sehr nach Unterhaltung sehnt.

Ein Höhepunkt von " Fastnacht in Franken " ist euer Einzug und Plausch mit Politikern. Diesmal mit einem Papp-Söder?

Nein. Diese Sendung wird so ganz anders werden, da habe ich von vorneherein gesagt, dass ich auch nicht mit einer Pappfigur oder einem Politiker-Double scherzen will. Amanda und ich werden natürlich den ein oder anderen Promi ansprechen - durch die Kamera. Aber unser Auftritt wird anders als sonst.

Was bleibt denn beim Komödianten und Bauchredner Sebastian Reich aus dieser Corona-Zeit hängen?

Ich glaube, wir werden uns auch in ein paar Jahren noch daran erinnern, dass viele von uns frische Hefe, Roggenmehl und Klopapier gehortet haben. Und mal ganz ernsthaft: ich nehme aus dieser Zeit mit, dass es anfangs einen tollen Zusammenhalt gab - und wie schnell der jetzt wieder bröckelt, wenn's zu lange dauert. Viele werden nach der Pandemie sicher Dinge wie in die Therme oder Essen gehen wieder mehr wertschätzen. Aber der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Lange wird die Wertschätzung nicht halten.

Viele Menschen kriegen wegen Corona zu Hause einen Lagerkoller. Wie geht's Amanda und Sebastian damit?

Amanda war in der Pandemie-Zeit tatsächlich zum ersten Mal überhaupt in meiner Wohnung. Das Zuhause ist momentan eben auch Arbeitsort - wie bei vielen anderen Menschen auch. Wir machen von hier aus Videos und Online-Kurse. Mit Amanda kommt man gut aus. Sie ist nämlich meistens relativ still und wird nur dann aktiv, wenn ich es möchte.

Das Gespräch führte Daniel Staffen-Quandt, EPD.

 
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