Wenn Outdoor-Fans eines sein müssen, dann sicherlich leidensfähig, was das Wetter angeht. Insofern war es ja fast passend, dass der Himmel für die Offroad-Messe "Abenteuer & Allrad" in Bad Kissingen so manche Kapriolen bereithielt.
Von der Eröffnung an Fronleichnam bis hin zum abschließenden Familientag am Sonntag, 2. Juni, einte Veranstalter, Aussteller sowie Besucherinnen und Besucher immer wieder der sorgenvolle Blick gen Himmel. Am Ende herrschte trotzdem allseits Zufriedenheit.
Nach genauem Blick über das Messegelände ließ sich derweil sagen: Die Bedenken waren eigentlich ohnehin unbegründet. Denn an der passenden Ausrüstung mangelte es den Gästen beileibe nicht. Von Gummistiefeln über Outdoor-Hosen und Regenponchos - die Menschen waren für alles gewappnet. Den einfachen Regenschirm konnte man da fast schon belächeln. Und wem etwas fehlte, der wurde sicher schnell fündig unter den mehr als 350 Ausstellern.
Angebot geht bei der "Abenteuer & Allrad" über die großen Fahrzeuge hinaus
Denn das Angebot bei der "Abenteuer & Allrad", weltweit eine der größten Offroad-Messen, ging auch 2024 wieder weit über die das Bild beherrschenden großen Trucks, Wohn- und Expeditionsmobile sowie SUVs hinaus.
Campingausrüstung, Anbau- und Dachzelte, Messer und andere Werkzeuge, mobile Toiletten, Hüte, Hosen und weitere Lederwaren, Grills - das Repertoire der Szene nahm kaum ein Ende. Wobei die großen Publikumsmagneten auch diesmal die Fahrten auf den matschigen Parcours, ob im Truck oder Geländewagen, blieben.
Das unbeständige Wetter habe dem Zustrom an Gästen kaum geschadet, so Marketingleiter Thomas Schmitt von Veranstalter "pro-log". Von den vier Messetagen sei nur der Samstag richtig schlecht gewesen.
Von Ausstellerseite sei zu hören, dass vor allem ein sehr interessiertes Fachpublikum an den Ständen unterwegs gewesen sei und weniger regionale Gäste, so Schmitt. Gelitten hätte durch die Feuchtigkeit allerdings das Campinggelände. Nach dem Abreisen aller Besucherinnen und Besucher werde man sich ein Bild davon machen, was an den Wiesen wieder hergerichtet werden muss.
Stargast Walter Röhrl verschafft sich ein Bild von der "Abenteuer & Allrad" in Bad Kissingen
Als Stargast hatte "pro-log" diesmal Rallye-Legende Walter Röhrl gewonnen. Der Auftritt auf der Allrad-Messe war ein gewissermaßen ein Heimspiel für Röhrl, hatte er in den 1980er Jahren doch einige seiner Weltmeistertitel mit dieser damals im Rallyesport neuen Technik gewonnen. Auf einem Rundgang über das Gelände musste der Star immer wieder für Selfies mit Gästen stehen bleiben.
Auch ließ er sich zum kurzen Entern eines 1,3 Millionen teuren Expeditions-Trucks mit Wohnaufbau animieren. Der Kommentar des 1,96-Meter Mannes hinterher: "Da kann ich ja drin stehen." Das fand er wohl deshalb bemerkenswert, weil er früher öfters mit VW-Bus und Mountainbike in beengten Verhältnissen zum Campen in den Alpen unterwegs gewesen sei.
Applaus brandete auf, als Röhrl die Bühne im vollbesetzten Festzelt zum lockeren Talk mit Thomas Schmitt betrat. Auch zwischendurch erntete er immer wieder Beifall, als er zu Entwicklungen und Hintergründen im Rennsport Stellung nahm und Erwartungen an die Elektromobilität dämpfte.
Rallyefahrer sei der einstige Skilehrer übrigens nur geworden, weil er einmal im Leben die Rallye Monte Carlo gewinnen wollte. "Ich bin kein Speedjunkie", stellte er klar. Vielmehr sei es ihm um die Präzision beim Finden der besten Linie gegangen.
Er habe vier Jahre hintereinander Rallye-Titel mit den Autos von vier unterschiedlichen Herstellern gefeiert, weil er beweisen wollte, dass der Fahrer der entscheidende Faktor sei. Kritisch verglich Röhrl Rallyesport und Rundstreckenrennen. Bei Letzteren ließen sich Erfolge beinahe mit mathematischer Exaktheit erlernen. Man dürfe nicht glauben, dass dort alles fair zugehe.
Der Rallyesport komme dagegen ohne die großen Menschenmassen aus und sei ein Kampf jedes einzelnen Fahrers gegen die Uhr. Aber: "Heute geht es oft nur noch um die Show", beklagte er auch mit Blick auf aktuelle Änderungen in den Punktewertungen. "Ich war genau zur richtigen Zeit dabei", blickte er dankbar auf seine Erfolge zurück.
Durch seine klaren Worte und Nahbarkeit heimste Röhrl viele Sympathien ein. Seinen einstündigen Vortrag krönte er mit einer zweistündigen Autogrammstunde. "Die längste, die wir je hatten", so Thomas Schmitt.