
Nein, sagt Gabriele Örtel, Kartentricks beherrscht sie keine. Und auch sonst bringe ihr Beruf ihr keine Vorteile beim Spieleabend mit Familie und Freunden. Als Croupière in der Spielbank Bad Kissingen bewegt die 48-Jährige sich Tag für Tag zwischen Roulette-, Poker- und Black-Jack-Tischen. "Wir arbeiten hier ja nicht mit Tricks und ich gewinne beim Spieleabend auch nicht jedes Mal. Da braucht man keine Angst haben", erklärt sie freundlich.
Seit 21 Jahren arbeitet die Bad Kissingerin in der Spielbank. Von ihrem Schwager habe sie damals vom Ausbildungskurs zur Croupière erfahren, erinnert Örtel sich. Als solche ist sie verantwortlich für den Ablauf an den Spieltischen. Sie gibt Karten, verwaltet Einsätze und hat natürlich die Spielregeln stets im Blick. Den Beruf, der früher laut Örtel eine totale Männerdomäne war, üben heute auch immer öfter Frauen aus. "Das hat sich sehr aufgelockert", sagt sie.
Von der Metzgereitheke zu den Spieltischen
"Die Arbeit in der Spielbank hat mich schon immer fasziniert und interessiert", so Örtel. Croupière ist kein klassischer Ausbildungsberuf. In einem dreimonatigen Kurs bekam sie in der Spielbank die Basis für ihr heutiges Berufsleben vermittelt. "Am wichtigsten sind dabei natürlich die Spielregeln, die muss ich schon blind beherrschen."
Auch sollte man als Croupière eine rasche Auffassungsgabe haben und müsse die Ruhe in stressigen Situationen bewahren können, erklärt Örtel. "Kopfrechnen, Fingerfertigkeit und Freundlichkeit" seien wichtig, genau wie eine gewisse Beobachtungsgabe: "Als Spielbank haben wir auch eine Verantwortung. Unser Sozialkonzept sieht vor, dass wir auffällige Spieler melden", so die Croupière.

Schwindlig werde es ihr nicht wenn sie sieht, um welche Geldbeträge es an ihren Tischen manchmal geht. "Für mich ist das meine Arbeit und ich denke nicht darüber nach, wenn ich nach Hause gehe", sagt Örtel. Den Kontakt mit den Menschen schätzt sie derweil besonders. "Es macht einfach Freude, wenn die Gäste zufrieden rausgehen. Egal, ob sie gewinnen oder mal verlieren. Manche bedanken sich und ich werde auch manchmal als Glücksfee bezeichnet. Das sind schon Dinge, die Spaß machen."
Spaß am Spiel hat Örtel auch außerhalb der Arbeitszeit. Vor allem Kartenspiele haben es der 48-Jährigen angetan. "Ich kann gar nicht sagen warum, aber das war schon immer meins." Ganz egal, ob ein klassisches, einfaches Mau-Mau oder auch Neuerscheinungen. Auch eine Spielbank besucht sie gelegentlich privat, was für sie als Mitarbeiterin aber nur außerhalb Bayerns möglich ist. In den neun Spielbanken im Freistaat dürfen Örtel und ihre Kolleginnen und Kollegen selbst nicht spielen. "Ich kenne dabei mein Limit", sagt sie lächelnd.

Das freilich ist einer der Tipps, den sie neuen Gäste stets geben würde. Außerdem: "Erstmal sollten die Regeln ganz klar sein. Und dann kann man ja vielleicht auf eine Glückszahl wie einen Geburtstag setzen, um reinzukommen." Auf jeden Fall, sagt Örtel, gewinne nicht immer das Haus. "Das ist mit Sicherheit nicht so. Und es freut uns ja auch, wenn Gäste glücklich nach Hause gehen und wieder kommen."
Die Corona-Pandemie traf die Spielbank Bad Kissingen mit voller Wucht
Dass sie wieder kommen dürfen, ist in der Spielbank keine Selbstverständlichkeit mehr. Nach Ausbruch der Corona-Pandemie war für etliche Monate komplett geschlossen. Erst langsam und schleppend lief der Betrieb unter Auflagen wieder an.
Auch für Örtel war diese Zeit nicht einfach. "Es ist natürlich total ungewohnt, nichts tun zu dürfen. Da hatte ich schon Sorgen und Ängste, wie es weitergeht." Lange war sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen in Kurzarbeit. Inzwischen gilt in der Spielbank bei beschränkt zugelassener Auslastung und Hygienestandards wie Plexiglasscheiben an den Spieltischen die 2G-Regelung.
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