Der Chefsessel im Luitpold-Casino ist ab sofort wieder besetzt. Platz darauf nimmt eine Frau, die vorher 38 Jahre bei der Bundeswehr gearbeitet hat, die meiste Zeit davon in Hammelburg und Wildflecken: Marina Klein aus Obererthal wurde am Donnerstag offiziell als neue Direktorin der Spielbank Bad Kissingen eingeführt. "Wenn mir jemand im Januar gesagt hätte, dass ich im Dezember die Spielbank in Bad Kissingen leite...", sagt sie. Sie hätte es nicht geglaubt. Mit der Tätigkeit in einer Spielbank hatte sie bislang keine Berührungspunkte. Trotzdem entschied die 57-Jährige, sich noch einmal einer neuen Herausforderung zu stellen.
Sie wurde darauf aufmerksam gemacht, dass das bayerische Finanzministerium die Stelle ausgeschrieben hatte. "Ich habe nie etwas mit einer Spielbank am Hut gehabt, aber das Anforderungsprofil hat gepasst." Den Spielbetrieb muss sie im Detail zwar erst kennenlernen, aber Personal zu führen, öffentlich aufzutreten und Veranstaltungen zu organisieren, das kennt sie von der Bundeswehr. "Da habe ich viel Freude und Spaß daran", sagt sie. In den nächsten Wochen will Klein auf die Mitarbeiter zugehen, Abläufe zeigen lassen und Probleme kennenlernen. "Mein Ziel ist, spätestens bis Ende des ersten Quartals 2019 die Brennpunkte aufgenommen zu haben, mich eingearbeitet zu haben und dann in die Tiefe zu gehen", sagt sie.
Bei der Einarbeitung unterstützen sie die eigenen Mitarbeiter, die Zentrale der Lotterieverwaltung in München sowie Nikolaus Bartl, Chef der Spielbank in Lindau. Bartl hatte sich seit dem Abschied von Heidrun Vorndran im Juli vorübergehend um das Kissinger Haus gekümmert.
Zehn Jahre Personalleiterin
Klein stammt gebürtig aus dem Landkreis Haßberge. Direkt nach dem Abitur begann sie ihre Ausbildung in der Bundeswehrverwaltung. In den vergangenen zehn Jahren war sie als Personalleiterin verantwortlich für 1000 Zivilangestellte in Hammelburg und Wildflecken. Zuletzt leitete Regierungsamtsoberrätin außerdem kommissarisch das Dienstleistungszentrum der Bundeswehr auf dem Lagerberg.
Derzeit kein À-la-carte-Essen
Klein habe im Bewerbungsverfahren als Beste hervorgestochen. "Sie hat bei der Bundeswehr viele Aufgaben wahrgenommen, die sie befähigen, hier einzusteigen", lobt Friederike Sturm, Präsidentin der Staatlichen Lotterieverwaltung. Die Behörde ist dem Finanzministerium unterstellt und für die neun staatlichen Spielbanken in Bayern zuständig.
Das Amt einer Spielbankdirektorin sei zwar schön, aber schwierig. Es handle sich um keine reine Verwaltungstätigkeit. Eine Direktorin müsse sich mit den entsprechenden Spielbankgesetzen und Verordnungen auskennen, müsse Eventmanager sein und Kümmerer für die Sorgen der rund 60 Mitarbeiter. Auch das Geschäftsumfeld hat es in sich: Spielhallen und Glücksspiel im Internet machen den staatlichen Einrichtungen das Leben schwer. "Es ist nicht einfach, eine Spielbank voranzubringen", sagt Sturm.
Die neue Direktorin hat bereits die erste schwierige Herausforderung vor der Brust: Wie geht es mit dem Spielbankrestaurant Luitpolds weiter? Vor Kurzem wurde bekannt, dass ein Teil der hessischen Howa-Gastronomiegruppe insolvent ist. Zu dieser Gruppe gehört auch der Pächter des Luitpolds, der aktuell von der Insolvenz nicht betroffen ist. Klein sagt: "Das ist eine riesen Aufgabe. Da gibt es zwingend Reaktionsbedarf in der Kommunikation mit den Gästen." À-la-carte-Essen werde im Moment nicht angeboten, gebuchte Veranstaltungen und Catering finden hingegen statt. Klein hofft, dass zügig eine Lösung für das À-la-carte-Geschäft gefunden wird, gleiches gilt auch für den Umgang mit Kunden, die Gutscheine besitzen. Die Howa ist seit 2010 der vierte Pächter der Casino-Gastronomie.
Strahlkraft für die Region
Vertreter der kommunalen Politik betonten auf Kleins Amtseinführung den Stellenwert, den die Spielbank für Stadt und Landkreis Bad Kissingen einnimmt. "Sie ist ein Aushängeschild, ein Renommée-Faktor und ein Kulturmäzen. Sie gehört zu Recht zu den Kissinger Highlights", sagte Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD). Die Spielbank als Teil des Gebäudeensembles Luitpoldbad ist ein "Bonbon für Bad Kissingen" und eine "Visitenkarte für die Region", lobte Landtagsabgeordneter Sandro Kirchner (CSU). Landrat Thomas Bold (CSU) freute sich, dass ab sofort "wieder ein Gesicht mit der wichtigen Institution verbunden" werden kann.