Sie gilt laut Bundesgesundheitsministerium als eine der erfolgreichsten Apps weltweit: die Corona-Warn-App. Mittels QR-Code soll der Nutzer das Ergebnis eines Corona-Tests direkt auf die App erhalten. Und dies, so verspricht das Gesundheitsministerium, innerhalb von 72 Stunden. Doch die Warn-App, die Mitte Juni mit einigen Schwierigkeiten gestartet ist und den Staat bereits viele Millionen Euro gekostet hat, wird den Erwartungen noch immer nicht gerecht. Denn es gibt Probleme bei der Übermittlung der Testergebnisse.
Vielen Laboren fehlt schlicht die App-Anbindung. Die Entwickler schieben es auf die Labore, die spielen den Ball zurück. Dabei hatte die Politik zuletzt immer wieder betont, dass es mit der Anbindung vorangehe. "Die Anzahl der Labore, die PCR-Test durchführen, ist nicht statisch und verändert sich laufend", heißt es vom Bundesgesundheitsministerium. 90 Prozent der niedergelassenen Labore seien angeschlossen, so Regierungssprecher Steffen Seibert in der vergangene Woche. Nach Auskunft des Projektpartners Telekom gab es bundesweit im Oktober 165 niedergelassene Labore, die Corona-Tests auswerten.
Datenübermittlung ist viel Aufwand
Das Labor Rosler in Wildflecken (Lkr. Bad Kissingen) übermittelt bereits seit Juli die Ergebnisse von Corona-Tests direkt an die Warn-App. Damit war das Labor eines der ersten in Deutschland, das die Anbindung erfolgreich eingerichtet hat. "Der große Vorteil ist, dass der Patient sein Ergebnis unmittelbar auf das Smartphone bekommt", sagt Laborleiter Eduard Rosler. Wer sich auf Corona testen lässt, wartet normalerweise ein paar Tage, bis er das Ergebnis erhält. Mittels App gehe die Übermittlung schneller, sagt Rosler. Die Daten stünden dann der Allgemeinheit zur Verfügung.
Allerdings wird das Ergebnis nur übermittelt, wenn der Patient damit einverstanden ist und es wünscht: "Dazu muss man auf dem Formular einen Haken oder ein Kreuzchen machen", erklärt Rosler. Andernfalls werden die Daten nicht an die App übertragen." Für die Labore sei die Übermittlung mit viel Aufwand verbunden. "Wir mussten die Software besorgen und eine eigene Schnittstelle einrichten", so Rosler. Bei der Datenübertragung selbst gebe es auch immer wieder Probleme.
Etwa 36 Labore seien nicht an die App angebunden, sagt Dr. Andreas Bobrowski, Vorsitzender des Berufsverbands Deutscher Laborärzte (BDL). Warum? Bobrowski vermutet, dass es sich um kleiner Labore handelt, die ohnehin nicht viele Corona-Test durchführten. Grundsätzlich sei die Anbindung freiwillig, so das Gesundheitsministerium. Laut Recherche des ARD Hauptstadtstudios sind auch viele Krankenhauslabore nicht an die App angebunden.
Der BDL-Vorsitzende sieht die App dennoch als sinnvolle Form der Kontaktverfolgung - besonders angesichts der rasant steigenden Infektionszahlen und der Überforderung vieler Gesundheitsämter. "Die Corona-Warn-App hat bereits gute Dienste geleistet", so Bobrowski. "Aber es ist noch sehr viel Luft nach oben." Das Eingrenzen von Hotspots bereite den Gesundheitsämter immer größere Probleme. "Wenn mehr Leute die App nutzen würden, hätten wir einen besseren Überblick über das Infektionsgeschehen."
Und, so der Vorsitzende der Laborärzte: "Es wäre ein großer Vorteil, wenn man sich mit Hilfe der App seinen Befund noch ausdrucken könnte." Auch Laborleiter Eduard Rosler wünscht sich, dass noch mehr Leute die App nutzen - und vor allem "dass alle das Kreuzchen für die Datenübermittlung machen".