Die in Schildeck entworfenen und gebauten Campervans der Firma Rhöncamp sind derzeit auf der Caravanmesse 2023 in Düsseldorf zu sehen. Mit Blick auf die Zahlen im Vorjahr verspricht man sich bei der Ausstellung erneut rund 230.000 Besucher.
Firmenchef Mario Volklandt spricht in einem Telefonat mit dieser Redaktion weiter von Expansion. So habe er seinen Stand mit einer Fläche von 150 Quadratmetern, gegenüber 2022, auch um ein Drittel vergrößert.
Luftigere Grundrisse
Dort zeigt er, wie er sagt, Ausbauten des VW-Bus, aber auch neue Entwürfe auf Mercedes Sprinter und Vito. Fleißig habe man an den Grundrissen getüftelt. Der Trend gehe bei der Einrichtung der Vans in Richtung "Luftigkeit".
So werde im Kastenwagen-Segment zugunsten größerer Betten und Sitzgruppen inzwischen öfter auf den Einbau einer Nasszelle verzichtet. Das verschaffe den Fahrzeugen durch mehr Stauraum zusätzliche Alltagstauglichkeit und trage dem Umstand Rechnung, dass "die Leute immer mehr in den Urlaub mitnehmen" (Volklandt).
Seit vergangenem Jahr wird die Entwicklungsabteilung der Firma in Schildeck durch Maximilian Volklandt (23) verstärkt. Der Sohn des Chefs (54) ist als studierter Architekt in die Firma eingestiegen. "Es ist schwerer geworden", beschreibt der Firmengründer die aktuelle Marktlage bei Wohnmobilen. Daran habe die Zurückhaltung beim Konsum, unter Eindruck der gestiegenen Zinsen, ihren Anteil. Zuletzt hatte Corona der Branche mit den Einschränkungen bei Fernreisen und in der Gastronomie einen anhaltenden Schub verliehen.
Dennoch sei ihm für seine Firma auch mit Blick auf ein mögliches Ende des Booms nicht bange, sagt Volklandt. Denn anders als die großen Wohnmobile, "die den Großteil des Jahres im Garten stehen", seien die kompakteren Vans vielseitiger einsetzbar.
Sein Unternehmen profitiere von der Kreativität der Mitarbeiter, dank denen man schnell auf Entwicklungen des Marktes reagieren könne. Dies brächten die in Düsseldorf präsentierten Modelle zum Ausdruck. Aktuell betrage die Lieferzeit bei Standardfahrzeugen drei bis sechs Monate, bei exklusiven Fahrzeugen bis zu 1,5 Jahren.
Mit Blick auf den Senkrechtstart seines Werkes in Schildeck versprüht Volklandt Selbstbewusstsein. So sei die Zahl der Mitarbeiter seit Aufnahme der Produktion am neuen Standort im Jahr 2021 von elf auf aktuell 60 angestiegen.
500 Fahrzeuge im Jahr
Von 2022 auf 2023 habe man die Zahl der produzierten Fahrzeuge auf 500 jährlich erhöht. "Damit haben wir das für 2025 gesteckte Produktionsziel bereits jetzt erreicht", freut sich Volklandt.
Als vergleichsweise kleiner Hersteller und einer Produktpalette, die von Sanitätskabinen bis zu Mannschaftswagen reicht, sei sein Unternehmen breit aufgestellt. Falls der Neuwagen-Markt um zehn Prozent schrumpft, bedeute dies bei ihm ein Minus von 50 Vans, rechnet er vor.
"Das ist verkraftbar", findet Volklandt. Anders als bei den großen Herstellern, fügt er an. Denn: "Wenn wir Schnupfen haben, dann haben die Fieber", sagt er. Seit den 35 Jahren, in denen er in der Branche arbeitet, habe es ein stetes Bergauf und Bergab gegeben.
Aber dann sei ja da auch noch die Diskussion ums Klima, sagt er. In Sachen Nachhaltigkeit sieht Volklandt die Campingbranche besser aufgestellt als die Anbieter von Flugreisen und Kreuzfahrten.
Workshops für Selbstausbauer auf der Messe
Alles in allem bauen die Veranstalter der Messe in Düsseldorf auf eine Festigung des Marktes. So gibt es dort spezielle Aktionen für Camping-Starter und Workshops für Selbstausbauer zur Umgehung von Lieferfristen.
Noch will Volklandt gegenüber dieser Redaktion seine weiteren Schritte zur Expansion in Schildeck nicht verraten. Als bemerkenswert bezeichnet er das Interesse von Reisenden, die einen Blick auf das Firmengelände nahe der Autobahnauffahrt Bad Brückenau/Wildflecken mit den dort produzierten Wohnmobilen werfen. Ein Segen sei für die Firma die neu errichtete Tankstelle neben dem Werk, für die viele Touristen von der Autobahn abfahren.
Weiter werde die Zahl der Besucher zunehmen, wenn sich das Gewerbegebiet weiter mit Betrieben füllt. "Ein Imbiss wäre wünschenswert", sagt Volklandt.
Zurückgestellt hat der Unternehmer angesichts der zurückliegenden Produktionssteigerung erst einmal seine Beratung von Kommunen bei der Errichtung von Stellplätzen. Es bleibe erklärtes Ziel einiger Produzenten, nicht nur Fahrzeuge auf den Markt zu werfen, sondern auch die Schaffung von Stellplätzen zu fördern. In der Rhön sei die Lage gar nicht schlecht. Mit Blick auf den Raum Bad Brückenau spricht Volklandt von einer regen Nachfrage und einem angemessenen Angebot.