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Bad Kissingen
Beim Unfall in Bad Kissingen: Feuerwehrleute wollen helfen - plötzlich werden sie beleidigt und angepöbelt
Die Situation am Sonntagabend am Ostring war komplex. Warum Einsatzkräfte und Polizeibeamte bei solchen Einsätzen auch mal auf Gegenwehr stoßen.
Komplizierte Verkehrssituation am Sonntagabend: Ein Anhänger hatte sich vom Zugfahrzeug gelöst, war über die Fahrbahn gerollt und hatte Fahrzeuge beschädigt.
Foto: Harald Albert | Komplizierte Verkehrssituation am Sonntagabend: Ein Anhänger hatte sich vom Zugfahrzeug gelöst, war über die Fahrbahn gerollt und hatte Fahrzeuge beschädigt.
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 09.02.2024 04:34 Uhr

Dass die Kräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst bei ihren Einsätzen gelegentlich beschimpft und angepöbelt werden, hört man immer wieder. Am Sonntag war das auch in Bad Kissingen offensichtlich der Fall, als gegen 18 Uhr Polizei und Feuerwehr zu einem größeren Unfall an der Ostring-Kreuzung (Kapellenstraße/Münnerstädter Straße) gerufen worden waren. Die Feuerwehr berichtete am Sonntagabend in einem facebook-Post von "Schimpfwörtern" und "Kraftausdrücken". Wir fragten nach.

Das Geschehen an der Kreuzung war recht komplex, weil laut Polizeibericht mehrere Fahrzeuge in Mitleidenschaft gezogen wurden. Eigentlich hatte ein Mann mit seinem Auto plus Anhänger vom Ostring aus nach rechts in die Münnerstädter Straße abbiegen wollen. Doch offenbar noch bevor er die Ampelkreuzung erreichte, hatte sich sein Anhänger hinter ihm selbstständig gemacht, hatte drei Fahrzeuge auf der benachbarten Fahrspur touchiert und war dann auf einen Bus aufgefahren.

Einsätze mussten sondieren und dann reagieren

Die Einsatzkräfte mussten zunächst sondieren, was passiert war und dann dafür sorgen, dass kein Verkehrschaos entstand. Denn genau zu dieser Zeit hatten sich auch Ausstellerinnen und Aussteller nach Ende der Abenteuer & Allrad vom Messegelände aus mit ihren Fahrzeugen auf den Heimweg gemacht.

Die Insassen der beteiligten Fahrzeuge hätten wohl einen Schock erlitten, aber zum Glück sei niemand verletzt worden, sagt Stadtbrandinspektor Harald Albert im Gespräch mit dieser Redaktion. Dass der Bus den abwärtsfahrenden Anhänger stoppte, habe Schlimmeres verhindert, glaubt Albert und meint damit, dass keine Personen schwer verletzt wurden.

Bei dem Unfall am Sonntag entstand an zwei Fahrzeugen Totalschaden.
Foto: Harald Albert | Bei dem Unfall am Sonntag entstand an zwei Fahrzeugen Totalschaden.

Weil die Kreuzung dann "total blockiert" war, mussten Polizei und Feuerwehr "verkehrslenkende Maßnahmen" vornehmen, schildert der Stadtbrandinspektor die Situation. Konkret bedeutete dies, dass man für eine Stunde die Fahrbahn des Ostrings von der Kreuzung Reiterswiesen/Helios-Klinik bis zur Kreuzung Kapellen-/Münnerstädter Straße einseitig sperrte.

Gegenwind für die Feuerwehrleute

Die meisten Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer hätten das akzeptiert, sagt Albert. Doch die Feuerwehrleute bekamen auch heftigen Gegenwind zu spüren: Ein Mann sei mit dem BMW einfach durch die Absperrung gefahren, auf die Gegenfahrbahn eingebogen und dann die Bergmannstraße mit Karacho 'runter gebrettert, schildert Albert die Situation.

"Der Deutsche beharrt auf seinem Recht."
Stadtbrandinspektor Harald Albert

Ein Taxifahrer habe kategorisch erklärt, dass er aber jetzt sofort in die Stadt weiterfahren müsse. Als man ihm die Sachlage vonseiten der Feuerwehr erläuterte, habe er plötzlich wütend gesagt: "Sie haben gerade Du zu mir gesagt, ich zeige Sie an!" Ein anderer Autofahrer habe zu einem Feuerwehrkollegen gesagt: "Bloß weil Sie eine Uniform anhaben, führen Sie sich hier auf!" Etliche seiner Kolleginnen und Kollegen, die bei dem Einsatz dabei waren, hätten ihn später angesprochen und ermuntert, von den Geschehnissen auf facebook zu berichten, sagt Albert.

Der Auftrag lautete, die Straßen abzusichern

Dass Menschen, die in ihrer Freizeit zu einem Unfall kommen und ehrenamtlich helfen, derart beschimpft werden, nennt Albert in seinem Online-Post eine "Riesensauerei". Schließlich hätten diese am Sonntag den Auftrag gehabt, die Straßen abzusichern, um letztendlich ein Verkehrschaos zu vermeiden. Man könne zwar verstehen, dass am Sonntag bei der großen Hitze vielleicht nicht jeder im Auto gut gelaunt war, so Albert. Feuerwehrleute anzupöbeln sei aber definitiv keine Lösung.

Dass Menschen am Steuer auf Ordnungs- und Rettungskräfte nicht mehr mit Rücksicht reagieren, komme öfter vor, sagt Albert und gibt ein anderes Beispiel: Wenn ein Fahrzeug mit Sondersignal hinter einem im Rückspiegel in Sicht kommt, weichen Autofahrer mit ihren Fahrzeugen normalerweise seitlich aus. Er habe aber auch schon beobachtet, wie ein Auto mit Bootsanhänger sich erst recht noch vor einem Notarztwagen in den Verkehr zwängte.

Dass Feuerwehrleute im Einsatz angepöbelt werden, ist für Stadtbrandinspektor Harald Albert eine 'Riesensauerei'.
Foto: Archiv Robert Huger | Dass Feuerwehrleute im Einsatz angepöbelt werden, ist für Stadtbrandinspektor Harald Albert eine "Riesensauerei".

Sind manche Autofahrer im Verkehr überfordert? Schauen sie, wenn sie am Steuer eines Wagens sitzen, nicht in den Rückspiegel? Albert ist ratlos und zieht den Schluss: "Der Deutsche beharrt halt auf seinem Recht."

50.000 Euro Gesamtschaden

Weil die Ausstellerinnen und Aussteller mit ihren Fahrzeugen gerade von der Messe wegfuhren, hätten Autofahrerinnen und -fahrer auch auf die Offroad-Messe geschimpft, sagt Albert. Und dabei sei der Messeverkehr während der vier Tage "super gelaufen", vor allem wegen des neuen Verkehrskonzepts, das einen zweiten Messeparkplatz in der Au vorsah.

"Der Egoismus in der Gesellschaft nimmt zu."
Florian Heuring vom Sachgebiet Verkehr der Polizeiinspektion

Florian Heuring, zuständig für das Sachgebiet Verkehr bei der Polizeiinspektion Bad Kissingen, spricht auf Anfrage dieser Redaktion von einem "schwerwiegenden Unfall", was den Schaden (insgesamt 50.000 Euro) und die Verkehrssituation am Ostring angeht. Die Kreuzung Kapellenstraße/Münnerstädter Straße ist, seinen Angaben zufolge, sowieso ein Hauptknotenpunkt im Bad Kissinger Stadtverkehr.

Straßenverkehrsordnung besser beherzigen

Glücklicherweise seien wegen der Offroad-Messe mehr Beamtinnen und Beamte als sonst im Einsatz gewesen, so dass sich die Situation beherrschen ließ. Die Beamtinnen und Beamten vor Ort sind, seines Wissens nach, nicht persönlich angegangen worden, sagt Heuring. "Doch der Ton wird rauer, die Ungeduld größer", hat auch Heuring schon bei Einsätzen festgestellt. Aber es handle sich um Einzelfälle. Dennoch ist für ihn persönlich klar: "Der Egoismus in der Gesellschaft nimmt zu."

Wenn alle Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer den Paragrafen eins der Straßenverkehrsordnung (StVO) genau einhalten würden, kämen die Menschen auf den Straßen prima miteinander zurecht, sagt Heuring und zitiert: "Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht. Jeder Verkehrsteilnehmer hat sich so zu verhalten, dass kein anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird."

 
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  • M. S.
    Solche Vorfälle gehören konsequent angezeigt! Allerdings braucht es dann auch Gerichte die so einer Anzeige nachgehen und den Verursacher zur Kasse bitten.

    Oft genug wird solchen Anzeigen nicht nachgegangen (siehe Beleidigungen im Internet etc.). Wenn solche Verfahren nämlich eingestell werden oder nicht nachgegangen wird fühlen sich die Täter am Ende noch im Recht.
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  • H. H.
    Tjaja, der § 1 der StVO -

    und man braucht noch nicht mal ein Kraftfahrzeug zu führen, um sich da (kräftig) drüber hinwegzusetzen nach dem Motto "macht nix wenn ich mich nicht dran halte, solange es nur die blöden anderen tun und auf mich Rücksicht nehmen".

    Man soll zwar niemandem was Böses wünschen, aber zu wünschen dass doch bitte diese "kreativen Denker/innen" aufeinandertreffen mögen statt den (...) anderen mit ihren Vorstellungen auf den Wecker zu gehen, sollte ja wohl nicht darunterfallen?! XD
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  • A. K.
    Das mit dem Anpöblen ala "nur weil du eine Uniform anhast, denkst du, dass du jetzt machen kannst was du willst" haben wohl schon viel Feuerwehrler gehört, die irgendwie verkehrslenkend im Einsatz waren. Das kommt immer wieder vor. Die Pöbler sind männlich, und meist im gesetzten Alter.
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  • f. p.
    @hentinger

    Schon merkwürdig was Sie für Gedanken vorbringen. Es geht einfach nicht, wenn man die Regeln der Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr missachtet. Die Feuerwehr ist übrigens eine freiwillige Mannschaft und muss sich sehr viel dummes Zeug anhören und genau dies lese ich leider in Ihrem Kommentar.SORRY❗❗
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  • M. B.
    Mich wundert da nichts mehr! Und das anpöpeln/beleidigen von Rettungskräften ist irgendwo auch nichts neues. Bin 1979 in eine Freiwillige Feuerwehr eingetreten und war auch beim THW als Helfer im Einsatz. Angemacht wurde ich Persönlich schon immer mal bei Einsätzen. Lediglich die Hemmschwelle scheint gesunken zu sein. Also das Menschlein ist wohl so WARUM auch immer!
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  • P. W.
    als ich vor 40 Jahren den Führerschein bekam, hat mir mein Fahrlehrerfolgendes gesagt: "Der Führerschein ist nur das Dokument dafür, dass du Auto fahren darfst. Ob du Auto fahren KANNST, wird sich zeigen." Fahrer, die Unfallhelfer anpöbeln und beschimpfen, dürfen nur Auto fahren. Aber sie können es nicht
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Hoffentlich ist das Kennzeichen des BMW Fahrers vorhanden und erhält eine Anzeige. Egofahrer ohne jegliches Einfühlungsvermögen und Straßenordnungskenntnisse braucht keine Mensch! Hier gehört der Führerschein erstmal entzogen und eine erneute Führerscheinprüfung angeordnet.
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  • D. E.
    Ungeeignet zum Führen eine Fahrzeugs. Führerschein sofort einziehen.

    Polizei müsste das Recht haben Führerschein einzuziehen und Autofahrer kann sich ihn am nächsten Tag auf der Polizeistelle abholen.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Wenns zu übel wird - Führerscheine einziehen!
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  • M. S.
    alles zur Anzeige bringen
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  • S. K.
    auf den Straßen herrscht Krieg
    je größer die Karre
    desto mehr Sonderrechte nehmen sich die Fahrer raus...

    ich hätte alle Pöbler rausgezogen
    und zu einer Woche Arrest verurteilt...
    ich weiß auch das sowas nicht geht
    aber mir schwillt der Kamm wenn ich jeden Tag sehe
    was draußen los ist...
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  • B. S.
    Nur noch verrück.. und wenn es heiß ist besonders.
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