Bad Kissingen

Begegnungen mit einem Bad Kissinger Bildhauer

Auf Valentin Weidner trifft man in Bad Kissingen heute noch auf Schritt und Tritt. Dabei ist der zu seiner Zeit regional sehr erfolgreiche Bildhauer bereits seit 100 Jahren tot.
Valentin-Weidner-Platz: ehemaliges Wohnhaus mit Gartenpavillon.Foto: Siegfried Farkas       -  Valentin-Weidner-Platz: ehemaliges Wohnhaus mit Gartenpavillon.Foto: Siegfried Farkas
| Valentin-Weidner-Platz: ehemaliges Wohnhaus mit Gartenpavillon.Foto: Siegfried Farkas

Wer in Bad Kissingen nach Spuren von Valentin Weidner sucht, kann fast schon im Übermaß fündig werden. In der Stadt und darum herum finden sich noch viele Werke des akademischen Bildhauers, dem seine Arbeit zumindest ein kleines Vermögen eingebracht hat. 2019 bietet einen guten Anlass, auf seine Spuren vor Ort zu blicken, denn der 1848 in Würzburg geborene Weidner ist vor 100 Jahren gestorben.

In Bad Kissingen finden sich viele Belege für die herausgehobene Bedeutung, die Weidner als Bildhauer und als Bürger in der Stadt genoss. Da ist der Valentin-Weidner-Platz. Er wird dominiert von Weidners stattlichem ehemaligen Wohnhaus, zu dem auch ein ungewöhnlicher Garten- oder Atelierpavillon in orientalisierendem Stil gehört.Beim Rakoczy-Fest hat Bad Kissingen auch punktuell an den Mann erinnert, dem in seinen letzten Lebensmonaten noch die Ehrenbürgerwürde der Stadt zugesprochen wurde. Weidner wusste zwar von der ihm zugedachten Würdigung. Die förmliche Übergabe der Ehrenbürgerurkunde erlebte er aber nicht mehr. Er starb am 1. April 1919. Verdient hatte er sich die Ehrenbürgerwürde vermutlich nicht nur durch seine Arbeit als Bildhauer , sondern für sein bürgerschaftliches Engagement. Weidner wirkte 17 Jahre lang als stellvertretender Feuerwehrkommandant, weshalb er bei Rakoczy in historischer Feuerwehruniform dargestellt wurde. Darüber hinaus war er viele Jahre im Kissinger Gemeindekollegium beziehungsweise im Stadtmagistrat tätig.

Nicht unumstrittem

Nach den Angaben der Online-Enzyklopädie Wikipedia hat Valentin Weidner einer Familienüberlieferung gemäß bei Ferdinand Miller dem Älteren studiert, aus dessen Werkstatt nicht nur die Bavaria in München, sondern auch das König-Ludwig-I.-Denkmal in Bad Brückenau stammt. Akademischer Bildhauer sei Weidner nach dem Abschluss gewesen und in der Folge von dem Bildhauer Michael Arnold nach Kissingen geholt worden.Wiewohl geschäftlich unbestritten sehr erfolgreich, war und ist Weidner künstlerisch nicht unumstritten. Bei der künstlerischen Inneneinrichtung der Herz-Jesu-Kirche traf Weidner auf Georg Dengler. Der war Domvikar in Regensburg, Kunstreferent dieses Bistums und in Kissingen für die Errichtung der Altäre zuständig. Er soll Vorbehalte gegen Weidner gehegt haben, heißt es auf Wikipedia . Dessen Figuren erinnerten ihn an "Mehlsäcke", überhaupt wirkten sie "kalt und langweilig".

Künstlerisch nicht unumstritten

Was von solchen Einschätzungen zu halten ist, dazu kann sich jedermann heute noch in Bad Kissingen ein eigene Meinung bilden. Arbeiten von ihm finden sich auf relativ kleinem Raum in großer Zahl. Etliche Grabmäler und ein markantes Kruzifix auf dem Kapellenfriedhof stammen ebenso von ihm, wie Grabmäler auf dem jüdischen Friedhof. Wer durch Kissingen wandelt stößt etwas abseits der Maxstraße in Höhe der VHS auf die Flora-Statue. Die Ignatius-Gropp-Büste am Gropphaus (Marktplatz) stammt ebenso aus seiner Werkstatt wie die Ballingbüste im Ballinghain. Ein bisschen wandern müssen Freunde der Kunstgeschichte, wenn sie Weidners selten vorgestellte Wendelinstatue sehen wollen. Die Figur dieses Schutzpatrons der Hirten, Bauern und Landarbeiter steht im Bereich Am Wendelini im Wald unweit des Ehrenfriedhofs oberhalb des Stationsbergs. Wie Weidner sich selbst gesehen hat, zeigt ein Detail der Ausstattung der Herz-Jesu-Kirche. In der Vorhalle des Haupteingangs der katholischen Stadtpfarrkirche hat Weidner laut Kissingen-Band der Reihe Denkmäler in Bayern vier für den Bau der Kirche bedeutsame Männer dargestellt: den Stadtpfarrer Andreas Dietz, den Architekten Karl von Leimbach, den Bauleiter Anton Hurt und sich selbst. Auf dem Selbstbildnis trägt Weidner noch nicht den markanten Bart späterer Jahre.

Siegfried Farkas

 
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