"Ich würde gerne wissen, ob wir zwei uns heut' noch küssen." Wenn Sie auf diesen für einen Artikelanfang etwas gewagten Satz mit "Ich würde gerne wissen, was das soll", antworten, haben wir zwei die besten Voraussetzungen, um bei Michael Heppes ' neuem Lied mitzusingen. "Küssen" heißt die Nummer, und den Refrain haben Sie eben schon geübt.
Aufmerksame Beobachter der Musik- und Politikszene in Bad Kissingen wissen, "Küssen" ist nicht der erste Schritt des Rechtsanwalts, früheren OB-Kandidaten und ehemaligen Stadtrats in Richtung Musikbranche. Mit "Tätowiert", "Zweifellos", "Keine Sorgen" und "Bum Bum" hat der 56-Jährige zuvor schon vier solcher Schritte unternommen. Die neue Single soll jetzt aber nicht einfach nur den fünften setzen, sondern einen ganz besonderen. Hin zu mehr Professionalität.
Zwar habe der Spaß bei dem Projekt an erster Stelle gestanden. Und mit dem Song und dem Video dazu sei er auch sehr zufrieden. Was bei der Produktion herausgekommen ist "macht mich glücklich", fasst Heppes zusammen, "weil es mir entspricht." Trotzdem geht er diesmal weiter: "Ich will's schon wissen." Er habe einen Verlag, Siebenpunkt heißt der, und er habe einen Vertrieb. Das Video läuft auf Youtube , auf Spotify könne man die Nummer streamen, und über Amazon könne man sie kaufen. Natürlich sei auch die Investition eine größere als früher.
Nur für sich selbst hat Heppes sich die Arbeit also nicht gemacht. Er freue sich schon, wenn er seine Musik mit Menschen teilen könne, "die was damit anfangen können". Und die Hoffnung ist natürlich auch, dass sich möglichst viele Menschen finden, für die so ein Satz gilt.
Im Angebot hat Heppes für diese Menschen soliden Pop/Rock mit durchdachten deutschen Texten. Als Inspiration begreift der Liedermacher aus Bad Kissingen die Arbeit von Leuten wie Michy Reincke , Wolfgang Niedecken , Ulla Meinecke, Stefan Gwildis , Marius Müller-Westernhagen oder Spliff, "eben alles, was deutsche Texte mit einer gewissen Aussage hat". Sein Ansatz ist trotzdem ein eigener.
Authentizität sei ihm wichtig. Oftmals spiele selbst Erlebtes eine Rolle. Und der Anspruch an die eigenen Texte ist weit gespannt. "Substanz" sollen sie haben, "charmant" sollen sie sein, aber auch "nicht zu verkopft". Bei "Küssen" ist ihm das schon gelungen.
Für mehr Professionalität steht die neue Single nicht nur wegen der verbesserten Produktions- und Vertriebsbedingungen. "Küssen" ist auch Teil eines mehrstufigen Plans. Die nächste Single ist bereits geplant. Sie soll zur Weihnachtszeit folgen. Und eine dritte dann im nächsten Jahr mit der Veröffentlichung einer EP. Das ist ein kleines Album, das voraussichtlich insgesamt fünf Titel präsentieren wird.
Keine Reaktion von Radiosendern
Ein bisschen Unterstützung könnte Heppes auf dem Weg dahin aber schon noch brauchen. Nur, von einer Seite bleibt sie bislang aus. Dabei wäre gerade diese für einen Musiker , der der Welt zeigen will, was er draufhat, besonders wichtig. Die Radiostationen, das heißt in Heppes' Fall das, was er unter Heimatsendern versteht, hätten bis jetzt noch nicht reagiert, erzählt er. Die richteten sich wohl inzwischen alle nach dem Gesetz der Branche, dem Bedürfnis nach "Einheitsbrei".
Früher, erinnert sich der 56-Jährige, sei das noch anders gewesen. Da habe es noch "ein Radio der Vielfalt" gegeben.
Ein bisschen Zeit bleibt den Heimatsendern noch, um zu zeigen, wie vielfältig sie sind und wie offen für Eigenständiges aus dem eigenen Sendegebiet. Vielleicht hilft es, sich "Küssen" einfach mal anzuhören. Wir haben jedenfalls den Refrain bereits persönlich erprobt. "Ich würde gerne wissen, ob wir zwei uns heut' noch küssen", lautete die erste Frage bei einem Anruf daheim. Und die Antwort war nicht: "Ich würde gerne wissen was das soll." Kein schlechter Anfang. Oder?
Den Link zum Video finden Sie auf Youtube .
Siegfried Farkas