
Was ist eigentlich Kunst? Und warum kann mit ihr nicht jeder etwas anfangen? Malte Meinck, kreativer Kopf und überzeugter Bad Kissinger, versucht sich im Gespräch mit dieser Redaktion an einer Erklärung. Und macht sich Gedanken darüber, wie man die Distanz zwischen der Kunstwelt und dem Alltäglichen verringern könnte. "Kunst kann die Welt retten", ist er überzeugt. Warum?
Malte Meinck: Ich bin in erster Linie Gestalter. Es wird gerne differenziert zwischen freier und bildender Kunst, zwischen Kunsthandwerk und Design. Man kann diese Diskussion führen, ich halte sie aber für überholt. Auf Bezeichnungen wird oft zu viel Wert gelegt und in Schubladen gedacht. Deshalb spreche ich am liebsten von Gestaltung.
Meinck: Weg kann gar nichts. Weil wir in einer demokratischen Gesellschaft leben und sich jeder künstlerisch ausleben kann, solange er anderen nicht schadet. Ich würde mich nie über jemanden erheben, der das hobbymäßig tut. Auch das kann künstlerische Auseinandersetzung sein.
Meinck: Aber nicht alles ist gut und nicht alles hat Gehalt.
Meinck: Steckt eine Konzeption dahinter? Gibt es eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit einem Thema oder ist es mehr oder minder ein relativ zufälliges Produkt? Wenn man zum Beispiel einen Kurs im Bereich freie Malerei macht, wird sicherlich bei vielen Versuchen unter Anleitung etwas auf einer Leinwand herauskommen, das sehr harmonisch ist und das man sich an die Wand hängen kann. Aber das ist dann sehr kurzzeitig. Die Frage ist: Hat man sich künstlerisch, gestalterisch und handwerklich mit einem Thema auseinandergesetzt? Es kann jeder künstlerisch aktiv sein, es gibt aber große qualitative Unterschiede.
Meinck: Es gibt tatsächlich eine große Differenz. Zum Beispiel gibt es sehr gute Schmuckgestalter, die in ihrer Selbstdarstellung aber fast schon autistische Züge haben. Die stellen ganz tolle Sachen her, die aber nie den Weg in den Markt finden, weil die Produkte nicht entsprechend aufbereitet werden.
Meinck: Da würden wir aus der Kunstszene jetzt richtig Gegenwind bekommen, aber manchmal ist das so, ja. Flapsig ausgedrückt muss der Köder dem Fisch schmecken, nicht dem Angler. Wir haben grundsätzlich ein Vermittlungsproblem. Unterschiedliche gestalterische Disziplinen haben dabei Unterschiedliches erreicht. Im Möbel- und Produktdesign klappt es ja zum Beispiel sehr gut, vom künstlerischen Element zum fertigen Produkt in einem Katalog. Bei Schmuck ist es sehr differenziert, bei Kunst ist es manchmal gar nicht gewollt. Der klassische Künstler richtet sich nicht nach den Leuten.
Meinck: Deswegen ist Kunstunterricht wichtig, ist die Auseinandersetzung mit künstlerischer Gestaltung wichtig. Auch Museumsbesuche, Festivals, all das, was Menschen mit Kunst und Kultur in Berührung bringt. Aber das wird in unserer Gesellschaft zu wenig vermittelt. Andererseits sehe ich auch das Problem, dass viele Künstler sich der breiten Masse gar nicht annähern wollen. Ich gehöre zu der Fraktion, die eben nicht sagt: Ich mache das, muss es niemandem erklären und wenn die Leute keinen Zugang dazu finden, dann sind sie blöd. Ich glaube, dass für beide Seiten vieles einfacher wäre, wenn wir diese Lücken schließen und als Künstler transparenter arbeiten würden. Das würde uns auch gesellschaftlich nutzen.
Meinck: Ich habe einmal gesagt, dass Kunst und Kultur die Welt retten können. Ich glaube, wenn Gestaltung, Kunst und Kultur in unserer Gesellschaft einen größeren Stellenwert hätten, würden viele Dinge etwas anders ausschauen. Das fängt schon in der Schule an: Werken, Kunst und Sport bilden die Voraussetzung für motorische Fähigkeiten beziehungsweise die Gehirnentwicklung. Und die Kinder lernen, kreative Lösungen für Probleme zu finden. Auseinandersetzung mit Kunst schafft auch Toleranz, sich auf andere Meinungen einzulassen. Also all das, was uns gesellschaftlich heute leider manchmal fehlt.