Im September 2021 beschloss der städtische Bauausschuss, den alten Bebauungsplan Rinnerfeld aus dem Jahr 1998 zu ändern, nachdem ein Projektentwickler bei der Stadt angemeldet hatte, dass er das gesamte Wohngebiet städtebaulich weiterentwickeln will. Entstehen sollten demnach im Rinnerfeld nun 36 Wohneinheiten mehr als 1998 vorgesehen waren (damals nur 46). Das aktuelle, groß angelegte Projekt hatte jetzt Anwohnerinnen und Anwohner am Rinnerfeld auf den Plan gerufen. Sie sammelten rund 150 Unterschriften in ihrem Wohnviertel und wollten diese am Donnerstag, 25. November, an OB Dirk Vogel übergeben.
In einem offenen Brief an den OB hatten sie zudem formuliert, dass sie diese Pläne für ihr Wohnviertel "auf das Entschiedenste" ablehnen. Gleichzeitig signalisierten sie aber in dem Schreiben auch, dass sie sich nicht grundsätzlich gegen einen "moderaten, sich in die Umgebung einfügenden Bau neuer Wohnungen in der am Altenberg sonst üblichen Bauweise" wehren.
Am Donnerstag war das Rathaus Treffpunkt
Mit dem neu geplanten Baugebiet verlasse die Stadt ihr in der Wohnungsmarktanalyse 2019 postuliertes Ziel einer "moderaten, städtebaulich verträglichen" Verdichtung, heißt es in dem offenen Brief weiter. Die Bürgerinnen und Bürger fragten sich auch, wie die engen Straßen im Rinnerfeld den durch das Großprojekt stark anschwellenden Verkehr aufnehmen sollen und hatten errechnet, dass sich, nach Maßgabe der neuen Planung, fast doppelt so viele Menschen in den geplanten Wohngebäuden niederlassen würden als in der Planung von 1998 vorgesehen war.
Am Donnerstag trafen sich fünf Anwohnerinnen und Anwohner des Wohngebiets Rinnerfeld am Bad Kissinger Rathaus, um OB Vogel eine Unterschriftenliste und den offenen Brief zu überreichen. Doch dann liefen die Gäste mit ihrem Anliegen im Rathaus überraschenderweise offene Türen ein. Denn dort erfuhren sie, dass die aktuellen Planungen fürs Rinnerfeld bereits an die Dimensionen des Bebauungsplans von 1998 angepasst wurden. Nach Angaben von OB Vogel heißt dies, dass jetzt nur 46 Wohneinheiten dort geplant sind.
Laut Vogel habe es vor einiger Zeit Zwischengespräche mit dem Investor gegeben. Dabei habe sich herauskristallisiert, dass es bereits eine neue, kleinere Planung gibt, die in etwa dem entspreche, was 1998 fürs Rinnerfeld festgelegt wurde. Auch die beiden Tiefgaragen, die in der neuen Planung vorgesehen waren, werden nun nicht gebaut, sagte der Oberbürgermeister.
Projektentwickler stammt aus Kitzingen
Er hatte sich mit den Anwohnerinnen und Anwohnern eine Dreiviertelstunde lang im Sitzungssaal zusammengesetzt und ausgetauscht. Er nehme die Argumente ernst, die die Bürgerinnen und Bürger vorbringen, sagte er. Zudem finde er gut, dass die Anwohnerinnen und Anwohner sich nicht kategorisch einer Bebauung des Wohnviertels entgegenstellen, sondern den Plänen der Stadt, beziehungsweise des Investors positiv gegenüberstehen, sollten diese moderat und der Umgebung angepasst sein. Er nahm zudem die Unterschriftenliste und den offenen Brief entgegen.
Was den Projektentwickler angeht, fanden die Anwohnerinnen und Anwohner heraus, dass es sich um die J-Werk GmbH & Co. KG (Kitzingen) handelt. Recherchiert man im Internet die Struktur dieser Gesellschaft, findet man dort, dass eine "J-Werk BK Rinnerfeld GmbH" mit Sitz in Kitzingen am 21. Oktober 2021 ins Handelsregister eingetragen wurde. Geschäftsführer ist Klaus Kosmas Abert, der Prokurist heißt Jürgen Wörz. Der Gesellschaftsvertrag datiert bereits vom 8. Juli 2021.
Schönes Beispiel für eine win to win Situation!