Auch Brummifahrer Karl-Heinz Stephani aus Jena ließ sich nicht lange bitten und trug sich in die Liste ein. „Bei uns fehlen massenhaft Stellflächen für Lastwagen“, weiß er aus täglicher Erfahrung. Derzeit fehlen in Bayern laut Bundesverkehrsministerium rund 2200 Lkw-Parkplätze an Autobahnen, informierte Georg Liebl, ver.di-Fachsekretär für das Speditions- und Logistikgewerbe. Bis Ende 2010 sei die Fertigstellung von 850 Stellplätzen geplant. „Das ist löblich und gut, aber dennoch aus unserer Sicht zu wenig, um die angespannte Parkplatzsituation wirksam zu entschärfen“, betonte er.
Bundesweit sieht die Lage nach seinen Worten noch schlechter aus. Täglich suchten etwa 500 000 Lkw-Fahrer Parkplätze, um ihre streng vorgeschriebenen Pausen einzuhalten. Nach Angaben der Bundesregierung stünden aber nur 41 000 Stellflächen auf Autobahnraststätten und -parkplätzen sowie Autohöfen und in der Nähe der deutschen Fernstraßen zur Verfügung. „Es ist ein Skandal, dass die Lkw-Fahrer von der Politik im Regen stehen gelassen werden“, kritisierte Liebl.
Der Ausbau zusätzlicher Parkmöglichkeiten erfolge seiner Ansicht nach im Schneckentempo. Aus der Not heraus parkten die Brummifahrer oft verkehrsgefährdend an den Ein- und Ausfahrten der Rastplätze. Zunehmend brumme die Polizei den Fahrern der Laster deshalb Bußgelder und Punkte in der Flensburger Verkehrssünderdatei auf. Als Beleg legte Liebl einen erst vor wenigen Tagen erteilten Bußgeldbescheid in Höhe von 93,50 Euro und den Eintrag von zwei Punkten im Verkehrszentralregister vor. Die Zahl der geahndeten Verstöße wegen Falschparkens nehme rasant zu.
Auch abseits der Autobahnen werden die Parkplatzsuchenden oft enttäuscht, erklärte Liebl. Lkw ab 7,5 Tonnen dürften zwischen 22 und sechs Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen nicht regelmäßig innerhalb geschlossener Ortschaften, in Wohn-, Erholungs- und Kurgebieten parken.
Fernfahrer Karl-Heinz Stephani kennt die prekäre Situation zur Genüge. Er selbst wich schon einige Male mit seinem Sattelschlepper in Industriegebiete aus, wurde dort aber von Security-Personal vertrieben.
Insgesamt haben sich 177 Brummi-Fahrer in die ver.di-Liste eingetragen. „Ein einziger Lastwagenfahrer hat die Unterschrift verweigert“, erklärte Lieb auf Anfrage der Main-Post. „Aber insgesamt sind wir auf sehr große Zustimmung gestoßen. Auch die ausländischen Berufskollegen haben mitgemacht.“
Die Verständigung hat mit Händen und Füßen geklappt. Immerhin hatten die Gewerkschaftsvertreter Flugblätter in Russisch, Türkisch, Polnisch, Französisch und Englisch dabei. Liebl freut sich aber ganz besonders, dass gerade die deutschen Fahrer voll hinter den Bemühungen der Gewerkschaft stehen.