Wer in Bad Kissingen bei einer Behörde beschäftigt ist, hat beste Aussichten in stilvollem Ambiente zu arbeiten. Die Zahl der Amtssitze in besonderer Architektur ist in einem ehemaligen Weltbad einfach höher als in vergleichbaren Städten. Im stadtinternen Wettbewerb darum, wer seinen Dienst in der am geschmackvollsten gestalteten Umgebung versieht, galt früher oft das Wasserwirtschaftsamt in der Villa Hailmann als Favorit. Weil aber Kissingens alte Badehäuser nicht mehr ihrer ursprünglichen Bestimmung gemäß genutzt werden, setzten andere Gebäude an zu überholen.
Mit seiner Eröffnung im Oktober 2017 trat das Luitpoldbad ins architektonische Rampenlicht. Und bald wird man auch das Kurhausbad zum Kreis der Favoriten zählen müssen. Ab Mitte Dezember beginnt der Umzug der Bad Kissinger Dienststelle des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) dorthin.
34 Beschäftigte des LGL ziehen um
Die bereits in Bad Kissingen angesiedelten Beschäftigten des LGL arbeiten bis jetzt noch im ehemaligen Telekom-Gebäude an der Münchner Straße. 34 Frauen und Männer sind das nach Angaben von LGL-Pressesprecher Alexander Szumilas. Später einmal, im Endausbau, soll diese LGL-Dienststelle rund 100 Beschäftigte haben. Unter anderem, so Szumilas auf Anfrage, werde neben dem bereits vor Ort vertretenen "Institut für Kurortmedizin und Gesundheitsförderung und dem Bereich Förderwesen auch das Non-Food Zentrum vertreten sein".
Darüber hinaus sollen in der Zukunft "die Untersuchungen von Bedarfsgegenständen und von Blutalkohol in Bad Kissingen erfolgen". Die Labore werden aber "erst nach Fertigstellung des Neumannflügels" in der Kurstadt angesiedelt. Diese Fertigstellung sei "Ende 2021 zu erwarten".
Auch ein Littmannbau
Das Kurhausbad wurde nach den Plänen von Max Littmann errichtet und 1927 fertiggestellt. Bis 2014 war es als Badehaus geöffnet. Ziemlich genau 74 Monate nach der Schließung zieht jetzt wieder Leben in das denkmalgeschützte Gebäude ein. „In den Obergeschossen ist der weitaus größte Teil der Bauarbeiten abgeschlossen oder in der Fertigstellungsphase“, gibt eine Sprecherin des Finanzministeriums Auskunft. In diesem Bereich befinden sich die Büros der LGL-Mitarbeiter.
Im Untergeschoss und im Außenbereich sind die Arbeiten noch nicht so weit vorangeschritten. Auch im Neumannflügel herrscht noch Baulärm. „Alle Arbeiten befinden sich im Zeitplan“, sagt die Sprecherin. 56,9 Millionen Euro lässt sich der Freistaat den Umbau der beiden ehemaligen Kurbauten zur modernen LGL-Dienststelle kosten.
Architekten: Spannendes Ensemble
Die verantwortlichen Architekten Christian Teichmann und Erik Reitter geben einen Einblick ins Kurhausbad. „Das ganze Ensemble ist sehr spannend. Wir haben den Blick von den historischen Dampfbädern bis zu Hightech-Laboren“, sagt Teichmann. Die Postadresse für das Kurhausbad bleibt die Prinzregentenstraße 6. „Der alte Haupteingang ist auch der neue“, ergänzt Reitter.
In der ersten Zeit werden hier provisorische Rampen den barrierefreien Zugang ermöglichen. Später gibt es einen barrierefreien Eingang im Innenhof. Von dort gelangt man in das Untergeschoss, ein Aufzug bringt ins Parterre und in die zwei Obergeschosse.
Wer durch den Haupteingang das Kurhausbad betritt, gelangt ins Vestibül, das wieder in den Farben erstrahlt wie vor 93 Jahren. „Littmann war ein mutiger Farbgeber“, sagt Teichmann. Die Wände waren im Lauf der Zeit übermalt worden, jetzt präsentieren sie sich wieder in Terrakotta-Rot und Grün. Das Geländer im Treppenhaus zeigt den Originalzustand und auch die Buntglasfenster wurden so ergänzt, wie sie früher waren.
Vestibül als Schmuckstück
„Das Vestibül ist das Schmuckstück in dem Gebäude“, schwärmt Teichmann. Reitter ergänzt: „Es ist der große Verteiler.“ Vom Foyer aus sind alle Etagen zu Fuß erreichbar. Die Gebäudestruktur blieb weitgehend erhalten und die historischen Badekabinen wurden zu Büro- und Sozialräumen umgebaut. Um die Raumgrößen anzupassen, mussten einzelne Trennwände weichen, so dass ein Zimmer heute den Platz von zwei bis drei Badekabinen einnimmt.
Eine neue Brandmeldeanlage ist installiert, ebenso eine neue Lüftungstechnik. Letztere haben die Installateure in die vorhandenen Dachtragwerke eingebaut. Aus denkmalpflegerischer Sicht besonders spannend ist der Südflügel im ersten Obergeschoss. Eine Badekabine wurde erhalten und restauriert.
Es sieht aus wie 1927
Im Flur an den Wänden zeigen sich die historischen Fliesen des Badehauses und auch die Türen in die Räume sind zu einem großen Teil noch die originalen. Die Fenster in den Büros blieben unverfälscht. „Hier sieht es so aus wie 1927“, sagt Teichmann. Die ehemaligen Gymnastikräume im zweiten Obergeschoss über dem Vestibül stehen ab sofort als Vortragsräume zur Verfügung.
Im Untergeschoss dauern die Arbeiten noch eine Weile an. In der alten Dampfbadeabteilung im Südflügel kommt später einmal die Gastronomie unter. Die historischen Dampfbäder und Holzkabinen wurden restauriert und können in das Restaurant integriert werden.
Wie das Finanzministerium informiert, steht für die Gastronomie gegenwärtig noch kein Betreiber fest. Im mittleren Bereich des Untergeschosses ist eine Bartheke vorgesehen, die zum Restaurant gehört. Außerdem soll es im Foyer im Untergeschoss einen Infopoint geben sowie eine Entnahmestelle für Heilwasser.
Abfüllanlage für Heilwasser
Im Keller des Nordflügels hat sich früher einmal der Technikbereich für das Kurhausbad befunden. Hier wird künftig die neue Heilwasseraufbereitungs- und Abfüllanlage anzutreffen sein. Der Umzug der Anlage ist für das erste Quartal 2021 geplant. Derzeit werde ein Konzept für den Schaubetrieb erarbeitet. „Wann die Heilwasseraufbereitungs- und Abfüllanlage für die Öffentlichkeit zugänglich ist, steht aktuell noch nicht fest“, teilt die Ministeriumssprecherin mit. Die Anlage war bislang im Krugmagazin in der Kurhausstraße untergebracht.
Im Heizhaus stehen jetzt statt Kohlekessel ein Blockheizkraftwerk, ein Spitzenlastkessel, Rückkühlanlagen und Transformatoren sowie eine Netzersatzanlage. Wie die Planer berichten, werden die Arbeiten an der Außenanlage vorerst hintenangestellt, bis die Pläne für das Hotelprojekt auf dem ehemaligen Steigenberger-Areal konkreter werden. Die Gestaltung des Außenbereichs solle darauf abgestimmt sein.