
Gäste des Zeltplatzes am Heiligenhof bemerkten in der Nacht zum Sonntag, gegen Mitternacht, plötzlich, dass auf dem Dach des gegenüberliegenden Gebäudes gerade ein Brand entsteht. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich in diesem Haus 118 Gäste, schreibt die Polizei in ihrem Bericht am Sonntag.
Es handelte sich dabei um eine Kinderfreizeitgruppe aus Allendorf mit 60 Personen, eine Kinderfreizeitgruppe aus der Tschechischen Republik mit 30 Personen, eine Senioren-Singgruppe aus Winnenden mit 24 Personen sowie um vier Einzelgäste, heißt es weiter. Beim Eintreffen von Polizei-, Feuerwehr- und Rettungskräften hatte bereits der Großteil der Gäste das Gebäude verlassen. Dennoch wurde noch eine Person schlafend in dem Gebäude angetroffen, berichtet die Polizei.
Gäste verließen das Gebäude unverletzt
Sofort begann man, den Brandherd auf dem Dach des Gebäudes zu löschen. Der Einsatzleiter Feuerwehr bildete drei Einsatzabschnitte, heißt es in einer Pressemitteilung von Stadtbrandinspektor Harald Albert zum nächtlichen Geschehen vor Ort. Im ersten Einsatzabschnitt sei ein Außenangriff über die Drehleiter und mittels eines Löschgruppenfahrzeugs aus Bad Kissingen durchgeführt worden.

Im zweiten Einsatzabschnitt wurde ein Innenangriff durchgeführt, heißt es weiter. Hier waren ein zweites Löschgruppenfahrzeug und der Rüstwagen der Feuerwehr Bad Kissingen im Einsatz sowie ein Tragkraftspritzenfahrzeug der Albertshausener Wehr und Atemschutzgeräteträger der Feuerwehr Arnshausen. Im Einsatzabschnitt drei baute die Feuerwehr Garitz, laut Bericht des Stadtbrandinspektors, die Löschwasserversorgung für die eingesetzten Feuerwehren auf. Auch die zweite Drehleiter aus Bad Kissingen sowie die Feuerwehr Reiterswiesen standen bereit, da am Anfang die Lage unklar gewesen sei, schreibt Albert.
Das Rote Kreuz versorgte die Hausgäste
Nach bisherigen Erkenntnissen könne man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von einem technischen Defekt als Auslöser des Brandes ausgehen, gibt die Polizei in ihrem Bericht an. Verletzt wurde glücklicherweise niemand. "Ich bin den Feuerwehren so dankbar, das ist eine tolle Leistung gewesen", sagt Steffen Hörtler, der Leiter des Heiligenhofs, am Sonntagmittag im Gespräch mit dieser Redaktion.
"Alle Einsatzkräfte haben sich sehr gekümmert." Kaum hatten die jungen Leute auf dem Zeltplatz das Feuer gemeldet, habe auch schon die Brandmeldeanlage angeschlagen, erzählt Hörtler. Anschaffung und Wartung dieser Anlage seien zwar sehr teuer. "Aber im Notfall sieht man eben, wie wichtig Brandschutz ist."
Als Brandherd konnte, nach den Berichten von Polizei und Feuerwehr, ein Wärmetauscher der Klimaanlage, welcher auf dem Gebäudedach installiert war, identifiziert werden. Einen nennenswerten Übergriff des Brandes auf die Dachkonstruktion habe man aber rechtzeitig verhindern können, schreibt die Polizei.
Hörtler spricht von großem Zusammenhalt vor Ort
Nach Hörtlers Angaben ist der Schaden aber "größer als gedacht", weil das Dachgebälk in Mitleidenschaft gezogen wurde und Löschwasser naturgemäß auch ins Innere des Hauses gelangte. Dennoch sei das Wichtigste, dass kein Mensch zu Schaden kam.

Während der in der Nacht erfolgten Löschmaßnahmen durch die Feuerwehren aus Bad Kissingen, Garitz, Albertshausen, Arnshausen und Reiterswiesen wurden die Hausgäste durch das Rote Kreuz mit warmen Getränken und Decken versorgt, berichtet die Polizei am Sonntag. Hörtler beobachtete in dieser nächtlichen Notlage einen "großen Zusammenhalt" vor Ort.
KJG Fulda kochte Kakao für die Kinder
Er erzählt zum Beispiel von den zehn- bis zwölfjährigen Kindern einer deutsch-tschechischen Freizeitgruppe, die teils in Unterwäsche vor dem Haus gestanden hätten, weil man sie unmittelbar aus den Betten geholt habe. Eine Gruppe der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG) aus Fulda, die ein großes Zelt auf dem Zeltplatz nebenan aufgebaut hatte, nahm die Mädchen und Buben dann in ihre Obhut und bot ihnen heißen Kakao an.

Die Seniorinnen und Senioren einer Sängergruppe, die auch im Heiligenhof zu Gast waren, hätten sich in der Nacht schließlich dazu entschlossen, vor dem Gebäude ein paar beruhigende Lieder zu singen, während die Feuerwehrleute löschten. Einer aus der Gruppe hatte nämlich, bevor er nach der Alarmierung ins Freie lief, noch seine Gitarre geschnappt und mit nach draußen genommen, erzählt der Heiligenhof-Chef.
Gegen zwei Uhr morgens konnten, nach Polizeiangaben, beinahe alle Übernachtungsgäste wieder ihre Zimmer beziehen. Die Verantwortlichen der Bildungsstätte kümmerten sich um die ersatzweise Unterbringung. Durch den Brand kam es zu einem Sachschaden im fünfstelligen Bereich, heißt es im Polizeiprotokoll. Vor Ort befanden sich 72 Einsatzkräfte der genannten fünf Feuerwehren, acht Helferinnen und Helfer des Roten Kreuzes sowie zwei Kräfte der Stadtwerke.
Insgesamt waren im Haupthaus und angrenzenden Gästehäusern rund 200 Personen untergebracht, sagt Hörtler. Am Sonntag sind alle, wie es die Buchungen vorsahen, abgereist. Glücklicherweise stünden derzeit lediglich vier Gästezimmer, aufgrund des Brandereignisses, nicht zur Verfügung. Denn schon am Sonntag reisen wieder 100 Kinder aus Stuttgart zu einer Freizeit an, sagt Hörtler. Zudem kommen zahlreiche Frauen aus dem ganzen Bundesgebiet jetzt hier zu einer großen Tagung zusammen. "Dann ist das Haus schon wieder ausgebucht."